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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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Ich bin drin, und alles ist gut. Du wirst dich dran gewöhnen. Aldens Lippen hatten sich nicht bewegt. Seine Stimme sprach tatsächlich in meinem Kopf. Schon bekam ich es wieder mit der Angst zu tun. Der Versuch, ihn an der Schulter zu rütteln, führte zu nichts. Er stand da wie ein lebender Toter.
    In meinem Körper bin ich nicht, Lilian. Das ist nur eine leere Hülle. Ich bin in dir.
    Plötzlich bekam ich Platzangst. Ich hatte das Gefühl, viel zu voll zu sein. Mir fehlte die Luft zum Atmen.
    Es ist alles in Ordnung. Versuch, locker zu bleiben und dich an das Gefühl zu gewöhnen.
    Keuchend stand ich mitten im Zimmer. »Ich kriege Panik, Alden. Mir ist schon ganz schlecht.«
    Mit der Zeit wird es leichter. Es ist nicht gefährlich für dich.
    Er war viel mehr als nur eine körperlose Stimme in meinem Kopf. Seine Gegenwart füllte mich vollkommen aus. Als würde jede einzelne Zelle durchdrungen.
    »Ich halte es nicht mehr aus, Alden. Bitte. Du musst wieder raus.«
    Okay. Ich verlasse jetzt deinen Körper. Es geht besser, wenn du mich dabei berührst.
    Zögernd legte ich die Hände auf seine Schultern.
    Raus , hörte ich ihn seiner Seele befehlen.
    Erneut hatte ich das Gefühl, als würde mir etwas aus dem Körper gerissen. Ich krallte die Finger in Aldens Schultern und hielt mich an ihm fest.
    Seine glasigen Augen erwachten wieder zum Leben; er schnappte nach Luft und lächelte.
    Sofort löste ich den Schraubstockgriff um seine Schultern und wich zurück. So heftig hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Bis eben hatte ich nicht mal geglaubt, dass es so etwas wie das Seeleneinen wirklich gab. Ich ließ mich aufs Sofa plumpsen und starrte ihn an.
    Alden stand reglos da – als hätte er Angst, dass ich gleich weglaufen würde.
    Seine Stimme klang ganz sanft. »Alles klar? Ich wollte dir keine Angst machen.«
    Zittrig holte ich Luft und nickte. »Alles klar.«
    Er setzte sich dort, wo er stand, auf den Boden. Eine Ewigkeit lang starrten wir einander nur an. »Hast du irgendwelche Fragen?«
    Erst lachte ich kurz auf, dann prustete ich los und konnte gar nicht mehr aufhören. Dabei wusste ich nicht mal, warum ich die Frage so lustig fand. Weil Alden sieso ernsthaft gestellt hatte? Oder war der Lachkrampf eine Reaktion auf die Anspannung, die nun langsam nachließ? Vielleicht lachte ich auch, weil die Realität plötzlich noch verrückter war als alles, was ich mir vorstellen konnte. Verrückter als Dad.
    Alden grinste anfangs nur, dann lachte er mit.
    Ich klopfte auf das Polster neben mir und wiederholte, was er vorher gesagt hatte: »Es auf dem Stuhl zu machen, wird ziemlich schwierig. Auf dem Sofa geht es viel besser.«
    Alden ließ sich neben mich aufs Sofa fallen, und wir prusteten und kicherten, bis wir Seitenstechen bekamen.
    »Ob ich irgendwelche Fragen habe?« Ich wischte mir eine Träne ab. »Millionen!«
    Mit hinter dem Kopf verschränkten Händen lehnte Alden sich zurück und schloss die Augen. »Dann mal los.«
    »Ging es meinem Dad auch so? Hat er Geister gehört?«
    »Nein. Dein Dad war kein Seelenflüsterer. Er war wirklich krank.« Alden sah mich an. »Bei dir ist alles ganz anders als bei ihm. Du bist nicht wie dein Dad. Du musst diese Stimmen hören – das ist dein Job.«
    »Seltsamer Job.«
    »Ein Traumjob.« Alden machte die Augen wieder zu.
    So wenig mir der Gedanke gefiel, mich in Zukunft noch öfter mit Geistern zu unterhalten – zu Alden fühlte ich mich stärker hingezogen als zu jedem anderen Menschen, der mir je begegnet war. Sein Körper kam mir plötzlich eigenartig vertraut vor. Es war, als schlummerten meine Erinnerungen an ihn zum Greifen nahe und gleichzeitig doch unerreichbar in meinem Kopf. »Ehm … in unseren früheren Leben … waren wir da … Wie war das mit uns beiden?«
    Er setzte sich auf und sah mir direkt in die Augen. »Wiees mit uns beiden läuft, ist sehr unterschiedlich. Und es richtet sich immer ganz nach deiner Stimmung.«
    Nach meiner Stimmung? »Waren wir schon mal …?« Ich fixierte meine Hände, die ich auf dem Schoß ineinandergeschlungen hatte und spürte dabei Aldens Blicke.
    »Wie die Beziehung aussieht, bestimmt der Seelenflüsterer. Ein Wächter kann das nicht entscheiden.« Alden stand auf und ging zum Bücherregal. Mit dem Rücken zu mir blieb er dort stehen. »Manchmal sind wir beide nur Kollegen. Ein paarmal haben wir geheiratet, und gelegentlich warst du mit jemand anderem zusammen.« Er stütete sich am Regal ab. »… so wie in diesem

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