Seelenflüstern (German Edition)
Außer uns saßen keine Gäste in diesem Teil des Restaurants.
»Draußen war es zu kalt«, sagte Alden. Er rückte mir einen Stuhl zurecht. »Race hat angefangen zu quengeln.«
Race lachte. »Du hast doch gejammert, es sei zu windig«, gab er grinsend zurück.
»Es überrascht mich, dass ihr Jungs die Kälte überhaupt gespürt habt.« Maddi kippte einen Ketchupsee auf ihren Hamburger.
Vor mir stand ebenfalls ein Burger, doch der Appetit war mir komplett vergangen. Maddis Erinnerung hatte mich völlig durcheinandergebracht. Wusste Alden von Roses Wunsch? War sie damit wirklich zu den Ältesten des Rats der Fürsprecher gegangen? Ich starrte auf die schwarz-weiß karierte Plastiktischdecke. »Sie klang genau wie meine Rose«, hatte Alden draußen an der Ufermauer gesagt, nachdem der DARF-Mann wieder gegangen war. Er wollte Rose, nicht mich.
»Alles in Ordnung, Lilian?«, flüsterte Alden.
Immer dieser Ich-spüre-wie-deine-Seele-sich-fühlt-Mist. Das konnte ganz schön lästig sein. Ich nickte und biss in den Burger, damit er sich keine Gedanken machte. In diesem Raum fühlte ich mich nicht wohl. Wir saßen direkt unter dem Giebel. Hier war es dunkel und eng. Frühere Gäste hatten die Wände und Holzbalken mit Graffiti bekritzelt. Überall standen mit dickem Filzstift geschriebeneNamen und Daten. »Kiely war hier«, »George & Samantha 2011«.
»Isst du die noch?« Race zeigte auf meine Pommes.
»Nein. Bedien dich.«
Race nahm gleich mehrere Pommes frites von meinem Teller, was ihm einen vorwurfvollen Blick von Maddi einbrachte. »Deshalb hast du keine Figur wie Alden. Pommes!«
Race lachte. »Ich würde wahnsinnig gern so aussehen wie er. Dann würden sich die heißesten Seelenflüsterinnen um mich reißen und alles Mögliche tun, damit wir Partner werden. So wie es Alden passiert ist, als Rose … Lilian so lange weg war. Das hättest du sehen sollen, Lilian. Ich habe mich fast weggeschmissen.«
Die Eifersucht fuhr mir wie ein Stich in den Magen.
»Ha!« Race grinste. »Ich spüre, dass sich zwischen euch beiden etwas verändert hat.«
»Halt dich da raus«, sagte Alden kühl.
Race klopfte Alden auf die Schulter. »Hey, Mann, ich freue mich für dich. War auch wirklich Zeit für ein bisschen Action.«
Aldens Augen verengten sich. »Ich sag’s noch mal: Halt dich da raus!« Seine Stimme klang wie ein Knurren.
»Cool bleiben, Alden. Wenn es wegen dem ist, was damals vor drei Zyklen passiert ist, dann kann ich bloß sagen: Ich habe das getan, was jeder normale Typ …«
Alden knallte die Faust auf den Tisch. »Es reicht!«
Spook, die bisher still unter dem Tisch gelegen hatte, sprang plötzlich auf und knurrte. Alden sah mich an, aber Spook wurde so unruhig, dass er sie auf die Terrasse sperren musste. Dann kam er zurück und setzte sich wieder auf den Platz mir gegenüber.
»Was ist denn los?«, fragte ich.
»Noch nichts, würde ich sagen. Solange du nichtshörst.« Alden musterte mich. »Aber Spook spürt irgendetwas.«
In diesem Moment bemerkte ich aus dem Augenwinkel in einer Ecke eine Bewegung.
»Da!« Ich zeigte an die Wand. Die drei Wächter drehten sich gleichzeitig um. An der Wand erschienen rote Buchstaben.
Du bist wieder da.
»Was bedeutet das?« Ich klammerte mich an der Tischkante fest.
Alden legte den Arm um mich und schickte mir etwas von seiner beruhigenden Energie. Diesmal funktionierte das allerdings überhaupt nicht. Vor Entsetzen konnte ich kaum atmen. Er drückte meine zitternde Schulter. »Pssst. Ganz ruhig. Ich bin bei dir. Frag ihn, was er will.«
Damit ich überhaupt sprechen konnte, musste ich erst mal heftig nach Luft schnappen. »Was willst du?«
Auf dem Balken über meinem Kopf erschien ein Wort in Blutrot.
Rache.
Die ganze Situation kam mir seltsam bekannt vor. Am liebsten hätte ich laut geschrien. Doch ich starrte nur auf die Buchstaben und versuchte angestrengt, an eine Erinnerung heranzukommen, die sich nicht einfangen lassen wollte. Mist! Wenn ich doch nur wüsste, was Rose gewusst hatte.
»Glaubt ihr, das ist Smith?«, fragte Race.
»Sicher ist er das«, sagte Maddi.
Mit den Augen suchte ich den Raum nach weiteren Bewegungen ab. »Und wer ist Smith?«
»Du hast ihr nichts von Smith erzählt?«, fragte Maddi.
Ich werde mich rächen stand jetzt auf einem Balken.
Alden zog mich fester an sich. »Nein, habe ich nicht.Ich wollte nicht, dass sie in Panik gerät und nicht mehr mitmacht. Helfen kann sie ihm sowieso nicht.«
Er hatte gewusst, dass
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