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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Truppe durch den Eingang marschierte. »Das träume ich doch wohl bloß, oder? Weil ich das einfach nicht glauben kann! Wie, zur Hölle, soll ich einen verdammten Eindruck auf irgend jemanden machen, wenn mich nur die beschissenen Mechanoiden an den Ticketcountern sehen können?«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Leroy. Das gewaltige VIP-Vestibül war genauso phantasievoll wie das Terminalgebäude: Das antike Ägypten entdeckt die Atomkraft. Eine marmorne Phantasiewelt voller Obelisken, Springbrunnen und überdimensionalen goldenen Ornamenten, in dem sich elfenbeinerne Sphingen an den Wänden entlangschlichen. Leroy klinkte sich per Datavis in den lokalen Netzprozessor ein und erhielt als Antwort die lapidare Meldung: Kapazitäten ausgelastet.
    »Was gibt’s da zu verstehen, Schwanzgehirn? Du hast es wieder einmal vermasselt!« Jezzibella stampfte in Richtung der breiten Welleneffekt-Rolltreppe davon, die sich zu einem der langen Gänge des Terminals hinaufschwang. Sie erinnerte sich noch, wie sie die Treppe bei ihrer Ankunft herabgeschwebt war, also mußte das der Weg sein, der zu den Raumflugzeugen führte. Der verdammte Netzprozessor wollte ihr nicht einmal einen Grundriß des Gebäudes liefern! Was für eine Scheiß-Welt!
    Sie war noch fünf Meter vom oberen Ende der Rolltreppe entfernt (ihr Gefolge hastete dienstbeflissen hinterher), als sie den Mann erblickte, der neben dem torbogenförmigen Eingang stand und auf sie wartete. Irgendein Flegel in der Uniform des Raumhafenpersonals, mit einem unverbindlichen Lächeln in der Fresse.
    »Tut mir leid, Lady«, sagte er, als sie bei ihm angekommen war. »Sie dürfen nicht weiter als bis hier.«
    »Ach, tatsächlich?« fragte Jezzibella.
    »Ja. Die Flugpläne mußten geändert werden, weil eine Dringlichkeitsoperation im Gange ist.«
    Jezzibella lächelte, und ihr Gesicht wurde weich. Eine liebreizende junge weitäugige Unschuld, die nach einem richtigen Mann suchte, um sie zu führen. »Das ist wirklich zu dumm. Meine Maschine geht nämlich heute morgen, und ich bin fest gebucht.«
    »Ich fürchte, es wird eine kleine Verzögerung geben, Lady.«
    Noch immer lächelnd rammte ihm Jezzibella mit voller Wucht das Knie in den Unterleib.
    Isaac Goddard war erfreut gewesen über seine Aufgabe. Es war eine wichtige Aufgabe, unbequeme Zivilisten vom Betreten und Umherwandern im Terminal abzuhalten, eine Aufgabe, die Al Capone längst nicht jedem überantwortet hätte. Und jetzt bedeutete diese Aufgabe außerdem, daß er den Superstar dieses Jahrhunderts persönlich kennenlernte! Lee Ruggiero, in dessen Körper Isaac gefahren war, verspürte nichts als Bewunderung für Jezzibella. Und als Isaac genauer hinsah, verstand er auch den Grund. So wunderschön und verletzlich. Eine Schande, daß er Gewalt einsetzen mußte, um sie aufzuhalten. Doch das Timing der Orbitalflüge war von vitaler Bedeutung. Al hatte das nicht oft genug betonen können.
    Isaac beschwor soeben seine energistischen Fähigkeiten, um sich zuerst Jezzibellas Leibwächtern zuzuwenden, die inzwischen herangekommen waren, als sie ihr Bestes tat, um ihm die Testikel via intestinalem Trakt bis in die Augenhöhlen zu rammen.
    Die energistischen Kräfte, über die jeder Besessene verfügte, waren zu beinahe ans Wunder grenzenden Dingen imstande, denn sie verbogen das Gewebe der Realität auf einen bloßen Gedanken hin. Sie konnten nicht nur zerstören, sondern auch jeden Gegenstand auf Wunsch eisenhart machen, beispielsweise einen menschlichen Körper, um nahezu jedem Angriff zu widerstehen und zugleich seine physischen Kräfte ins Unermeßliche zu steigern. Wunden verheilten fast genauso schnell, wie sie zugefügt wurden.
    Doch dazu mußte der Wunsch zuerst formuliert und der energistische Fluß entsprechend reguliert werden.
    Isaac Goddard hatte nicht den Hauch einer Chance, einen Wunsch zu formulieren.
    Ein einzigartiger, nur Männern bekannter Schmerz zerfetzte jeden zusammenhängenden Gedankenstrom in seinem gestohlenen Gehirn. Qual füllte sein Universum aus, und Qual war alles, was blieb.
    Mit aschfahlem Gesicht sank er langsam vor Jezzibella zu Boden. Tränen rannen über seine Wangen, während sein Mund lautlose Worte formte.
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte Jezzibella noch immer strahlend, »dann würde ich diesen Scheißhaufen von Planeten wirklich zu gerne verlassen, und zwar jetzt.« Sie stapfte an Isaac vorbei.
    »O je, Jez, komm schon, beruhige dich!« rief Leroy ihr hinterher und zwang sich

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