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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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nach mir aus, ließ sie aber fallen, als ich zurückwich. »Deine Seele fühlt sich nicht gut an, und du siehst ziemlich fertig aus.«
    Die zusätzliche Tablette war eindeutig zu viel gewesen. Um Alden nicht verschwommen zu sehen, musste ich die Augen zusammenkneifen.
    »Danke. Nettes Kompliment.« Mit wackligen Beinen machte ich mich auf den Weg zurück zum Restaurant. Zak war vermutlich komplett außer sich, weil ich einfach verschwunden war.
    Alden ging neben mir her. »Wir müssen zusammenbleiben. Irgendetwas stimmt hier nicht.«
    Ich war so erledigt, dass ich schwankte. »Autsch.« Ein kleiner Stein hatte sich in meinen nackten Fußballen gebohrt. Ich schnippte ihn weg. Als ich dabei meine völlig zerschundenen Fußsohlen sah, wurde mir fast schlecht.
    »Möchtest du, dass ich dich trage?«, bot Alden mir an.
    »Nein, möchte sie nicht«, grollte Zaks tiefe Stimme. Ich holte Luft und drückte den Rücken durch. Zak stand, die roten Sandalen in der Hand, direkt vor mir. Er ließ die Schuhe an einem Finger baumeln und streckte sie mir hin. »Fast wie bei Aschenbrödel, aber irgendwie doch anders – was, Lilian?«
    Ich nahm die Schuhe und sah von einem Jungen zum anderen. Die Luft knisterte vor Spannung.
    »Das ist doch der Typ vom Friedhof.« Zak ballte die Fäuste.
    Alden rückte lächelnd etwas näher an mich heran. »Stimmt. Hundert Punkte, Zak.«
    Alles schien mir so verschwommen. Ich war furchtbar müde. »Er hat mir geholfen, Zak.«
    Zitternd vor Wut kam Zak einen Schritt näher. »Das glaube ich sofort.«
    Mir war so schwindelig, dass ich mich kaum auf den Beinen halten konnte. »Die Stimmen wurden plötzlich so laut. Ich bekam Panik und rannte hier runter. Er hat mich gefunden und mir geholfen.«
    »Was für ein interessanter Zufall, Lilian«, sagte Zak.
    Ich schwankte. Alden nahm mich an der Hüfte und lehnte mich an einen Pick-up. Um nicht umzukippen, musste ich mich an der Ladefläche festhalten.
    »Lass die Finger von ihr«, knurrte Zak. »Ich bin jetzt da und übernehme.«
    Was für ein Albtraum. Die Angst schnürte mir die Brust zusammen; ich schnappte nach Luft. Was konnte ich tun, damit die beiden nicht aufeinander losgingen?
    Alden legte seine Hand über meine. Sofort flutete von meinem Arm aus eine wunderbare Ruhe in meinen Körper. Die Angst ließ nach, und ich konnte wieder besser atmen. Alden drückte sanft meine Finger. »Hör zu, Zak. Ich bringe Lilian jetzt nach Hause, und du machst dich einfach vom Acker. Du kannst ihr im Moment nicht helfen; das kann nur ich.«
    »Mich vom Acker machen? Ich höre wohl nicht richtig.« Zak spannte die Schultern, als wollte er zu einem Schlag ausholen. »Sie kommt mit mir.«
    Die beruhigende Energie, die durch mich hindurchfloss, wurde bei Aldens Worten noch stärker. »Ich kenne sie schon ewig und weiß, was gerade mit ihr passiert. Du kannst nichts für sie tun.«
    Zak machte einen weiteren Schritt auf Alden zu. »Zum letzten Mal: Lass die Finger von ihr.«
    »Warum entscheidet das nicht einfach Lilian?« Alden stand ganz lässig da, doch seine Stimme klang hart.
    »Es gibt nichts zu entscheiden«, antwortete Zak. »Sie ist mit mir hier.«
    Ich zog meine Hand unter Aldens Hand hervor. »Ach, haltet doch einfach die Klappe! Alle beide!« Zu meiner Verwunderung taten sie das tatsächlich. Inzwischen war mein Blick so verschwommen, dass ich Zaks Gesicht selbst mit zusammengekniffenen Augen nur noch halbwegs klar sehen konnte. Er wollte mir helfen, doch das Xanax wirkte nicht mehr gegen die Stimmen. Alden hingegen schien zu wissen, was mit mir los war. Er hatte das Ding aus meinem Körper vertrieben. Ich brauchte Hilfe, damit ich nicht so endete wie Dad. »Es tut mir leid, Zak. Aber im Augenblick geht es nicht darum, mit wem ich zusammen bin. Es geht darum, die Stimmen loszuwerden. Dabei kann Alden mir helfen.«
    Während Zaks Gesicht mir erneut vor den Augen verschwamm, wurde mir klar, dass ich gerade nicht nur den Jungen verloren hatte, auf den ich stand, sondern wahrscheinlich auch den einzigen echten Freund, der mir noch geblieben war.
    Obwohl ich mich an dem Pick-up festhielt, knickten mir die Beine weg. Im letzten Moment fing Alden mich auf und hob mich hoch. Ich wollte protestieren, erinnerte mich aber plötzlich nicht mehr daran, wogegen. Sprechen war völlig unmöglich. Ich konnte nur noch den Kopf an Aldens Schulter legen und die Augen schließen.

S  I E B E N

    D as vertraute Ticken meines Weckers war fast wie ein Schlaflied. Nur mühsam

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