Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
dachte schon, dich sticht hier wer ab, so wie du gebrüllt hast.«
Pfeifend drehte er sich um und ließ sich auf den Fahrersitz fallen.
Der Rest der Jugendlichen brüllte vor Lachen.
Felix stand von seinem Platz auf und beugte sich über die Lehne.
»Hey Punk, bald hast du es geschafft. Dann kann Mami dir endlich die Löcher in deinen Hosen stopfen.«
Mia sparte sich den Kommentar, der ohnehin nicht sonderlich geistreich ausgefallen wäre.
»Er ist nur sauer, weil du ihm eine Abfuhr erteilt hast«, wisperte Aleksander.
»Leck mich! Ich bin fertig mit dir und deinem abscheulichen Bruder!«
»Ist das nur eine leere Drohung oder ein Versprechen?«
»Letzteres!«
»Das ist gut … sehr gut!«
Mit diesen Worten erhob sich Aleksander und schob sich auf den freien Sitz neben Dana, die ihn mit einem glückseligen Lächeln willkommen hieß.
Umstyling mit Folgen
J a um Himmels willen, wie siehst du denn aus?«
Geschockt starrte ihre Mutter das wandelnde Graffiti an, das sich als ihre Tochter entpuppte.
Mia konnte sich lebhaft vorstellen, dass sie grauenhaft aussehen musste. Der viele Lidschatten und dunkle Kajal hatte sich unter ihren Tränen aufgelöst und bedeckte nun Wangen und Schläfen.
Dennoch hätte sie sich eine etwas liebevollere Begrüßung gewünscht.
»Hi Mum«, murmelte sie und brachte etwas zustande, was man nur bei genauerem Hinsehen als Lächeln erkennen konnte.
»Kind, ich hegte die Hoffnung, dass das Feriencamp wenigstens ein wenig zu deiner positiven Entwicklung beitragen würde, aber du siehst …«
Mias Mutter legte den Kopf schief und betrachtete das, was ihr Kind darstellen sollte.
Dann packte sie ihre Tochter harsch an der Hand und zog sie zum Auto. Als Mia einen Blick zurück über die Schulter warf, sah sie, dass die Zwillinge bereits verschwunden waren. Zu gern hätte sie die Eltern der beiden gesehen.
Mias Mutter zog sie um das Auto herum zur Beifahrerseite, stieß die Tür auf und drückte ihre Tochter auf den Sitz.
»Für dich muss man sich wirklich schämen«, schimpfte sie, als sie Richtung zuhause fuhren.
»Hast du dir mal die anderen Kinder angesehen? Keiner läuft so herum wie du!«
Mia zog es vor, zu schweigen, was ihre Mutter noch mehr in Rage brachte.
»Mia! Hast du dazu gar nichts zu sagen?«
Mia zuckte seufzend die Schultern. Ihr fehlte jegliche Energie für eine Diskussion, geschweige denn für einen Streit.
»Was sollen nur die Leute von uns denken, Kind. Wenn du so in der Öffentlichkeit auftrittst.«
Genau das ist es, worauf ihr neuerdings so viel Wert legt. Doch ich bin euch dabei völlig egal.
Endlich zuhause angekommen, warf Mia die Autotür mit Wucht ins Schloss und flüchtete in ihr Zimmer.
Sie schmiss den Rucksack in die Ecke, Chucks und restliche Klamotten folgten. Auf nackten Zehenspitzen trippelte sie in ihr separates Badezimmer und stellte sich unter die Dusche.
Mia ließ sich unendlich viel Zeit und weitete die eigentlich angedachte kurze Dusche zu einer regelrechten Beautysession aus.
Duftende Mandelcreme auf dem Körper verteilen.
Augenbrauen zupfen.
Feuchtigkeitsmaske auflegen.
Lockenschaum verteilen.
Pflegenden Lippenstift auftragen.
Beim abschließenden Haare föhnen nahm sie sich die Zeit, das seit dem Umzug Geschehene noch einmal zu überdenken.
Einiges gefiel ihr hier. Z. B. das eigene Badezimmer und der große Garten.
Vieles verabscheute sie. Die neue Schule. Die Landpomeranzen. Die fehlende Punkszene.
Und ein paar Dinge stellten sie vor unlösbare Rätsel.
Allen voran natürlich die Zwillinge mit ihrer mysteriösen Ausstrahlung.
Theas plötzlicher psychischer Zusammenbruch.
Hannas und Danas Verschwinden und die seltsamen Zusammenhänge ihres Widererscheinens.
Plötzlich stockte Mia der Atem. Ihre Gedanken fuhren Karussell. Konnte es tatsächlich sein, dass …
»Aua!«
Sie hatte sich so sehr in ihre Theorien vertieft, dass sie aus Unachtsamkeit den Fön zu lange an eine Stelle gehalten hatte.
Missmutig legte sie den Fön zur Seite und betrachtete ihr Spiegelbild.
Ein schmales, zart gebräuntes (der Höhensonne sei Dank!) Gesicht, darin eingebettet graue Augen, die wie kleine Teiche wirkten. Tief und unergründlich.
Nur die pinkfarbenen Locken ließen sie nach wie vor eigensinnig und aggressiv wirken. Und genau zu diesem Zweck sollten sie auch dienen.
»Mich kriegt ihr nicht klein. Mich nicht!«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu.
Mia löschte das Licht
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