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Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand

Titel: Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mauel Veronika
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Richtung Innenstadt.

    Mit sauertöpfischer Miene stapfte Mia hinterdrein.

    Hunderte bunte Luftballons schlängelten sich an Schnüren über den Marktplatz. Bierbänke standen in Reih und Glied. Dutzende Kerzen brannten und verliehen dem Ganzen eine romantische Atmosphäre.

    »Ah da sind sie ja«, verkündete Mias Vater und eilte mit langen Schritten auf einen vollbärtigen Mann Mitte vierzig und seine übergewichtige Begleitung samt kleinem Sonnenschein zu.

    Nach stattgefundener Begrüßungszeremonie und sinnlosem Geplänkel nahmen sie auf einer der Sitzgarnituren Platz. Der Sonnenschein, welcher ihr als 8-jähriger Kevin vorgestellt wurde, entpuppte sich als scheinheiliger, kleiner Satansbraten.

    Während er mit gefaltenen Händen dasaß und lächelte, so als könne er kein Wässerchen trüben, trat er unter dem Tisch fortwährend gegen Mias Schienbein.

    Die Gespräche der Männer drehten sich ausschließlich um berufliche Fakten, während ihre Mutter und Misses »Meine Diät beginnt morgen« über die richtige Pflanzzeit von Gartengemüse fachsimpelten.

    Die Band, welche sich zu ihrem Entsetzten dem Jazz verschrieben hatte, machte ständig Pause und kippte einen Schnaps nach dem anderen, sodass nach einiger Zeit ihr Gesang eher an das Gequietsche alter Fahrräder erinnerte.

    Mia verdrehte die Augen. Die Dunkelheit, die Band, die monotonen Gespräche und die Tatsache, dass ihr Fuß mittlerweile wahrscheinlich prächtig mit ihrem gelben Barbiekleid harmonierte, nervten sie ungemein. Nach einem weiteren, gezielten Anschlag auf ihr Bein hatte Mia die Nase voll.

    »Noch einmal und ich mache Hackfleisch aus dir, du Wurm!«, zischte sie.

    »Mia!«, wies ihre Mutter sie erschrocken zurecht.

    Und Miss »Meine Diät beginnt morgen« zog affektiert die Augenbrauen nach oben und musterte sie wie ein ekliges Insekt.

    Und noch ehe Mia sich rechtfertigen konnte, meinte ihre Mum: »Sieh dich doch ein wenig um!«, und verpasste ihr einen Rempler.

    Eine elegante Beschreibung, um mich loszuwerden.

    Doch Mia, der im Moment alles lieber war, als sich das Trauerspiel dieser unterbelichteten Band und weitere körperliche Anschläge anzutun, fuhr augenblicklich hoch.

    »Gute Idee«, murmelte sie und schon war sie weg.

     
    Gedankenverloren streifte Mia durch die düsteren Gassen. Im Gegensatz zu den belebten Berliner Straßen, in denen um die Zeit im wahrsten Sinne der Punk abging, wirkte Schwarzendorf wie ausgestorben. Trotz der lauen Sommernacht kamen ihr nur sporadisch Menschen entgegen. Und auch diese schienen sich hier nicht sonderlich wohlzufühlen. Wie verschreckte Rehe auf der Flucht sahen sie zu, dass sie weiterkamen. Und Mia hatte dafür vollstes Verständnis. Eine Attraktion für Jugendliche konnte sie nirgends ausmachen. Es gab eine kleine Diskothek, die mit Musik Von vor fünf Jahren mal in , aufwartete. Ein Puff, der als Sammelstelle für vereinsamte Herzen, ohne Aussicht auf Veränderung diente. Und zwei kleine Weinlokale, die allem Anschein nach den Treffpunkt für Frauen ab dreißig abgaben, inklusive italienischer Kellnergigolos, die offensichtlich darauf aus waren, das ein oder andere unverbindliche Stell-Dich-ein klarzumachen.

    Mia blieb vor den Auslagen eines Buchladens stehen und begutachtete die Neuerscheinungen. Fantasy, wohin das Auge reichte, was nicht heißen sollte, dass sie das schlecht fand. Im Gegenteil, Mia war eine bekennende Fantasyleserin. Doch der Trend, der sich derzeit auf dem Markt abzeichnete, widersagte ihr zutiefst. Diesen ganzen Schnulzen, in denen sich naive Mädchen in Fantasiegestalten verliebten, konnte sie so rein gar nichts abgewinnen. Ihre Vorlieben waren im Genre Dark Fantasy zu suchen. Je gruseliger, desto besser. Mia betrachtete gerade das interessante Cover eines Werwolfromans, als hinter ihr ein Schatten auftauchte. Erschrocken hob sie den Kopf und sah die Konturen eines Körpers, die sich in der Schaufensterscheibe spiegelten.

    Starr vor Schreck blieb sie stehen und versuchte so zu tun, als bemerke sie denjenigen, der sich da hinter ihr aufgebaut hatte, gar nicht. Doch die Person legte es darauf an, nicht ignoriert zu werden.

    »Na, bist du auch eine von denen, die nachts davon träumt, von einem Werwolf geküsst zu werden?«

    Der spöttische Klang der Stimme … unverwechselbar. Unvergleichlich. Mia blieb nichts anderes übrig, als sich doch herumzudrehen. Ihre Hände und Beine zitterten dabei, dass sie das Gefühl hatte, die Stadtarbeiter hätten den Typ mit dem

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