Seelenfinder
seinem letzten Werk. Schließlich hat der Mann mehrere Auszeichnungen bekommen.“
„Nenn mir einen plausiblen Grund, warum ich das S kript nicht sehen darf.“
„Ich kann dir zwei wichtige Gründe nennen", fiel Pieter ihm ins Wort. „Der eine ist der, dass ich absolut niemanden das S kript zeigen will, ehe die Ve r träge nicht abgeschlossen sind, um dadurch das Interesse an dem Werk zu erhöhen. Außerdem weißt du, dass es in den größten Verlagshäusern üblich ist, bis zu hundert Kopien von neuen S kripten anzufertigen und zirkulieren zu lassen.
Da dadurch ein Großteil der Spannung verloren geht, die ich mit einer schlagartigen Veröffentlichung erzielen möchte, liegt wohl klar auf der Hand."
„Gut, ich sehe ein, dass du verhindern möchtest, dass eine Menge Leute d as Skript schon vorher in die Finger bekommen. Aber das kann doch für mich nicht gelten. Wir sind ja nur ein kleiner Verlag. Bert und ich besti m men, was gedruckt wird und was nicht. “
„Der zweite Grund ist noch einleuchtender", fuhr Pieter unbeirrt fort.
Orion ist nämlich wirklich ein sehr schlechte s Skript. Absoluter Blödsinn, was er da über den Planeten geschrieben hat.“
„Was sagst du da?"
„Du hast richtig gehört. Es ist ein schreckliches Skript . Ich spreche vom wissenschaftlichen Wert.“
„Woher willst du das wissen? Du verstehst doch gar nichts von Astron o mie. “
„Ich nicht, aber Thomas. Thomas hat jahrelang auf einer Sternwarte g e arbeitet. Also, ich erzähl dir die Geschichte. Kornhagen brauchte plötzlich viel Geld, und er schrieb das Skript denn auch gleich mit einem Auge auf Filmwirksamkeit zu Ende. Dabei hatte er, wie gesagt, Jahre an dem Stoff gearbeitet. Übrigens wird es zweifellos ein glänzender Film werden, das kann ich mit gutem Gewissen sagen. Der wissenschaftliche Wert aber ist gleich null. Darum muss ich unter allen Umständen bemüht sein, alle Nebenrechte vor dem Tage der Veröffentlichung unter Dach und Fach zu bringen. Das S kript ist ein ausgezeichneter Sciene-Fiction. Sehr spannend. Es bietet sich förmlich zur Verfilmung an. Wenn es jemand anderes g e schrieben hätte, dann würden es die Kritiker als das behandeln, was es ist – absoluter Unsinn . Da es aber nun mal aus der Feder von Dr. Rolf Kornhagen stammt, den sie – ich möchte, sagen, als tragenden Pfeiler der deutschen Astronomiel iteratur betrachten, werden sie es mit hundertprozentiger S i cherheit auf das Schärfste angreifen. Und doch macht es gerade die Tats a che, dass es von Rolf Kornhagen ist, wertvoll. Ein sehr eigenartiger Fall also, wie du siehst.“
Pieter ging zu dem Armaturenbrett und drückte auf einen Knopf.
An der linken Wand schob sich ein Bild zur Seite und gab einen in die Wand eingebauten kleinen Safe frei.
„Ich habe alle drei Kopien hier verschlossen. Auch die Verträge für dich liegen schon fertig dabei. Ich weiß natürlich, dass du erst mit Drexel reden musst, ehe du unterschreiben kannst. Aber eigentlich könntest du ihn gleich anrufen und herbitten. Es wäre mir sehr lieb, wenn die Angelegenheit heute noch erledigt werden könnte.“
Hinter ihnen öffnete sich geräuschlos die Tür.
Thomas fragte: „Sarah lässt fragen, ob du mit ihr zusammen frühstücken willst?“
Dornbusch fuhr herum. Er hatte Thomas nicht hereinkommen hören.
„Ja, es ist gut, Thomas“, erwiderte Pieter. „Sag ihr, dass ich gleichkäme .“
„Ich wusste gar nicht, dass Sarah hier wohnt“, meinte Dornbusch.
„Sie erzählte mir etwas von irgendeinem Hotel.“
„Damit hatte sie auch nicht ganz unrecht. Mein Haus ist ein halbes Hotel. Was meinst du, wer hier schon alles gewohnt hat. Aber Spaß beiseite, Sarah ist seit Langem mit mir befreundet.“
„Hattest du mit ihr ein Verhältnis?“
„Nein. Du weißt, dass mir nur exotisch aussehende Frauen gefallen.“
„Ist sie auch an der Sache beteiligt?“
„Ich will ganz offen sein. Das S kript gehört zu gleichen Teilen Fredy Kaufmann, Sarah und mir.“
Er trat dicht an Dornbusch heran und klopfte ihn auf den Arm. „Nun, Ma r kus, es lag nicht in meiner Absicht, dass ich dich mit meiner Offenheit ve r wirren wollte. Wenn ich gesagt habe, Orion i st ein e schlechte Arbeit, dann heißt das, dass er gegen die anderen bekannten Bücher abfällt. Wie du vie l leicht weißt, war Kornhagen auf dem besten Wege, nervenkrank zu werden. Dass seine Arbeit darunter gelitten hat, ist ganz natürlich. Es ist andererseits selbstverständlich noch immer ein
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