Seelenflüstern (German Edition)
trug einen Anzug und war schlank. Rose hatte Schuhe an, in denen sie größer wirkte als er. Wobei ich die Schuhe gar nicht sehen konnte, weil Roses dunkelblaues Kleid fast bis zum Boden reichte. Ich fragte mich, wie sie mit einer so eng geschnürten Taille überhaupt atmen konnte.
»Was erhoffst du dir denn von deinen Komplimenten?«, sagte Rose, ohne ihn anzusehen.
»Ich glaube, das weißt du genau. Meine Seelenflüsterin lässt mir in dieser Hinsicht jede Freiheit. Es gibt nichts, was uns daran hindern könnte, unsere Freundschaft etwas … zu vertiefen.« Er strich über ihre nackten Unterarme. Mit raschelnden Röcken wandte Rose sich ab und ging zum Fenster.
»Ich bin mit Alden verheiratzt, Horace.« Sie drehte das schwarze Medaillon zwischen den Fingern, das sie an einem schwarzen Samtband um den Hals trug.
Er lachte. »Eure Ehe besteht nur zum Schein – das wissen wir doch beide.«
»Die Antwort lautet: nein. Und so wird es immer bleiben. Diese Art Ablenkung kann ich mir nicht erlauben.«
Race wollte etwas antworten, doch Alden und Maddi kamen herein. Die beiden waren ähnlich gekleidet wie Rose und Race.
Aldens Blick ging zwischen Rose und Race hin und her. Er schloss die Augen und konzentrierte sich einen Moment lang, dann lachte er. »Sie hat dich wieder abblitzen lassen, Horace! Ach, mach dir nichts draus. Vielleicht zahlt deine Hartnäckigkeit sich ja eines Tages aus, alter Freund.« Er klopfte Race auf die Schulter.
Rose drückte sich plötzlich flach ans Fenster. Sie sah verängstigt aus. »Weiche«, flüsterte sie. Die drei Wächter drehten sich gleichzeitig zu ihr um. Sie schien jemandem zuzuhören.
»Für Rache bin ich nicht zuständig. Meine Aufgabe sind Erlösungen. Weiche, Dämon!«, schrie Rose. »Jetzt, Alden!«
Die Erinnerung endete.
Siehst du? Genau die gleichen Worte.
»Ja. Komisch.«
Hey, Lilian … mein Angebot von damals gilt übrigens immer noch. Wenn Alden dich nicht so behandelt, wie du es gerne hättest, stehe ich zur Verfügung. In jeder Hinsicht. Wenn du weißt, was ich meine.
Das konnte nicht sein Ernst sein. »Sehr witzig, Race. Komm, Spook. Wir gehen zurück.« Weil ich wusste, dass Race meine Seele spüren konnte, versuchte ich auf dem Weg zum Wagen alle Gefühle zu unterdrücken.
»Zeig mir deinen Arm, Lilian«, sagte Alden.
Spook sprang auf den Beifahrersitz.
Ich hielt Alden den Arm hin. Er schob das Shirt zurück und zog eine gequälte Grimasse. »Viele harte Worte für einen einzigen zarten Arm. Zum Glück hat Smith eine zierliche Handschrift.«
»Über diesen Witz kann ich im Moment leider nicht lachen. Sag mir, dass du jetzt nicht auch noch nähen musst«, stöhnte ich.
»Nicht nötig. Desinfektionsmittel, Weihwasser und ein bisschen Zeit. Dann ist alles wieder gut.«
Maddi schaute über Aldens Schulter. »Ach, das ist bloß eine Kleinigkeit. Weißt du noch damals, als …«
Alden schnitt ihr mit einem Blick das Wort ab.
»Schönes Wetter heute.« Maddi ging zu ihrem Truck.
Nachdem Race in seinen Körper zurückgekehrt undmein Arm behandelt worden war, gab es eine Diskussion darüber, ob Race mit uns fahren sollte. Nur für den Fall, dass jemand schnell in meinen Körper musste. Doch bald waren die drei Wächter sich einig, dass Smith im Augenblick nicht gefährlich sei. Race konnte also mit Maddi fahren. Die Wächter meinten, Smith hätte durch seinen dramatischen Auftritt ziemlich viel Energie verbraucht. Sicher würde er erst in ein paar Wochen wieder auftauchen – selbst wenn er möglicherweise sein Territorium erweitert hatte.
Als wir den Highway erreichten, schaltete ich Aldens iPod aus. Wir mussten dringend reden und ein paar Dinge klären. »Warum hast du Race das Seeleneinen machen lassen, anstatt es selbst zu tun?«
»Das war die beste Taktik. Und Gründe gibt es dafür einige. Aber keiner davon muss dich kümmern.«
»Ach ja? Ich dachte, wir wären ein Team.«
Er sah mich an und schüttelte den Kopf. »Im Moment bist du in Sicherheit. Die Entscheidung war also richtig.«
»Gründe?«
Alden seufzte und überholte einen Tanklaster.
»Wenn ich in der Hülle gewesen wäre, Lilian, hätte Race meinen Wagen fahren müssen. So war es unkomplizierter.«
Das konnte doch nicht alles sein. »Es steckt noch etwas anderes dahinter. Mich hast du schließlich auch fahren lassen – und das, obwohl ich eine blutige Anfängerin bin.«
Alden gab Gas und schaltzte den iPod ein. Ich machte ihn sofort wieder aus.
»Du verheimlichst mir so
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