Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
Vom Netzwerk:
Beine.«
    »Hör bloß auf!«, japste ich. »Ich dachte, du wärst ein uralter Mann!«
    »Alte Seele, junger Kerl. Das ist ein großer Unterschied. Aber mach dir keine Gedanken, wir sind ja nur Freunde. Vergiss das nicht.«
    Wie sollte ich?
    Im Café roch es himmlisch – nach Kaffee, Schokoladeund Zimt. Ein Pärchen an einem kleinen Tisch winkte uns zu. Beide sahen aus wie Gewichtheber, nicht groß aber muskulös. Der Junge stand auf. Das Mädchen rannte mir entgegen und umarmte mich wie ein Ringer.
    »Rose! Du siehst prima aus. Schön, dass du wieder da bist. Komm, setz dich zu uns.« Das Mädchen strahlte ihren Begleiter an. »Sie sieht toll aus. Findest du nicht, Race?«
    Der gedrungene rothaarige Junge kam hinter dem Tisch hervor und küsste mich auf die Wange. »So wie eigentlich immer. Schön, dich zu sehen, Rose.«
    Alden schob mir einen Stuhl hin. »Sie heißt diesmal Lilian.«
    »Warum das denn?«, fragte Race.
    Alden beugte sich vor. »Aus demselben Grund, weshalb ihr beide Race und Maddi genannt werden wollt. Ihr richtiger Name gefällt ihr nicht.«
    »Okay, aber Rose ist zeitlos. Unsere Namen sind altmodisch«, sagte das Mädchen.
    »Und welche Namen sind das?«
    Beide starrten mich erstaunt an.
    Alden legte mir den Arm um die Schultern. »Hört mal, Leute. Ich hab ja schon am Telefon gesagt, dass ich euch etwas erklären muss. Das ist es. Sie erinnert sich nicht an ihre früheren Leben. Null. Kein bisschen.«
    Race und Maddi musterten mich mit einer Kombination aus Mitleid und Verwunderung, und ich saß da wie ein missglücktes Physikexperiment.
    Alden stand auf. »Sorry, Lilian. Ich habe euch einander noch gar nicht richtig vorgestellt. Das sind Maude Wilson und Horace McLain. Man nennt sie Maddi und Race. Sie sind beide Wächter, so wie ich. Maddi und Race, das ist Lilian Anderson.«
    Race stand auf. »Freut mich, dich kennenzulernen.«
    Maddi sah mich nur an.
    »Wow«, sagte Race. »Das ist krass. Von so einem Fall habe ich noch nie gehört. Steht irgendetwas davon im Regelverzeichnis, Alden?«
    »Nein. In keinem einzigen RF-Dokument habe ich bisher etwas über Vorleben-Gedächtnisverlust gefunden. Ich glaube, der Rat weiß bis jetzt noch gar nichts davon. Aber wenn wir erst mal richtig loslegen, ist das sicher unwichtig. Hoffe ich zumindest.« Alden ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen.
    »Was soll das heißen ›richtig loslegen‹? Kann sie es nicht mehr?« Race ließ mich nicht aus den Augen.
    Alden nahm meine Hand. »Nein. Alles gut. Anfangs hatte sie Ärger mit einem Aggrot, aber dann hat sie eine kindliche Seele erlöst.«
    »Ein Aggrot«, wiederholte Race. »War das vielleicht …«
    »Nein«, fiel Alden ihm ins Wort. »Er war es nicht. Kommt vielleicht noch. Themawechsel.«
    »Alles klar.« Race zwinkerte Alden verschwörerisch zu.
    Dass ich frühere Leben gehabt haben sollte, von denen ich nichts mehr wusste, war schwer zu begreifen. Aber dass es Leute gab, die mich angeblich aus diesen Leben kannten, überstieg meine Vorstellungskraft komplett. Das war faszinierend und unheimlich zugleich.
    Maddi und Race schienen ganz nett zu sein. Sie kamen mir auch irgendwie bekannt vor. Nur konnte ich mich nicht daran erinnern, ihnen tatsächlich schon einmal begegnet zu sein. Maddi war ziemlich muskulös und hatte eine Igelfrisur, dabei aber weiche, weibliche Gesichtszüge. Sie trug ein Cowboyhemd mit Blumenmuster und Perlenknöpfen. Race war ein typischer sommersprossiger Rotschopf. Selbst die Wimpern seiner tiefblauen Augen waren rot. Er trug ein Rolling-Stones-T   -   Shirt.
    »Seit wann ist sie wieder da?«, fragte Maddi.
    Alden drückte meine Hand. »Das ist ihr fünfter Tag.«
    Maddi und Race warfen einander einen vielsagenden Blick zu.
    »Habt ihr schon abgeschlossene Fälle?«, fragte Maddi Alden.
    Alden schüttelte den Kopf.
    »Fünf Tage? Und noch keine Punkte? Ich bin überrascht, dass der Rat nicht längst eine Versammlung einberufen hat. Beeilt euch lieber, Alden. Es wäre doch schade, wenn wir sie verlieren.«
    Ich rutschte auf meinem Stuhl herum. »Womit denn beeilen? Und wen verlieren? Mich?«
    »Informieren, Alden. Informieren, schützen und dienen«, mahnte Race. »Falls es eine Versammlung gibt, steckst du bis zum Hals … na, du weißt schon. Also reißt euch zusammen. Und sag ihr, was Sache ist, bevor ihr Ärger kriegt.«
    Alden umklammerte den Rand des kleinen Tisches. »Wann hast du zum letzten Mal einen neuen Seelenflüsterer komplett ausgebildet, Race? Und du, Maddi?

Weitere Kostenlose Bücher