Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
farblich ausgezeichnet mit dem Blau seiner Augen harmonieren.
In ihren Fingerspitzen zuckte es.
»Danke ich verzichte!«, stieß sie mit einer Selbstbeherrschung hervor, von der sie selbst nicht gewusst hatte, dass sie dazu fähig war.
»Schade, ich hätte dir äußerst gerne noch eine Weile in deine schönen Augen geschaut. Wusstest du, dass es möglich ist, sich allein mit Blicken zu streicheln?«
»Perversling!«
»Ich habe nicht gesagt, wo ich dich streicheln würde. Aber ich bin entsetzt darüber, welch sexistische Vorstellungen sich in deinem hübschen Kopf abspielen.«
Aleksander legte eine Hand vor seinen Mund. Und Mia war überzeugt, davon, dass er jeden Moment in haltloses Gelächter ausbrechen würde.
»Du kannst mich mal, Le Vrai«, zischte Mia und stand auf.
Aleksander lachte laut auf.
»Wenn ich gewusst hätte, dass es so leicht ist, dich zu kriegen, hätte ich mir so einiges an Verführungskunst ersparen können.«
»Du kannst deine Künste einsetzen, bei wem du willst. Bei mir fallen sie nicht auf fruchtbaren Boden.«
Mia machte sich in gebückter Haltung auf den Weg zum Ausgang und wusste, dass sie dabei in ihren Unterhosen ein ziemlich entwürdigendes Bild abgab. Es ärgerte sie maßlos, dass der Typ ihr ständig die Worte im Mund verdrehte.
Und es ärgerte sie noch mehr, dass es sie ärgerte.
Der Morgen begrüßte sie. Frisch und klar. Kein Wölkchen zierte den Augusthimmel, jegliche Indizien auf das gestrige Unwetter waren verschwunden, in Luft aufgelöst. So, als wäre es nie geschehen. Doch die Waldlichtung sprach eine gänzlich andere Sprache als, der schon fast obszön blaue Sommerhimmel. Eine umgeknickte Buche lag quer über der Campingbehausung der Mädchen. Stilles Indiz für die gestrige Wetterkatastrophe.
Auch der Rest der Waldlichtung sah aus, als hätte ein mittelschwerer Bürgerkrieg stattgefunden. Sämtliche Habseligkeiten aus dem Mädchenzelt, Kochutensilien und die Reste des gestrigen Abendmahles lagen in einem wüsten Durcheinander. Mia stapfte durch das Chaos auf der Suche nach ihrem Rucksack. Eine trockene Hose um ihre nackten Beine zu bedecken, wäre klar von Vorteil gewesen. Und auch Aleksanders Pullover wollte sie so schnell wie möglich loswerden.
Allerdings nur aus dem einen Grund, dass sie ihn kränken konnte.
Denn eigentlich fühlte sie sich in dem schwarzen Shirt durchaus wohl. Allein bei dem Gedanken daran, dass Aleksander den Pullover zuvor selbst auf seiner nackten Haut getragen hatte, stellten sich sämtliche Härchen auf Mias Armen hoch.
Aleksander …
Ein Phänomen.
Ein Urknall.
Ein Unikat.
Einzigartig.
Geheimnisumwoben.
Düster.
Gefährlich.
Aufregend.
Ein leises Schluchzen unterbrach Mias Grübeleien. Suchend schaute sie sich um und entdeckte, verborgen durch die zerrissene Zeltplane, einen dunklen Haarschopf. Neugierig schob sie sich näher heran. Das Bob-Mädchen saß im völlig aufgeweichten Waldboden, die Hände vors Gesicht geschlagen und weinte.
Mit Schlamm besudelten Hosen, Tannennadeln in den Haaren und den aufgeschürften Händen sah sie aus wie ein Waldtroll auf Beutezug.
»Hey«, sagte Mia sanft und legte ihr zögerlich den Arm auf die Schulter.
Erschrocken fuhr das Mädchen herum und starrte Mia aus weit aufgerissenen Augen an.
Ihre Muskeln versteiften sich und sie wich zurück.
»Ich tu dir doch nichts. Ist dir etwas passiert? Soll ich Hilfe holen?«
Das Mädchen schüttelte wild den Kopf. Immer wieder huschte ihr Blick ängstlich ins Unterholz.
Mia unternahm erneut einen Versuch, sie zum Reden zu bringen.
»Warst du etwa die ganze Nacht dort drinnen?« Ihr Finger zeigte zu den dicht verzweigten Waldriesen.
Zögerlich nickte das Mädchen mit dem Kopf.
»Oh Mann! Wie konnte denn das geschehen? Hattest du dich etwa verlaufen?«
Waldtroll zuckte, weiterhin stumm, mit den Schultern.
Mia resignierte. So kam sie nicht weiter. Irgendetwas musste dem Mädchen panische Angst eingejagt haben. Sie brauchte umgehend Hilfe.
»Ich hole mal den Psycho Doc«, murmelte sie und erhob sich.
Raketenartig krallte sich eine Hand in ihren Pullover. Aleksanders Pullover!
»Bitte sage nichts«, wimmerte das Mädchen und sah sie bittend an.
»Aber du brauchst Wechselsachen und jemand sollte sich deine Schürfwunden ansehen. Des Weiteren scheinst du völlig durch den Wind zu sein. Und ich glaube kaum, dass in deinem Zustand diese Umgebung hier das Richtige für dich ist.«
»Tu einfach so, als
Weitere Kostenlose Bücher