Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
Presslufthammer in der Kanalisation unter ihr vergessen.
»Ich stehe nicht sonderlich darauf, eine feuchte, schlapprige, nach Kadaver stinkende, Wolfsschnauze in meinem Gesicht zu haben«, sagte Mia mühsam beherrscht.
»Hmm, auf welchen Typ Mann stehst du denn dann? Vielleicht auf den Elfenkönig aus dem Lande Es war einmal? «
Nathan hob die Augenbrauen und schaute sie herausfordernd an.
»Ich wüsste nicht, wieso ich gerade dir darauf eine Antwort geben sollte.«
Mias Angst vor Nathan steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. In seinem unbeweglichen Blick spiegelte sich nichts als Kaltschnäuzigkeit.
»Mich interessiert einfach, wie der Traum deiner schlaflosen Nächte sein soll.«
»Nathan, bitte«, Mias Stimme zitterte leicht. »Sag mir, was du willst, oder hör auf, mir ständig Angst einzujagen. Ich habe es so satt, von dir blöd angemacht zu werden.«
Nathan lachte ein Lachen, dem jede Spur von Humor fehlte.
»Dann gib mir endlich das, was ich will und du bist mich los, für alle Zeit.«
Mia verstand nicht, was Nathan ihr sagen wollte.
»Was meinst du?«
Nathan kam gefährlich nahe an sie heran. Sie fühlte die Wärme seines Körpers, die dieser abstrahlte, auf ihrer Haut. Eigentlich kein unangenehmer Zustand, in Anbetracht der Tatsache, dass sie ohne Jacke unterwegs war. Doch Nathans Körperwärme haftete nichts Beruhigendes, Entspannendes an. Es war eher so, als flackerten kleine Feuerzungen auf ihrer Haut, die sich jeden Moment durch ihre Haut, dann durch ihr Fleisch und anschließend durch die Eingeweide fressen würden.
Er beugte sich nahe an ihr Ohr und zischte: »Du sollst endlich zugeben, dass du in mich verliebt bist.«
Mia wich zurück, doch sie kam nicht weit. Sie saß in der Falle. Vor ihr Nathan und hinter ihr die Schaufensterscheibe, mit den Fantasyschnulzen.
»Aber ich bin nicht in dich verliebt, Nathan«, stotterte Mia verzweifelt.
»Lass mich doch einfach gehen. Du kannst jedes Mädchen der Schule haben, was willst du mit mir?«
Nathan warf den Kopf in den Nacken und lachte dröhnend.
»Bilde dir nur nichts ein, Spatzenhirn. Ich will nichts von dir außer der Wahrheit. Sage mir, dass du mich liebst.«
Nathan packte sie barsch am Arm und zog sie zu sich.
»SAG ES!«, brüllte er und sah sie aus Funken sprühenden Augen an.
Hinter Mias Kopf begaben sich die Gedanken auf eine abenteuerliche Karussellfahrt. Schneller und schneller drehten sie sich.
»Also gut«, schrie sie in ihrer Ausweglosigkeit. »Wenn du mich dann in Ruhe lässt, soll es so sein.«
Doch noch ehe Mia die drei Worte aussprechen konnte, wallte weißer Nebel um sie herum auf. Er verdichtete sich, wurde zu einer undurchdringlichen Wand, aus dessen Inneren das gleiche seltsame Licht strahlte, wie damals im Wald. Er hüllte Mia regelrecht ein, deckte sie zu und schottete sie ab. Vor der Welt, vor IHM.
Mia fühlte sich ausgesprochen behütet und geschützt in diesem Käfig aus weißer Luft.
Nach und nach verzog sich der Dunst, löste sich auf, doch nicht wie der natürliche Nebel, der des Morgens so oft über den Feldern waberte.
Dieser Dunstkreis zog sich so schnell zurück, als würde er von der Düse eines Staubsaugers eingesogen werden.
Als Mia wieder klar sehen konnte, war es, als habe die bedrängende Situation niemals stattgefunden. Eine leere Gasse, die Auslagen im Buchgeschäft, alles ganz normal. Von Nathan fehlte allerdings jede Spur.
»Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Was passiert hier nur?«, murmelte Mia mit bebenden Lippen.
Doch so sehr sie auch über eine Lösung, eine Erklärung, für das eben stattgefundene brütete, sie konnte keine finden.
Das Geschehene war einfach bar jeglicher menschlicher Logik.
Mit pochendem Herzen machte sich Mia auf den Rückweg zum Fest. Sie hatte jegliches Zeitgefühl verloren und daher keine Ahnung, wie lange sie schon unterwegs war.
Als Mia den Marktplatz erreichte, wurden gerade die Kerzen in einigen bunten Lampions entzündet, die an den fünf Bäumen schaukelten, welche sich kreisförmig um einen steinernen Brunnen gruppierten.
Mias Augen fanden ihre Eltern, die sich scheinbar prächtig ohne sie amüsierten. Vergnügt stießen sie gerade mit Wein an und kicherten mit den Arbeitskollegen wie Teenager. Ihre Mutter saß sogar auf dem Schoß ihres Vaters, wie Mia angewidert feststellte und wirkte, als hätte sie bereits einige Cocktails zuviel intus.
Mias Beklemmung wich einem Anflug von Ärger. Wenn ihre Eltern sie
Weitere Kostenlose Bücher