Seelenflüstern (German Edition)
wollen dir nichts Böses. Sie möchten nur, dass du ihnen zuhörst.«
»Aber das Ding gestern Abend war anders.«
»Ja. Das war übel. Und es war meine Schuld. Ich hättedich warnen müssen.« Er fuhr sich durchs Haar. »Das tut mir leid.«
Ich sah ihn an. »Und wie kommt es, dass die Temperatur manchmal verrücktspielt? So als käme ein Luftzug direkt aus der Arktis?«
Er lächelte. »Die haben eine Menge Tricks auf Lager, um dich auf sich aufmerksam zu machen. Kälte benutzen sie ganz gerne. Manche können sogar Gerüche verbreiten oder deine Umgebung verändern. Sie werfen irgendwelches Zeug von Regalen, schließen Türen ab – alles Mögliche.«
Ich spielte mit dem Ende meines Gürtels. »Okay. Und du meinst, ich bin nicht wirklich in Gefahr?«
Alden ließ sich mit der Antwort Zeit.
»Doch. Bist du. Die ganz normalen gestrandeten Seelen sind ziemlich harmlos – aber solche wie der Aggrot von gestern Abend nicht. Zum Glück sind sie selten, aber sie sind scharf auf deinen Körper und werfen dich raus, wenn sie können.«
Beim Gedanken an den Angriff in Kemah fröstelte ich. »Und deshalb brauche ich dich.«
Er sah mir lange in die Augen. »Ja«, sagte er schließlich.
»Und wir kennen uns schon ewig.«
»Richtig.«
Das beunruhigte mich im Moment sogar mehr als die Sache mit den Geistern. Was war er in unseren früheren Leben für mich gewesen? Was wusste er über mich?
Er stand auf und streckte sich. »Frühstück? So eine Aggrott-Attacke kostet Kraft. Du brauchst was zu essen.«
Als hätte er das Stichwort gehört, fing mein Magen an zu knurren. »Wir können Pop-Tarts toasten.«
Alden hob die Daumen. »Genial. Ein Frühstück für Sieger. Zieh dich an, wir sehen uns unten in der Küche.«
Nachdem er gegangen war, blieb ich noch eine Weile auf dem Bett sitzen und versuchte, die völlig neue Welt zu verstehen, in der ich plötzlich lebte. Verrückt sein war einfacher.
A C H T
N ach einem Glas Milch und einem Pop-Tart mit Erdbeerfüllung fühlte ich mich etwas besser. Aber richtig wohl war es mir immer noch nicht. Alden wartete auf meine Fragen. Das spürte ich. Doch ich hatte so viele, dass ich gar nicht wusste, wo ich anfangen sollte.
Erst einmal rutschte ich von meinem Barhocker und nahm zwei weitere Pop-Tarts aus der Packung. »Hast du mich, als ich ohnmächtig war, ins Krankenhaus gebracht?«
Alden wedelte mit den Fingern, kaute und schluckte. »Nein. Ich habe dich selbst zusammengeflickt.«
Vorsichtig fuhr ich mit der Hand unter mein Shirt und berührte die Naht. »Das warst du?«
Er sah mich an. »Diese Art von Verletzung einem Arzt zu erklären, ist schwierig. Deine Wunden sind ziemlich harmlos, aber das ist nicht immer so. Manchmal ritzen die Aggrots auch Wörter in die Haut. Die meisten Verletzungen, die du abbekommen könntest, kann ich behandeln. Das habe ich gelernt. Aber ich nähe nicht gerne. Zum Glück hattest du nur einen kleinen Riss, und ich musste bloß ein paar Stiche machen.«
»Sie ritzen mir Wörter in die Haut?« Ich zerknüllte die Verpackung der Pop-Tarts. »Zu so was sind die fähig? Unddu kannst das behandeln? Wer hat dir das beigebracht?« Ich ließ den Papierball auf die Arbeitsplatte fallen.
»Bleib cool. Wenn du die Zusammenhänge kennst, findest du es sicher nicht mehr ganz so unheimlich.« Er nahm die fertigen Pop-Tarts aus dem Toaster.
Mit dem Teller in der Hand rutschte ich wieder auf den Barhocker.
»Okay. Klär mich auf. Im Moment finde ich das alles nämlich ziemlich gruselig.«
Alden setzte sich neben mich und biss in das pappsüße Toast-Gebäck. »Am besten, wir fangen ganz am Anfang an.«
»Und was ist der Anfang?«
»Das Seeleneinen. Darauf baut alles andere auf.« Er steckte den letzten Bissen seines Pop-Tarts in den Mund, kaute kurz und spülte mit einem Schluck Milch nach.
Mir war der Hunger vergangen. Ich stellte meinen Teller mit dem Pop-Tart-Rest ans Spülbecken. Der Gedanke, dass auch nur ein Teil von Aldens Geschichte wahr sein könnte, war beklemmend. Eigentlich wollte ich gar nicht herausfinden, wie alles funktionierte. Ich wollte, dass man mich in Ruhe ließ.
Auch Alden stellte seinen Teller beiseite. »Dein Job ist es, eine Art Vermittlerin zu sein. Du hilfst den gestrandeten Seelen, ihre Probleme zu lösen. Dazu gibt es das Seeleneinen. Das heißt, zwei Seelen teilen sich einen Körper.«
»Wessen Körper?«
Er schnappte sich mein halb gegessenes Pop-Tart und biss ein großes Stück ab. »Deinen.«
»Kommt nicht
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