Seelenfinder
den Buckel herunterrutschen . Haben Sie das ve r standen? Ich habe Ihnen das Leben gerettet. Und Sie haben mir vielleicht eben meins gerettet. Nun, damit sind wir quitt . Ich habe nicht die geringste Lust, mir von irgendwelchen Kerlen meine Wohnung in Klumpen schlagen zu lassen. Ich habe keine Lust, weiterhin was auf den Schädel geknallt zu kriegen oder in den Magen getreten zu werden. Und ich will nicht noch mal von Gorillas angerufen werden, die so widerliche Stimmen haben. Ich hasse das alles, verstehen Sie das ? Und ich will auch nichts mit Mädchen zu tun haben, die in ihren Handtaschen Pistolen tragen und merkwürdige Bekannte haben. Gehen Sie mit de r außergewöhnlichen Arbeit , zu wem Sie wollen, aber lassen Sie mich bloß aus dem Spiel."
Dornbusch redete und redete. Und eigentlich wusste er gar nicht, was er da alles zusammenquasselte. Es war eine Reaktion, die ihm gut tat.
„So das wäre es“, sagte er schließlich. „Und nun gehe ich. Wenn die Tür verschlossen ist, dann steige ich durch irgendein Fenster. Wir sind fertig miteinander.“
Er wandte sich ab. „Ach ja, geben Sie mir mein Jackett wieder. Es wird Zeit, dass ich meinen Anzug vervollständige. Das gute Stück hat mich eine Menge Geld gekostet.“
Sie wollte etwas sagen, aber er schnitt ihr das Wort ab.
„Ich weiß schon, Sie haben ja nichts an. Nehmen Sie das Jackett. Sie kö n nen ja nicht im bloßen Oberkörper herumlaufen. War nett, Sie kenneng e lernt zu haben, Fanny. Also, dann Servus!"
Nach einer Weile ging das Licht wieder an.
„Das war das verrückteste Spiel, das ich je mitgemacht habe“, sagte Sarah lächelnd .
Sekundenlang starrte er Sarah an und hatte das Gefühl, er würde gleich den Verstand verlieren.
„Enttäuscht? “, fragte sie.
Er blickte sich hilflos um.
Sie standen in der großen, leeren Eingangshalle. Auch das war ihm völlig unverständlich. Es war nur so zu verstehen, dass er in der Dunkelheit im Kreis im Haus h erum gehastet und dadurch wieder in die Halle gekommen war.
„Wie kommst du denn hierher, Sarah?“
„Ich war immer dicht an deiner Seite, bin gleich nach dir die Treppe h i nuntergelaufen. Alles war in bester Ordnung, bis dieser komische Kerl vo r hin auftauchte. Und weil er so gemein zu dir war, habe ich die Tischlampe genommen und ihm eins auf den Kopf gegeben. Ich möchte nur wissen, wo das Mädchen geblieben ist, das bei dir war.“
Dornbuschs Blicke irrten durch die Halle. Und plötzlich sah er, wo das andere Mädchen geblieben war. Fanny Bergholz lag vor der verschlossenen Eingangstür. Sie lag dort in auffallend verkrümmter Stellung. Ein Blick g e nügte, um festzustellen, dass sie tot war.
Dornbusch ging zu ihr und streifte sein Jackett von ihren Schultern. Er füh l te, dass ihr Haar noch immer feucht war.
„Sie haben sie ermordet“, sagte er entsetzt. „Mein Gott, sie haben sie u m gebracht.“
Er starrte auf das tote Mädchen und er hatte das Gefühl, in einen Abgrund zu sinken. Er schwankte, stolperte und fiel auf die Leiche des Mädchens.
„Um Gottes willen, Markus“, schrie Sarah und rüttelte ihn an der Schulter, aber er lag still und blass, rührte sich nicht mehr.
M arkus Dornbusch hatte das Bewusstsein verloren. Seine Umgebung, das Gesicht der über ihn gebeugten Sarah entfernte sich immer mehr von ihm. Er wollte rufen und konnte nicht. Schließlich dachte er, ich bin ja so weit weg, dass man mich doch nicht mehr hört. Aber obgleich er sich von der Erde entfernt zu haben schien und immer weiter glitt, musste er sein Wah r nehmungsvermögen, das ihm seltsamerweise geblieben war, immer wieder auf Fanny und seinen eigenen Körper richten. Er bemerkte noch, wie sein Körper hochgehoben und in ein Zimmer getragen wurde. Der feste Griff von Pieter, der ihn trug, verursachte ihm Schmerzen . Dann verschwand auch dies aus seinem Wahrnehmungskreis wie in einem dunklen Abgrund. Plöt z lich hatte er die Empfindung, als betrete er einen weiten, hellen Saal, dessen Wände und Decke aus Kristall waren. Ringsum standen in hübscher Anor d nung blühende Blumen und kleine grüne Bäume aller Art, wie in einem b o tanischen Garten. In der Mitte war der glänzende Fußboden frei und auf ihm bewegten sich Wesen, die ihm wie recht schöne Menschen vorkamen. Ma n che saßen auf zierlichen Sesseln, die im Fußboden festgemacht waren .
Auf den runden Tischen standen Gläser mit Getränken und kleine Schüsseln mit Speisen . Man kam und ging. Kleine Gruppen standen zusammen,
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