Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
simultan auf den neuen Kursvektor steuerte, um das inerte Raumflugzeug aufzunehmen, ließ ihm nicht viel Zeit, um über die Konsequenzen ihrer letzten Handlungen zu brüten. Warlow tot, das Söldnerteam gefallen, der Planet vom Gegner erobert, die Flotte, die zur Rettung gekommen war, zerschlagen. Das ganze erbärmliche Desaster war nichts, worüber er nachdenken wollte, geschweige denn die weiteren Implikationen von Besessenen, die frei in der Konföderation umherstreiften.
    Da war es um einiges besser, sich nützlich zu machen und das zu tun, was man konnte; sich in der Mechanik der vor der eigenen Nase liegenden Probleme zu verlieren.
    In gewisser Hinsicht war sein emotionaler Rückzieher Folge einer gewissen Erleichterung. Die Kämpfe, die sie persönlich ausgefochten hatten, waren alle gewonnen. Anschließend hatten sie die Edeniten gerettet, die Kinder und Kelly. Und bald würden sie nach Hause fliegen.
    Was konnte man mehr verlangen?
    Das nicht zu unterdrückende Schuldgefühl war Antwort genug.
    Einen Kilometer oberhalb des Raumflugzeugs stabilisierte Joshua die Lady Macbeth und wartete geduldig, bis die Orbitalmechanik die beiden Körper einander näherte. Beide Fahrzeuge befanden sich inzwischen über der Nachtseite von Lalonde, und der Planet tief unten war ein konturloser schwarzer Fleck. Optisch tot; lediglich Radar und Infrarot waren imstande, zwischen Kontinenten und Ozeanen zu unterscheiden.
    Joshua befahl dem Bordrechner, Kommunikationskanäle zu der kleinen Zahl von Observationssatelliten zu etablieren, die noch im niedrigen Orbit über Lalonde verblieben waren. Rasch kam ein Bild der gegenwärtigen Lage herein.
    Amarisk befand sich inzwischen zur Gänze auf der Tagseite. Joshua sah, daß der gewaltige Kontinent vollständig von der roten Wolke beherrscht wurde. Bereits ein Viertel der Landmasse war bedeckt, und sie breitete sich rasch vom Juliffe-Becken her aus. Ihre vordersten Ausläufer bewegten sich mit Orkangeschwindigkeiten, ohne daß die Wolke dadurch dünner geworden wäre oder ihre Konsistenz verloren hätte, die alles verbarg, was sich darunter befand. Der graue Fleck, der im Verlauf der kurzen Kampagne der Söldner über den Quallheim-Bezirken gehangen hatte, war ebenfalls verschwunden. Selbst die Berge, wo die Tyrathca lebten, bildeten kein Hindernis. Die Wolke kochte ringsum vorbei und versiegelte die Täler dazwischen. Lediglich die allerhöchsten Gipfel blieben unberührt, und ihre zerklüfteten, schneebedeckten Spitzen ragten aus dem roten Schleier empor wie Eisberge, die in einem Meer aus Blut trieben.
    Joshua hatte den Anblick schon zuvor als abstoßend empfunden, doch jetzt jagte er ihm Angst ein. Die schiere Macht, die sich durch die Existenz der Wolke offenbarte, war erschreckend.
    Joshua schaltete zurück auf die Bilder, die von den ausgefahrenen Sensoren der Lady Macbeth hereinkamen. Das Raumflugzeug war noch fünfhundert Meter entfernt, und es hatte die Flügel bereits eingezogen.
    Joshua betätigte die äquatorialen Korrekturtriebwerke und schwang die Lady herum, so daß der Hangar auf die Nase des Raumflugzeugs zeigte.
    Ashly saß in der Pilotenkanzel der Maschine und beobachtete das Manöver durch die schmale Frontscheibe. Wie immer staunte er über das unglaubliche Geschick, mit dem Joshua das gewaltige kugelförmige Raumschiff steuerte. Die Andockbühne war aus dem Hangar ausgefahren und schwang graziös herum, bis sie genau vor dem Raumflugzeug schwebte, dann schob sie sich sanft über die Nase der Maschine. Natürlich paßte alles beim ersten Versuch, wie immer.
    Verschiedene metallische Geräusche hallten durch den Rumpf, und dann wurde das Raumflugzeug langsam in den schmalen zylindrischen Hangar im Bauch der Lady Macbeth eingezogen. Ashly erschauerte, als ein weiterer warmer, klebriger, stinkender Klumpen aus Flüssigkeit auf seinem Bordanzug landete. Er beging nicht den Fehler und versuchte, den Klumpen abzuschütteln; es hätte sowieso nur dazu geführt, daß aus einem großen zahlreiche kleine geworden wären. Klein genug, um sie einzuatmen.
    »Acht von euch müssen während der Reise in der Kabine des Raumflugzeugs bleiben«, befahl Sarha per Datavis, als der Andockschlauch sich über die Luftschleuse des Raumflugzeugs gelegt hatte.
    »Das soll doch wohl ein Witz sein!« schimpfte Ashly bestürzt.
    »Pech, Ashly. Aber unser Lebenserhaltungssystem ist bis an die Grenzen belastet mit so vielen Menschen an Bord. Ich brauche die Kohlendioxidfilter des Raumflugzeugs,

Weitere Kostenlose Bücher