Seelengesaenge
Scheiße, sie küßte sogar wie ein Junge. Das Dumme war nur, nachdem er all die phantastischen Dinge mit ihrem Körper angestellt hatte, wollte sie mehr, mehr, mehr …
»Bitte, Baby. Ich liebe diese ägyptische Stellung. Nur du bist groß genug, damit es funktionieren kann!«
Mit einem halbherzigen Seufzer wandte sich Al vom Fenster ab und ging zurück zu dem in den Boden eingelassenen Bett, wo sie auf ihn wartete. Diese Sexgöttin kannte offensichtlich keine Scham; sie war splitterfasernackt.
Al grinste und öffnete seinen langen weißen Bademantel. Jezzibella pfiff und applaudierte, während seine Erektion wuchs. Dann warf sie sich auf das Bett zurück und blickte ihn an wie ein verängstigtes Schulmädchen, eine ganz andere Persönlichkeit als noch eine Sekunde zuvor.
Er drang brutal in sie ein, ohne jeden Versuch von Finesse. Sie schrie ungläubig auf, bettelte ihn an aufzuhören, zärtlich zu sein. Doch sie konnte nicht widerstehen. Keine Frau konnte das, nicht einem Liebhaber wie ihm. Innerhalb von Sekunden verwandelten sich ihre Schreie unter seinen pumpenden Stößen in ein rollendes Stöhnen, ihr Fauchen in ein glückseliges Lächeln. Ihr Körper reagierte, und gemeinsam bewegten sie sich in einem glatten, akrobatischen Rhythmus. Er machte keinen Versuch, sich zurückzuhalten, auf sie zu warten, er kam, als er soweit war, blind für alles andere.
Als er die schläfrigen Augen aufschlug, sah er, wie sie berauscht zur Decke starrte und sich mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr. »Das war ein wunderbarer Fantasy-Fick«, sagte sie gedehnt. »Das müssen wir unbedingt noch mal machen.«
Al gab resignierend auf. »Ich muß jetzt los. Ich muß den Jungs zeigen, wo es langgeht, du weißt ja selbst, wie das ist.«
»Sicher, Baby. Und was sollen sie diesmal für dich tun?«
»Mein Gott, du dämliches Weibsstück! Ich bin der Boß von diesem ganzen verdammten Planeten, hast du das noch nicht begriffen? Glaubst du, die Dinge fallen von selbst an Ort und Stelle? Ich hab’ eine Million Probleme, um die ich mich kümmern muß! Soldaten brauchen ihre Befehle, sonst kriegen sie schlechte Laune!«
Jezzibella zog einen Schmollmund, dann rollte sie sich herum und griff nach dem Prozessorblock neben dem Bett. Sie tippte etwas ein, dann runzelte sie die Stirn. »Liebling, du mußt dein Störfeld einziehen.«
»Tut mir leid«, murmelte er und unternahm einen Versuch, seine Gedanken zu beruhigen. Es war die beste Methode, diese elektrischen Apparate zum Funktionieren zu bringen.
Jezzibella pfiff anerkennend zwischen den Zähnen hindurch, als sie die Daten las, die über den Schirm liefen (Sie hatte ihre Bemühungen längst aufgegeben, in Capones Gegenwart Datavis-Verbindungen herstellen zu wollen.) Nach den Informationen, die Harwoods Büro zusammengetragen hatte, gab es auf New California inzwischen gut vierzig Millionen Besessene. Zurückblickend sah alles ganz danach aus, als hätte sie den schlauesten Schachzug ihres Lebens begangen, als sie sich auf dem Raumhafen von San Angeles mit Al zusammengetan hatte. Dies war genau die Anarchietour, nach der sie fast ihr ganzes Leben lang gesucht hatte. Der Nervenkitzel und die Macht, die sie erlebte, weil sie mit Al zusammen war – im wahrsten Sinne des Wortes Macht über Leben und Tod – stimulierte sie stärker als jede Vergötterung, die sie während eines Konzerts durch ihre Fans erfuhr.
Woher hätte sie auch wissen sollen, daß ein Gangster aus der Vergangenheit ein derartiger Genius war, daß er imstande war, eine Machtstruktur zu etablieren, die einen ganzen Planeten im Griff hatte? Und genau das hatte Al getan. »Man muß eben wissen, an welchen Schnüren man zu ziehen hat«, hatte er zu ihr gesagt, als sie zu den Asteroiden im Orbit geflogen waren.
Selbstverständlich waren nicht alle vierzig Millionen Besessenen loyale Untergebene. Sie wurden nicht einmal für die Organisation rekrutiert. Aber schließlich hatte ihm damals in Chicago auch keine Mehrheit von Bürgern treue Gefolgschaft geschworen. Nichtsdestotrotz, ob sie wollten oder nicht, waren sie seine Vasallen gewesen. »Wir müssen nichts weiter tun, als eine Organisation errichten, die an Ort und Stelle ist, wenn die Besessenen anfangen zurückzukehren«, hatte er ihr erklärt. »Daheim in Chicago haben sie mich einen Gangster genannt, weil jemand anderes parallel zu mir versucht hat, die Dinge zu leiten: die verdammte Regierung. Ich habe verloren, weil die Wichser größer und mächtiger waren
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