Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
aufgrund dessen, dass ihr eigene Körpertemperatur wohl nahe an der eines Eis am Stiels gelegen hatte, hätte sie sogar eine finnische Sauna lediglich als angenehm warm empfunden.
Mia merkte, wie sie zu schwitzen begann. Der dicke Schlafsack, Aleksander und die schlechte Luft im Zelt, in die 25 Jugendliche ihren Atem ausstießen. Ein Dampfbad war ein Witz dagegen.
Doch Mia konnte sich dennoch nicht dazu aufraffen, ihrem Lager Lebewohl zu sagen. Und obwohl ihr Inneres genau wusste, welchen Grund es dafür gab, kämpfte sie im Stillen vehement dagegen an. Denn immerhin, im Ausreden suchen konnte ihr so leicht niemand etwas vormachen. Und Mia fiel nicht nur eine ein.
Faulheit.
Müdigkeit (dabei war sie topfit).
Niemanden wecken.
Kräfte sammeln.
… Aleksander.
AAAAAAAAAhhhhhhhhhhhhhhhh!
Nein und nein und nochmals nein!
Mia verbot sich weitere Gedankengänge in diese Richtung. Sie versuchte die kribbelnden Gefühle, die der dicht an sie gedrängte Körper hinter ihr auslöste, zu ignorieren und konzentrierte sich auf das Geschehen im Zelt. Bunte Schlafsäcke. Laute Schnarcher. Leise Schnarcher. Unterdrücktes Gekicher. Und ganz vorne eindeutige, rhythmische Bewegungen und leises Stöhnen unter einem Berg von Decken und Klamotten.
Soweit Mia die Zeltaufteilung noch richtig im Kopf hatte, musste dies Felix’ Schlafplatz sein.
Testosterongesteuerter Breitmaulfrosch .
Schamhaft senkte sie den Blick. Zu peinlich, wenn er sehen würde, dass sie ihn beobachtete. Und dann auch noch bei SOWAS.
Sie schob den Schlafsack ein Stück zur Seite, um wenigstens ein wenig Luft an ihren überhitzten Körper zu lassen. Dabei blieben ihre Augen wie von selbst an dem Arm hängen, der sich da um ihren Körper schlängelte.
Lange, schlanke Finger. Schöne Fingernägel mit perfekt geformtem, weißen Halbmond an den Spitzen.
Der lebt wahrscheinlich nach dem Motto: Oh nein, mir ist ein Fingernagel abgebrochen! Wo ist die Nummer des nächsten Kosmetiksalons?
Mia zog unwillig die Nase kraus. Dennoch konnte sie den Blick nicht abwenden.
Ein sehniger Unterarm mit harten Muskeln, der verriet, dass sein Besitzer alles andere als ein Schwächling war.
Weiter kam sie nicht, denn das begrenzte Sichtfeld schränkte sie in ihren Betrachtungen extrem ein.
Ob er tatsächlich noch tief und fest schläft?
Mia hielt die Luft an und konzentrierte sich auf die Geräusche hinter sich. Aleksander atmete friedlich und gleichmäßig, ganz so, wie es nur Schlafenden möglich war.
Mia wog kurz das Für und Wider ihres Vorhabens ab, doch dann konnte sie nicht länger widerstehen. Falls Aleksander dennoch erwachen sollte, würde sie einfach schnell die Augen schließen und so tun als schliefe sie.
Trotzdem trommelte ihr Herz vor Aufregung fast schmerzhaft gegen ihre Rippenbögen, als sie sich unter seinem Arm langsam und bedächtig zu ihm herumdrehte.
Mia hielt die Augen geschlossen. Erst als sie in Endposition lag, wagte sie ein kleines Schielen unter minimal geöffneten Lidern. Aleksanders Gesicht lag völlig entspannt vor ihr. Ihre Augendeckel rutschten wie von selbst in die Höhe, um sich an dem Anblick, der sich ihr bot, zu ergötzen.
Schön wie ein Engel lag er da.
Ein ebenmäßiges Gesicht.
Absolut reine, samtige Haut.
Hohe Wangenknochen.
Wimpern, für die Topmodels gemordet hätten.
Ein Mund, zum Sterben schön.
Mia versuchte gerade die Form seiner Augen einzuschätzen. Mandelförmig? Als sich diese mit einem Ruck öffneten.
»Du solltest Detektiv als potentiellen Ausbildungsberuf in Betracht ziehen.«
Wo bitte ist das nächste Mauseloch? Oder noch besser, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für einen Sekundentod.
Aleksander hob erheitert eine Augenbraue.
»Sehe ich im Schlaf ebenso unwiderstehlich aus wie im wachen Zustand?«, fragte er spitzbübisch. In seinen Augen funkelte es übermütig.
Mia versuchte sich zu rechtfertigen, was allerdings recht kläglich ausfiel.
»Ich bin eben erst aufgewacht. Da hatte ich leider noch nicht die Zeit, um mich mit deinem Äußeren zu beschäftigen.«
»Du bereust es also?«
»Was bereue ich?«
»Na, dass du noch nicht die Gelegenheit erhalten hast, mich näher zu betrachten.«
Aleksanders Mundwinkel zuckten verräterisch.
»Tu dir keinen Zwang an, ich stehe dir vollends zur Verfügung.«
Er stützte sich auf seinen Ellbogen und schmiss sich in Pose.
Sein selbstgerechtes Grinsen trieb sie zur Weißglut.
Ein violettes Veilchen würde
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