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Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Titel: Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauel Veronika
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können.

    Während Mia mit dem Schlaf kämpfte und schlussendlich dann auch als Sieger hervorging, saß Aleksander wie fest zementiert auf dem zerschlissenen Polster des Bussitzes und ließ Mias Worte sacken. Noch niemals zuvor hatte es jemand, geschweige denn ein Mädchen gewagt, derart frech und ehrlich zu ihm zu sein. Die Frauen langweilten ihn. Es war so herrlich einfach, jedoch auf Dauer ziemlich ermüdend, sie um den Finger zu wickeln. Ein wenig Gesäusel hier, ein gewagter Augenaufschlag da und ein zartes Lächeln im richtigen Moment ließ Frauenherzen in schwindelerregende Höhen schlagen.

    So leicht, so unkompliziert und so…langweilig.

    Vorsicht, um den Schlaf der kleinen Wildkatze nicht zu stören, drehte er den Kopf und ließ seine Augen über die in sich ruhende Gestalt wandern.

    Lange, schlanke Beine, eine fast schon zierliche Gestalt und ein ebenmäßiges Gesicht. Wären nicht diese abscheulich pinkfarbenen Haare gewesen, Aleksander hätte sie durchaus als hübsch bezeichnet. Nicht dass er nicht schon genug gut aussehende Frauen gehabt hätte. Doch etwas an dieser reizte ihn. Forderte ihn heraus, schon seit ihrem ersten Zusammentreffen im Flur des Schulhauses. Es war jedoch nicht ihr Aussehen, was natürlich durchaus nicht übel war. Aleksander konnte nicht beschreiben, was ihn zu ihr zog. Vielleicht ihre ruppige Art. Vielleicht die Tatsache, dass sie nicht so leicht zu haben und zu beeindrucken war, wie der Rest dieser aufgetakelten Hühner. Vielleicht waren es auch ihre Augen, in denen sich stets Zurückhaltung, Vorsicht, fast ein wenig Furcht spiegelte. Die Augen des Mädchens verrieten sie. Der Panzer aus Coolness und Gleichgültigkeit, der sie umgab, wie eine schützende Mauer, zerbrach in tausend Scherben, sobald ihr jemand in die Augen sah – dem Fenster zur Seele.

    Ein kleiner Seufzer, der ihr im Schlaf entrann, lockte ein sachtes Lächeln auf Aleksanders Gesicht und ließ ihn für den Bruchteil einer Sekunde fast liebevoll wirken. Doch das energische Räuspern seines Bruders, und der warnende Blick holten ihn schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Aleksander verschränkte die Arme vor der Brust, legte die Stirn in Falten und verbat sich seine Gedankengänge weiter auszuführen. Nichts war ihm verboten, alles ihm erlaubt, nur das Eine nicht. Das Zulassen von Empfindungen. Binnen weniger Augenblicke sah er aus wie zuvor. Wunderschön ... und eiskalt. Eine gemeißelte Skulptur, ohne Gefühl und auch nur den Hauch von Wärme.

     
    Aleksander starrte mit leerem Blick über die plüschige Lehne des Rücksitzes und beobachtete seinen Bruder. Völlig entspannt saß er da. In seinen Armen das Mädchen mit den roten Zöpfen. Hanna. Es würde nicht lange dauern, bis ihren Platz eine andere junge Frau einnehmen würde. Nathan grinste seinem Bruder zu und formte mit den Fingern zuerst das Victoryzeichen und anschließend eine Zahl. Vier! Das Doppelte von dem, was er selbst vorzuweisen hatte.

    Aleksander hob die Schultern und gab sich erhebliche Mühe, möglichst unbeeindruckt zu wirken. Doch sein Zwilling kannte ihn einfach zu gut. Nathan stieß ein kehliges Lachen aus und zog das rothaarige Mädchen noch näher an sich.

     

     

Bedrohungen

    I n der Ferne hoben sich bunte Lichter vor dem mittlerweile dunklen Nachthimmel ab. Rot, grün, gelb und blau. Wie eine bunte Schlange wanden sie sich um Unsichtbares, was sich erst beim Näherkommen als brüchiger Torbogen offenbarte. Der Eingang zum Sommercamp. Mit einem Ruck kam das Fahrzeug schlingernd vor dem Portal zum Stehen. Scheinbar war das Gefährt nicht nur in seinem Erscheinungsbild altmodisch, sondern auch in den ein oder anderen Bauteilen. Und allem Anschein nach gehörten dazu auch die Bremsen. Pfeifend öffnete sich die Bustür. Der ein oder andere Kreischer wurde laut, als das Gerumpel die Mehrzahl der Schüler unsanft aus ihren Träumen schreckte.

    Auch Mia schreckte auf und wurde mit der Wange durch die leichte Schieflage des Busses dicht an Aleksander gedrückt.

    »Hoppla, sieht so aus, als könntest du doch nicht die Finger von mir lassen!«

    »Davon träumst du wohl«, gab Mia zurück und beglückwünschte sich im Stillen für ihre Schlagfertigkeit.

    Grob stieß sie Aleksander von sich, schnappte sich ihren Rucksack und drängelte sich an ihm vorbei in Richtung Ausgang. Wobei sie ihm mit voller Absicht auf die sündhaft teuren Sneakers trat, was ihr einen Hauch von Genugtuung verschaffte, welcher weitaus befriedigender

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