Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
Sturm?
Konnte ein Kuss so derart vollkommen sein?
Durfte es diese Anziehung, diese Leidenschaft, die sie in Aleksanders Nähe verspürte, überhaupt geben?
Sollte sie es zulassen, ihren Gefühlen nachzugeben, für einen Moment berauschender und doch vorgegaukelter Glückseligkeit?
Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, stieß sie Aleksander von sich.
Dieser fuhr sich fahrig durch das lange, dunkle Haar und starrte sie verwirrt an.
»Hey, kleiner Stern, habe ich etwas falsch gemacht?«
Mia lachte hysterisch auf.
»Das fragst du allen Ernstes?«
Mia strich sich die gebügelten Barbielocken aus dem Gesicht.
»Ich kann nicht fassen, was du meinst, dir erlauben zu können.«
Aleksander versuchte auf Mia zuzugehen, sie in den Arm zu nehmen, doch diese hob abwehrend die Hände und ging auf wackeligen Knien zurück.
»Nein Aleksander! Mag sein, dass du für den Moment lebst, wie du dich so schön auszudrücken weißt. Doch ich tue das nicht. Ich lasse mich nicht dafür benutzen, nur weil du Lust darauf hast, ein wenig zu kuscheln.« Mia Stimme zitterte gefährlich.
Aleksander seufzte tief.
»Mia, du hast da etwas total falsch verstanden. Niemals würde ich deine Gefühle missbrauchen.«
»Doch, Aleksander Le Vrai, denn das hast du schon getan. Du willst mich, aber nur für jetzt, für diese eine Nacht. Aber für morgen, übermorgen, nächste Woche bin ich dir scheinbar nicht gut genug.«
Aleksander schlug die Hände vors Gesicht und fiel vor Mia auf die Knie.
»Du bist mir mehr wert, als ich dir sagen kann. Doch dir mehr zu versprechen, als ich halten kann, wäre gelogen und dich will ich nicht belügen.«
Mia bedachte ihn mit einem Blick, der Wasser zum Gefrieren gebracht hätte.
»Okay, Le Vrai, du bist immerhin ehrlich. Doch ich bin es auch. So verrückt, dass ich mich für eine Nacht von dir benutzen lasse, bin ich nicht nach dir.«
Eigentlich bin ich mehr als verrückt nach dir und mein Herz hast du schon aus dem Takt gebracht, doch solange ich wenigstens meinen Verstand noch einigermaßen unter Kontrolle habe, kannst du dich zum Teufel scheren.
Aleksander senkte den Kopf.
»Ach, wenn ich nur so könnte, wie ich wollte«, flüsterte er mit gebrochener Stimme.
»Es gibt für jeden die Möglichkeit zu wählen. Auch für dich.«
»Ich bin dir nicht böse, denn du kannst nicht verstehen, was du nicht weißt und nicht wissen darfst.«
Aleksander erhob sich und ehe Mia es sich versah, lag sie in seinen Armen.
»Lass mich dich nur einmal halten. Nur einmal spüren, dass ich eine Erinnerung daran habe, wie es hätte sein können«, wisperte Aleksander ihr ins Ohr.
Und obwohl Mia Aleksanders durchtriebene Spielchen hasste wie nichts auf der Welt, stand sie stocksteif und ließ sich einfach halten. Wie groß war die Versuchung, sich einfach in seiner Umarmung zu verlieren.
Unter Aufbringung sämtlicher Willenskraft schob sie ihn schließlich von sich.
»Eigentlich hätte ich dir den Orion zeigen müssen, kleiner Stern. Denn das ist, meiner Meinung nach, das erstaunlichste Sternbild, das der Himmel uns zu bieten hat.«
Aleksander betrachtete fasziniert ihr Gesicht.
»Und auch wenn es jetzt im Dunklen nicht sichtbar ist, so weiß ich doch, dass die kleinen Sommersprossen auf deiner Nase eben dieses Sternbild bilden. Das des Orions. Für mich das schönste und auffallendste Sternbild von allen.«
Und ehe Mia sich versah, hob er die Hand und strich in einer zärtlichen Geste über ihre Nase.
Und sofort war es wieder da, das Gefühl von Wackelpudding in den Beinen, Ameisen auf der Haut und Schmetterlinge im Magen. Welch groteske Mischung!
Brrr … ich mutiere zur Insektenbehausung.
»Ich glaube, du gehst jetzt besser«, krächzte Mia schnell, ehe sie es sich doch noch anders überlegen konnte.
Aleksander schenkte ihr ein warmes Lächeln.
»Übrigens, du siehst heute Nacht atemberaubend aus. Das Kleid schmiegt sich perfekt an deinen Körper und mit den blonden Haaren siehst du aus wie ein kleiner Engel. Als seist du dem Himmel entflohen.«
Aleksander hob ihre Hand an seine Lippen und hauchte einen Kuss darauf. Und noch ehe Mia etwas darauf erwidern oder reagieren konnte, war er verschwunden.
Hin-und hergerissen zwischen Verwunderung und Empörung schaute Mia auf die Schemen des rätselhaften Jungen, der durch die Bäume entschwand.
Da stand sie nun im Mondschein, der sich bleich und milchig auf ihren blonden Haaren spiegelte und wusste nicht, was sie
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