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Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Titel: Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauel Veronika
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Unterrichtsbeginn betrat ihr Klassenlehrer das Zimmer. Mit einem besorgten Ausdruck im Gesicht wuchtete Herr Daschner seine speckige, braune Ledertasche auf das Pult und strich sich unsicher nicht vorhandene Haarsträhnen aus dem Gesicht.

    Umständlich räusperte er sich, ehe er zu sprechen begann.

    »Wie ihr wisst, gab es heute erneut einen Vorfall in der Schülerschaft, der Anlass zur Sorge gibt. Eure Mitschülerin Thea Mildner wurde soeben in die psychiatrische Abteilung des Kreiskrankenhauses eingeliefert. Damit ist sie bereits die Sechste in zwei Monaten.«

    Mia riss überrascht die Augen auf und hielt die Luft an. Sie hatte keine Ahnung davon gehabt, dass solche Vorfälle schon öfter stattgefunden hatten.

    Herr Daschner machte eine kurze Pause und fixierte dabei die Klasse eindringlich. Doch als niemand eine Regung zeigte, fuhr er unbeirrt fort.

    »Nach Rücksprache mit Theas Eltern ist ihre Tochter nach wie vor völlig von Sinnen. Sie murmelt wirres Zeug und weiß weder wer sie ist, noch erkennt sie ihre engsten Familienangehörigen.«

    Erneut unterbrach Herr Daschner seinen Bericht und ließ den Blick schweifen.

    »Kann mir jemand etwas dazu sagen?«

    Auch diesmal kam von den Schülern nichts zurück. Totenstille.

    Unsicher leckte sich der Lehrer über die spröden Lippen und ließ die Fingerknöchel knacken.

    »Der Schuldirektor kann sich mittlerweile von Anrufen besorgter Eltern nicht mehr retten. Auch macht ein Gerücht die Runde, dass Drogen im Spiel sein sollen und sogar von einer Sekte ist die Rede, die Anlass für die Ausfallerscheinungen von mittlerweile sechs Schülerinnen sein sollen.« Erregtes Gemurmel setzte ein. Entsetzten, Angst und Ahnungslosigkeit zierten die Gesichter der Schülerschar.

    »Ruhe!«, donnerte der Klassenlehrer, woraufhin überraschenderweise alle abrupt schwiegen.

    »Aufgrund der Vorfälle, der Gerüchte und der besorgten Anrufe eurer Eltern, beginnt nun die Polizei zu ermitteln. Und um Vertuschungen zu vermeiden, hat das Lehrerkollegium einstimmig beschlossen, die Schule bis auf Weiteres zu schließen. In einer Woche hätten ohnehin die Sommerferien begonnen und ich glaube kaum, dass jemand von euch nun Klage einreichen wird, dass euch jetzt eine weitere Woche Freizeit geschenkt wird.«

    Verhaltene Jubelrufe folgten und aufgeregte hitzige Diskussionen vertrieben die Stille im Zimmer.

    Herr Daschner trommelte ungeduldig auf sein Pult.

    »Ich bin mit meinen Ausführungen noch nicht am Ende«, gab er dröhnend von sich.

    Doch die Aussicht auf sieben Wochen schulfreie Zeit erschwerten es, dem in die Jahre gekommenen Pauker, sich Gehör zu verschaffen.

    Seine folgenden Worte gingen im Tumult unter.

    »Ich hoffe, ihr nutzt die Zeit bis Mitte September sinnvoll und vergesst auch nicht eure Nasen das eine oder andere Mal in die Lehrbücher zu stecken.«

    Herr Daschner erhob sich und wandte sich zum Gehen.

    »Ach ja und falls sich die Polizei mit Fragen an euch wendet, so bitte ich euch, diese mit aller Sorgfalt und Konzentration zu beantworten. Und Kinder, wenn ihr irgendetwas zur Auflösung dieser Sache beitragen könnt, so bitte ich euch eindringlich, es zu melden. Ansonsten … schöne Ferien!«

    »Sieben Wochen keine Penne, ich glaub es kaum«, schrie ein Mädchen, namens Hanna, mit dicken roten Zöpfen und Sommersprossen auf den Wangen, wie Sand am Meer.

    Die Freude über den langen, schulfreien Sommer erstickte die Sorge um die kranken Mitschülerinnen im Keim. Kein Wort des Mitgefühls kam über die Lippen der Jugendlichen. Nur Mia saß, wie vor den Kopf geschlagen, auf ihrem Stuhl und fixierte die zwei freien Plätze ihr gegenüber. Die Plätze der Le Vrai Zwillinge.

     

     

Nervtötende Reise

    N ach einer Woche faulenzen und destruktivem Rumhängen im – zugegeben – wundervollen, eingewachsenen Garten, bereitete Mia die Aussicht auf sechs weitere Wochen Langeweile massive Migräneattacken. Denn ohne Schule schied auch die Möglichkeit aus, sich einen Freundeskreis aufzubauen. Aus diesem Grund musste sich Mia sehr um jugendliches Desinteresse bemühen, als ihr ihre Eltern einen Prospekt von einem Ferienlager unter die Nase legten. Die Ferienmaßnahme war von einer gemeinnützigen Initiative ins Leben gerufen worden, um die langen Sommerferien zu überbrücken.

    Nach Auskunft ihrer Eltern schien ein Großteil ihrer neuen Klassenkameraden an dem Ferienprogramm teilzunehmen. Und obwohl Mia nach wie vor der Ansicht war, dass es sich bei dem

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