Seelenfaenger - Deine Liebe raubt dir den Verstand
tun sollte.
Sie fror.
Das Haus war abgeschlossen.
Und wann ihre Eltern heimkehren würden, stand in den Sternen.
Die Sterne … Aleksander … , Mia seufzte und warf einen Blick zum Himmel hinauf.
Pfft. Der spinnt doch, als ob ich ein Sternbild auf der Nase tragen würde.
Doch als sie sich dran erinnerte, mit welcher Sanftheit er ihr diese Worte ins Ohr geflüstert hatte, spürte sie sofort ein leichtes Ziehen im Bauch.
Bei einem weiteren Blick auf die goldenen Pünktchen am Nachthimmel blieben ihre Augen am Fenster ihres Zimmers hängen, das weit offen stand.
»Ich bleibe bestimmt nicht die ganze Nacht hier draußen und friere mir einen ab«, grummelte sie und besah sich die Backsteinmauer ihres Hauses.
Doch die erwies sich, zumindest für sie als Laien in Sachen Kletterei, als unmöglich zu erklimmen.
»Dann eben über den Baum«, murmelte Mia und schwang das rechte Bein über den untersten Ast.
Stück für Stück hangelte sie sich nach oben, bis sie schließlich hoch in den Wipfeln der alten Kastanie saß. Erstaunt blieb sie sitzen. Wie anders die Welt hier oben aussah. Unwirklich. Wie ein Märchen aus uralter Zeit.
Ehrfürchtig ließ sie sich auf einen der dicken Äste nieder, lehnte den Kopf an den Stamm des Baumriesen und betrachtete diese fremde Welt um sich herum. Der Mondschein tauchte den Garten in ein weißliches Licht und ließ ihn wirken, als läge ein Zauber über ihm.
Plötzlich schoss ein goldener Pfeil über den Himmel.
Eine Sternschnuppe. Wie wunderschön. Jetzt darf ich mir was wünschen.
Und noch ehe Mia bewusst über einen Wunsch nachdenken und ihn gedanklich konkret formulieren konnte, hatte sich ihr Unterbewusstsein schon längst entschieden. Ein Gedankenblitz, zu schnell, zu kurz, um ihn vor dem Erscheinen ausblenden zu können.
Mia verzog den Mund zu einer Schnute. Glücklicherweise konnte Aleksander keine Gedanken lesen und laut wissenschaftlichen Studien war die Wirkung von Sternschnuppen auf Herzenswünsche ein Irrglaube. Bestenfalls eine schöne Geschichte, die man kleinen Kindern vorm Einschlafen erzählte, sodass diese schön artig im Bett liegen blieben und wie hypnotisiert auf den Himmel starrten, bis ihnen die Augen zufielen.
Eigentlich ganz schön durchtrieben, was manche Eltern ihren Kindern alles auf die Nase binden, nur um sie gefügig zu machen.
Schnell, um nicht in den Genuss einer weiteren nutzlosen Sternschnuppe, und damit in Versuchung zu kommen, sich als leichtgläubiges Kleinkind mit tausenderlei Wünschen (obwohl sie sich im Geheimen wohl immer wieder das Gleiche gewünscht hätte) zu outen, kletterte Mia über einen der Äste auf ihr Fenster zu.
Mit einem Satz sprang sie in ihr Zimmer und warf das Fenster zu.
Als Mia bereits in ihrem Bett lag, ließ sie zum ersten Mal die Träume und Empfindungen zu, die sie so vehement zu verdrängen versucht hatte. Sie konnte sich selbst nicht länger belügen. Sie war eindeutig in Aleksander verliebt. Zumindest die eine Hälfte ihres Herzens verzehrte sich nach ihm, die andere echote schon bei der kleinsten Begegnung mit ihm GEFAHR!
Ruhelos wälzte sie sich in ihrem Bett umher und versuchte, durch Sammeln von Fakten, Kombinieren und Mutmaßungen Licht in das Dunkle der Le Vrais zu bringen. Doch der schwarze Nebel, der die beiden umgab wie eine hohe Mauer, wollte sich einfach nicht lüften.
Mit einem Knall flog die Tür zum Kinderzimmer auf. Gleißend helles Licht erhellte den Raum. Mia erinnerte die Situation an einen Überfall aus dem All, bei dem eklige, grüne Männlein durch blitzschnelle Überrumpelungen Menschen kidnappten, um sie als Laborratten für die Entschlüsselung der menschlichen Fortpflanzung zu missbrauchen.
Mia sah auf. Natürlich waren es keine Aliens, die eine Invasion im Schilde führten. Aber die Lebewesen, die da durch die Tür kamen, waren mindestens ebenso grün im Gesicht und hatten eine äußerst eklige Miene.
Zumindest wenn man in diesem Fall eklig mit sauertöpfisch gleich setzte und die Metapher Grün vor Wut , gebrauchte.
Ihre Alien-Eltern standen also mit sauertöpfischen Gesichtern und grün vor Wut auf der Schwelle ihres Zimmers und sahen so aus, als würden sie jeden Moment explodieren.
Ob sich Marsmännchen wirklich selbst in die Luft jagen konnten?
»Wo warst du?«, schrie ihre Mutter soeben mit schriller Stimme.
»Wir haben die ganze Innenstadt nach dir abgesucht«, brüllte ihr Vater.
Mia sprang aus dem Bett und baute sich, die
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