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Seelenflüstern (German Edition)

Seelenflüstern (German Edition)

Titel: Seelenflüstern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Lindsey
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funktioniert.«
    »Das war Lilian. Du hättest sie hören sollen. Sie war fantastisch!«, erklärte Alden. Dabei umarmte er Maddi, die inzwischen ebenfalls ausgestiegen war. Ich setzte mich ein bisschen aufrechter hin. Aldens Lob war mindestens so wohltuend wie seine beruhigenden Berührungen.
    Maddi lachte. »Ich wäre gern dabei gewesen. Spüren konnte ich es ja. Sie hatte die Hosen so gestrichen voll, dass ich mich fast nicht auf den anderen Seelenflüsterer konzentrieren konnte. So panisch wie sie war, dachte ich, die Sache könnte bloß schiefgehen. Mann, Alden, ich war beinahe sicher, dass ihr erledigt seid.«
    Alden legte den Arm um mich. »Nein. Sie war umwerfend. Sie klang genau wie meine Rose.«

D  R E I U N D Z W A N Z I G

    Ü ber das Geländer der Dachterrasse hinweg starrte ich in die Brandung. Dieses Restaurant am Seawall Boulevard bestand aus mehreren alten Häusern, die miteinander zu einem großen Komplex verbunden worden waren. Unten blitzte eine Reihe von Motorrädern in der Sonne, die alle exakt ausgerichtet nebeneinander geparkt waren. Wie in einer Harley-Davidson-Werbung.
    Spook bellte eine Möwe an, trabte auf der Terrasse hin und her und war glücklich, nicht angeleint zu sein. Eigentlich durften Hunde nicht ins Restaurant. Aber wenn sie sich unauffällig verhielten und auf der Terrasse blieben, übersah das Personal sie großzügig. Alden schnippte mit den Fingern und zeigte auf den Boden. Sofort hörte Spook auf zu bellen und legte sich neben seine Füße.
    Maddi und Race saßen auf der Bank auf der anderen Seite des Tisches. Mit ihrem auffälligen Western-Look hätten sie jederzeit auf ein Kostümfest gehen können. Maddi trug wieder ein Cowboyhemd mit Perlmuttknöpfen, dazu eine rostfarbene Wildlederjacke mit langen Fransen an den Armen und am Rücken. Race hatte sich ebenfalls für Westernhemd und Lederjacke entschieden, bloß ohne Fransen. Seine Cowboykrawatte hatte eine große, mit Türkisen besetzte Spange. Beide waren mit schwarzen Cowboyhütenaus Filz ausstaffiert. In seinem grauen Pullover wirkte Alden dagegen fast unsichtbar; er fiel nur durch sein gutes Aussehen auf. Ich konnte kaum die Augen von ihm lassen und setzte mich vorsichtshalber lieber gleich auf meine Hände.
    »Wie habt ihr uns denn gefunden, Maddi?«, fragte ich.
    »Wir wussten, dass das Treffen um zwölf Uhr mittags auf der Ufermauer in der Nähe der Gedenktafel stattfindet. Aber eure Ausstrahlung war so intensiv, dass wir euch auch so gefunden hätten.«
    Ich überlegte, ob ich das nun beruhigend finden sollte oder eher nicht.
    Der Piepser, den das Mädchen am Empfang uns bei unserer Bestellung gegeben hatte, fiepte. Das hieß, unser Essen war fertig. Maddi stand auf.
    »Sobald Helena auftaucht, rennst du sowieso nur noch herum. Lass Alden und mich das Essen holen«, schlug Race vor.
    Maddi lächelte und setzte sich wieder.
    »Dann ist Helena wohl deine Seelenflüsterin«, sagte ich, als die Jungs weg waren.
    »Ja. Ich rechne jeden Augenblick damit, dass ich zum Dienst gerufen werde. Sie erscheint immer kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag. Ich hoffe, es dauert nicht mehr lange. Als ganz normaler Mensch zu leben wird irgendwann langweilig.« Sie beugte sich ein wenig näher zu mir. »Sag mal, du und Alden. Seid ihr …?« Sie zwinkerte mir zu.
    »Nein.«
    »Aber du stehst auf ihn. Das spüre ich.«
    Ich starrte aufs Wasser. »Und er steht auf Rose.«
    »Du bist Rose. Du redest, als wärt ihr zwei ganz unterschiedliche Personen.«
    »Sind wir auch. Ich bin nicht wie sie. Zumindest sagt man mir das.« Mit dem Finger fuhr ich die Namen nach, die andere Gäste in die Balken des hölzernen Picknicktisches geschnitzt hatten.
    Alden schob sich mit zwei Tellern in den Händen rückwärts durch die Tür. Mit dem Fuß hielt er sie für Race auf.
    »Jungs, wir sind gleich wieder da«, sagte Maddi. »Lilian und ich müssen mal kurz.« Damit packte sie mich am Arm und zog mich hinter sich her. Wir gingen durch einen kleinen Speiseraum, den ehemaligen Dachboden eines der Gebäude, und dann die Treppe hinunter zur Toilette. Wortlos schob Maddi mich in die erste recht große Kabine.
    Ziemlich verdutzt lehnte ich mich an die Wand und wartete darauf, was als Nächstes kommen würde. Maddi war knallrot angelaufen. Sie machte ein Gesicht, als würde sie mich am liebsten verprügeln, und so wie sie gebaut war, sah es nicht gut für mich aus.
    Aber fürs Erste fuchtelte sie mir nur mit erhobenem Zeigefinger vor der Nase

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