Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
hättest du mich nicht gesehen. Und kümmere dich nicht weiter, damit hilfst du mir am besten.«
»Wenn du schon solche Forderungen stellst, dann sag mir wenigstens, was geschehen ist. Ich trage jetzt immerhin ein Stück weit Verantwortung dadurch, dass ich dich hier völlig aufgelöst gefunden habe.«
»Ich weiß selbst nicht, was war«, flüsterte das Mädchen kaum hörbar. »Doch ich will keine Probleme mit dem Campleiter bekommen, weil ich mich allem Anschein nach unerlaubt vom Platz entfernt habe.«
»Hä? Wie, du weißt nicht, was war?«
»Ich kann mich nicht erinnern.« Wieder dieser flüchtige Blick zum Waldrand.
»Du meinst, du hast dein Gedächtnis verloren?«
Schulterzucken.
»Aber du musst doch noch irgendwas von dem wissen, was gestern gelaufen ist.«
Zumindest deine innige Kuschelstunde mit Aleksander wird dir doch wohl noch im Gedächtnis sein.
»Das Letzte, an was ich mich erinnere, ist, dass ich mit einem der Zwillinge am Lagerfeuer saß. Danach … nichts. Fehlanzeige.«
Dachte ich es mir doch, dass du DAS nicht vergessen hast.
Eine heiße Welle der Eifersucht schwappte über Mia zusammen, als ihr das Stell-dich-ein der Beiden vom letzten Abend einfiel.
»Wie wärs, wenn du ihn dann fragst, was weiter gelaufen ist«, giftete sie ungewollt.
Doch Waldtroll schien das gar nicht weiter aufzufallen.
»Gute Idee.« In ihre Augen kehrte das Strahlen zurück.
Sie streckte Mia die Hand entgegen.
»Ich bin übrigens Dana.«
»Mia.« Schlaff und kurz drückte sie Danas Hand.
Hinter ihnen erklang das Ratschen von Reißverschluss. Immer mehr der völlig übernächtigten Jugendlichen krabbelten gähnend und mit kleinen Augen aus dem Zelt.
Auch Nathan Le Vrai gab sich die Ehre. Anmutig und gelassen wand er sich aus der Campingbehausung. Ein tödlicher Blick in Richtung Mia. Dann blieben seine Augen an Dana hängen. Ein hartes, kehliges Lachen folgte, dann entschwand er Richtung See.
Schade, dass sich Piranhas, Stachelrochen und Tigerhaie so selten in Bergseen verirren.
»Aleksander scheint immer noch zu schlafen«, quietschte Dana neben ihr.
»Ich glaube, ich sehe mal nach ihm. Dann kann er mir vielleicht Antworten auf meine Fragen geben.«
Kaum vorstellbar, dass dich nur die Antworten interessieren werden, einfältige Ziege!
Grinsend wie ein Maikäfer schwebte Dana auf das Zelt der Jungs zu und schlüpfte durch den Eingang.
Seltsam, wie schnell sie sich vom ängstlichen Häschen zum durchtriebenen Luder gewandelt hat. Aber wenn es um die Zwillinge geht, spielen alle verrückt.
Sogar ich!
Mia schüttelte sich. Diesen letzten Satz habe ich jetzt nicht wirklich gedacht , oder?
Zähneknirschend und nicht weiter darüber nachdenkend, was sich hinter der farbigen Plane nun abspielte, stampfte Mia zum Mädchenzelt.
Einige Zeit später hielt sie glücklich ihren Rucksack in den Händen.
Der Inhalt, nass aber komplett.
Sie zerrte eine Röhrenjeans heraus und schlüpfte hinein.
Die Feuchtigkeit der Hose erwies sich als mehr als unangenehm. Der Stoff rieb beim Gehen an ihren Beinen und sie bemerkte, wie sich wunde Stellen bildeten.
Scheiß Tag.
Scheiß Ausflug.
Scheiß Umzug.
Scheiß Leben.
Frustriert riss sie die Hose von den Hüften und legte sie über einen Stein zum Trocknen. Immerhin würde dies, in Erwartung eines warmen Tages, nicht allzu lange dauern.
Die Stimme des Campleiters schallte über den Platz und trommelte die Jugendlichen an der Feuerstelle zusammen.
Mia fixierte, ungeachtet Nathans hämischen Gesichtsausdrucks, das Jungenzelt.
Dana kletterte etwas ungelenk aus dem Zelt.
Unmittelbar dahinter kam Aleksanders schwarzer Haarschopf zum Vorschein. Die Mähne total verzottelt, einen Abdruck vom Reißverschluss auf der Wange und mit einem Blick, der nicht zu deuten war. Sein verschlafenes Erscheinungsbild ließ ihn einfach nur süß wirken.
Oh Shit! Er ist wirklich zum Verlieben schön .
Mia kniff die Augen zusammen und stöhnte innerlich auf.
Du blöde Gans, kannst du dich nicht einmal beherrschen. Nimm endlich zur Kenntnis, dass er schön ist. Schön blöd!
Doch ihre Bemühungen, sich Aleksander dämlich, unattraktiv und unscheinbar zu reden, fruchteten genauso wenig wie der Versuch, ihn nicht zu beachten.
Wie gerne hätte sie gewusst, was sich hinter den verschlossenen Wänden zwischen Dana und ihm abgespielt hatte.
Doch Aleksanders Gesicht glich dem einer leblosen
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