Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
dieser Liste zu sichern.«
Aleksander zwinkerte ihr zu und schlug die Beine übereinander.
Mia ärgerte sich maßlos, dass er ihr die Tatsache unter die Nase rieb, noch keine, zumindest oberflächlichen Freundschaften geschlossen zu haben.
Kopfschüttelnd über eine derartige Selbstverliebtheit ließ sie die Haare nach vorne fallen. Ein pinkfarbener leuchtender Vorhang, um Distanz zu schaffen und sich abzuschotten. Sie wollte Aleksander keine weiteren Gelegenheiten geben, sie vollzulabern, geschweige denn zu demütigen. Wortlos betrachtete Mia den hochsommerlichen Himmel, bei dessen Farbspiel zwischen Azurblau und Aschgrau sich langsam aber stetig das Dunkle durchsetzte. Ein unverkennbares Zeichen für die hereinbrechende Nacht.
Mia versuchte ihre Gedanken gen Ferienlager zu lenken, doch immer wieder wehte ein Hauch von Aleksanders Duft in ihre Nase und ließ ihre Vorstellungen schwammig werden. Peinlich gierig sog sie das Duftgemisch in ihre Lungen und schnupperte nach mehr. Sie konnte nicht sagen nach was er roch, sie konnte nur sagen wie. Wundervoll! Einzigartig! Höllisch gut!
In diesem Moment wünschte Mia sich nichts so sehr auf der Welt wie einen dicken, fetten Schnupfen, der ihr die Nase verstopfte und sämtliche Geruchs- und Geschmacksnerven lahmlegte. Doch sie verspürte nicht einmal den Anflug einer Erkältung, selbst der sonst so verhasste Heuschnupfen ließ sie kläglich im Stich.
Das monotone Motorengeräusch des altersschwachen Busses und das gedämpfte Gemurmel ihrer Mitschüler wirkte einschläfernd auf Mia. Ein vorsichtiger Seitenblick durch die pinkfarbene Wallemähne beschied ihr die Gewissheit, dass selbst Mr. Ach-wie-bin-ich-toll die Augen zugefallen waren. Und ob Mia wollte oder nicht, sie konnte nicht widerstehen, sich die Haare hinter die Ohren zu klemmen und aufmerksam Aleksanders, vom Schlaf entspannte Gesichtszüge zu studieren. Doch just in dem Augenblick, als Mia gerade ihre Entdeckungsreise von den sinnlichen, roten Lippen zu seinen Wangenknochen fortführen wollte, hob er seine Lider und sah ihr kerzengerade in die Augen.
»Gefällt dir, was du siehst?«
Mia wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Sie begann umständlich zu stottern und nach einer passenden Ausrede zu suchen. Doch die Nervosität und Aleksanders frotzelnde Worte machten ihr einen Strich durch die Rechnung.
Krampfhaft steckte sie ihre Hände in die Hosentaschen und senkte ihren Kopf, der starke Ähnlichkeit mit einem aufgeblasenen, roten Luftballon aufwies.
Doch scheinbar gefiel es Aleksander, sie in Verlegenheit zu bringen, denn er setzte noch eins drauf.
»Ihr Mädchen seid so überaus peinlich und leicht zu durchschauen. Kaum steht ihr auf einen Typen, werft ihr all eure Prinzipien über Bord.«
Aleksander betrachtete sie herablassend.
Mia fuhr in die Höhe. Ihre Augen blitzten zornig und gefährlich.
»Das glaubst auch nur du! Ich werde an meinen Prinzipien immer festhalten. Meine Wünsche, Träume und Vorstellungen haben immer Vorrang. Zumindest vor den Ansprüchen, die ein Typ an mich stellt!«
Mia atmete tief ein und schrie ihren ganzen Ärger und Frust heraus, der sich die letzten Tage in ihr angestaut hatte.
»Und glaube nur nicht, dass ich dich auch so unwiderstehlich finde wie der Rest dieser Puten hier. Niemals werde ich dir nachdackeln wie ein kleines Hündchen! Der einzige Grund, warum ich dich angeschaut habe, ist der, weil ich es nicht fassen kann, wie jemand derartig gemein, hinterhältig, gehässig und selbstverliebt sein kann wie du. Ich hasse dich Aleksander Le Vrai! Ich hasse dich aus tiefstem Herzen!«
Mia fing den verdutzten Blick auf, mit dem Aleksander sie bedachte.
Scheinbar hat noch nie jemand so mit dir geredet. Aber gerade dann war es wohl an der Zeit, dass es mal wer tut , dachte sie zufrieden und ließ sich in ihren Sitz sinken. Sie hatte ihr Ziel, Aleksander mundtot zu machen, erreicht.
Doch das Hochgefühl über ihren Triumph blieb aus.
Denn dagegen, dass ihr Herz erneut schneller zu schlagen begann, als sie Aleksanders Nähe und Wärme spürte, war sie machtlos, was ihr erneut ihre Schwäche und Angreifbarkeit vor Augen führte. Nämlich die Schwäche, nicht Herr über ihre Gefühle zu sein und diese in Schach halten zu können und die Angreifbarkeit und Furcht darüber, verletzt zu werden.
Verärgert über sich und ihre unkontrollierbaren Empfindungen presste sie die Augen zu und hoffte noch für eine geraume Weile, schlafen zu
Weitere Kostenlose Bücher