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Seelenfeuer

Seelenfeuer

Titel: Seelenfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cornelia Haller
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sie ihn umgeben. Er hatte sich bemüht, seine Kränkung zu verbergen, doch die Blicke, mit denen er Luzia ansah, verrieten ihn. Immerhin waren sie als Freunde auseinandergegangen. Luzia seufzte, sie wünschte ihm nur das Beste und hoffte für ihn, dass er schon bald sein Glück finden würde.
    Am späten Abend würde Matthias Seefelden erreichen. Sein erster Weg würde ihn zu Jakob und Elisabeth führen, um ihnen von der Reise zu berichten. Elisabeth … Erleichtert vernahm sie die Stimme ihres Onkels, der in den Garten hinausgekommen war.
    »Kaum ist eine Frau im Haus, schon beginnt sie meine kluge Ordnung zu zerstören!«, sagte Basilius in gespielter Empörung.
    Luzia lachte. »Das nennst du Ordnung? Unkraut hast du hier gepflegt. Ich habe in dieses Beet meine Heilpflanzen gesetzt. Du wirst sie auch noch zu schätzen wissen.«
    Basilius hob mahnend den Zeigefinger. »Wage es nicht, Hand an meine Apotheke zu legen!«
    Luzia berührte mit der Hand ihr Herz. »Niemals würde ich das wagen«, versicherte sie ernsthaft und legte den Arm um seine Schultern. Zufrieden betrachtete sie ihr Werk und füllte den Ledereimer mit frischem Brunnenwasser. Nachdem sie das Beet gewässert hatte, beschloss sie, Seefelden und alles, was sie zurückgelassen hatte, tief in ihrem Herzen zu bewahren, jetzt aber entschieden nach vorn zu blicken.
     
    Nachdem Luzia am Grab der Mutter ein Gebet gesprochen hatte, machte sie sich daran, die schmuddelige Hebammentasche,
die sie ihr hinterlassen hatte, genauer in Augenschein zu nehmen. Es fiel ihr schwer zu glauben, was sie mit spitzen Fingern zutage förderte. Neben einem silbernen Kreuz befand sich noch eine alte Taufspritze in den Tiefen des alten Beutels. Alles andere war völlig wertlos. Schmutzige Leinenstreifen, die über und über mit Stockflecken bedeckt waren, und zerpflückte Scharpie, die bereits nach Schimmel roch. Eine Flasche, deren Inhalt mehr als zweifelhaft war, und ein kleines, blutverkrustetes Messer. Luzia nahm das Kreuz an sich, die Wundmaterialien verbrannte sie im Herdfeuer und den Rest schob sie im Keller in die hinterste Ecke eines Regals. Die Tasche war eine Schande für ihren Berufsstand.
     
    »Seitdem meine Annegret nicht mehr ist, gab es neben meiner Arbeit in der Apotheke keine großen Freuden mehr. Doch du hast das Licht in meinem Herzen wieder entzündet«, sagte Basilius, als er sich zum Mittagsmahl niederließ. »Seit du bei mir bist, entdecke ich das Leben wieder jeden Tag aufs Neue. Ich bin wieder neugierig wie ein Fünfjähriger«, erklärte er mit einem Lächeln. Dabei leuchteten seine wachen, braunen Augen tatsächlich wie die eines kleinen Jungen. Sein eisgraues Haar wirkte immer ein wenig zerzaust, genau wie seine buschigen Augenbrauen. Dagegen wirkte Basilius’ kurz gestutzter Bart geradezu modisch. Doch im Gegensatz zu den anderen wohlhabenden Bewohnern der Marktstraße achtete er weniger darauf, was das modebewusste Italien oder das feine Frankreich denen, die es sich leisten konnten, diktierte. Basilius war eher praktisch veranlagt und ließ sich von Äußerlichkeiten nicht so schnell beeindrucken.

    »Heute zur zweiten Mittagsstunde habe ich eine Verabredung mit Johannes von der Wehr. Gemeinsam treffen wir uns im Kontor der Fernhandelsgesellschaft. In den frühen Morgenstunden ist ein Handelszug aus Genua eingetroffen und nun hoffen wir auf die bestellten Waren aus Afrika«, sagte Basilius und lehnte sich satt in seinem Stuhl zurück.
    »Johannes von der Wehr?«, fragte Luzia lauernd. Ihr war nicht entgangen, dass ihr Onkel keine Gelegenheit ausließ, den jungen Medicus zu erwähnen. Nachdem sie Jakobs Vorhaben entgangen war, fürchtete Luzia bereits Basilius’ Heiratspläne. Noch in diesem Jahr würde sie zwanzig werden. Nicht mehr lange, und sie würde als alte Jungfer gelten. Sie sah bereits die besorgten Gesichter und hörte die wohlmeinenden Ratschläge.
    »Leider hattet ihr immer noch keine Gelegenheit, euch kennenzulernen, dabei habe ich Johannes schon so viel von dir erzählt. Immer wenn er zu mir in die Apotheke kommt, bist du gerade ausgegangen. Aus diesem Grund sollte ich ihn recht bald auf ein Nachtmahl zu uns nach Hause einladen.«
    Es läutete zwei Uhr, und Luzia reichte ihm seinen schwarzen Talar und das Barett. In der Tracht des Gelehrten machte Basilius einen sehr respektablen Eindruck. Nachdem sie ihren Onkel zur Tür gebracht hatte, schloss sie die Apotheke für die Dauer seines Fortseins ab.
     
    Luzia machte sich daran, den

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