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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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bleibt doch!«
    Eine der kleinen Norfolk-Tauben im Baum hinter ihm flatterte kreischend auf. Sie legte die Flügel an und schoß auf den Hengst zu. Intensives blaues und rotes Feuer zischte aus dem Schwanz und hinterließ eine schwefelgelbe Rauchfahne. Die winzige organische Rakete jagte an der Nase des Pferdes vorbei und zerplatzte mit einem nassen Geräusch auf dem Boden. Federn flatterten auf.
    Louise und Genevieve tätschelten instinktiv das mit einem Mal nervös tänzelnde Pferd. Fünf weitere Norfolk-Tauben saßen in einer Reihe auf dem Zweig, von dem die erste aufgestiegen war, und ihr Gurren und Zwitschern war verstummt.
    »Genaugenommen muß ich sogar darauf bestehen, daß Ihr bleibt, werte Damen«, sagte der Mann in Grün und lächelte gewinnend.
    »Laß die Mädchen gehen«, sagte Carmitha in gelassenem Ton. »Es sind noch Kinder.«
    Seine Augen musterten Louise. »Aber prächtig entwickelt«, sagte er dann. »Oder seid Ihr etwa anderer Meinung?«
    Louise versteifte sich.
    Carmitha wollte etwas erwidern, vielleicht sogar flehen, doch dann sah sie, wie vier weitere Leute über die Straße aus Richtung der Farm kamen, und aller Mut verließ sie. Flucht war sinnlos. Sie hatte gesehen, was die weißen Feuerbälle aus Haut und Knochen machten. Es würde auch so schlimm genug werden, ohne den zusätzlichen Schmerz.
    »Tut mir leid, Kinder«, sagte sie matt.
    Louise schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Sie musterte den Mann in Grün. »Faß mich an, Bauer, und mein Verlobter wird dich deine eigenen Eier fressen lassen.«
    Genevieve fuhr erstaunt herum und starrte ihre Schwester an. Dann grinste sie schwach, und Louise zwinkerte ihr zu. Es war ein Bluff, weiter nichts, aber ein wunderbares Gefühl.
    Der Mann in Grün kicherte. »Meine Güte, und ich dachte schon, Ihr wärt eine wohlerzogene junge Lady!«
    »Das Aussehen kann eben täuschen«, entgegnete Louise eisig.
    »Ich freue mich schon darauf, Euch ein wenig mehr Respekt zu lehren. Ich werde höchstpersönlich dafür Sorge tragen, daß Eure Possession einige Tage in Anspruch nehmen wird.«
    Louise warf einen flüchtigen Blick in Richtung der vier Männer aus dem Farmhaus, die jetzt neben dem Kaltblut angehalten hatten. »Bist du sicher, daß du genügend Verstärkung mitgebracht hast, Bauer? Ich möchte schließlich nicht, daß du dir aus Angst vor mir in die Hosen machst.«
    Das mühsame Lächeln auf dem Gesicht des Mannes in Grün verschwand, genau wie seine ausgesucht höflichen Manieren. »Weißt du was, Miststück? Du kannst zusehen, wenn ich deine kleine Schwester ficke.«
    Louise zuckte zusammen und erbleichte.
    »Ich glaube, das ist nun weit genug gegangen.« Das war einer der Männer, die von der Farm gekommen waren. Er ging auf den Mann in Grün zu.
    Louise bemerkte, wie sich die Beine des Fremden beim Gehen nach außen bogen, was seine Schultern leicht nach links und rechts schwanken ließ. Doch er war attraktiv, wie sie gestehen mußte, mit seiner dunklen Hautfarbe und dem lockigen pechschwarzen Haar, das zu einem winzigen Pferdeschwanz zusammengebunden war. Robust, mit einem muskulösen Körperbau. Er konnte nicht älter als zwanzig oder einundzwanzig sein – das gleiche Alter wie Joshua. Seine dunkelblaue Jacke war unglaublich altmodisch, mit langen Schößen, die hinter seinen Knien spitz zuliefen. Unter der Jacke trug er eine gelbe Weste und ein weißes Seidenhemd mit winzigen Kragenspitzen, die von einer schwarzen Fliege zusammengehalten wurden. Eine fremdartige Tracht, aber sehr elegant.
    »Hast du ein Problem, Jüngelchen?« fragte der Mann in Grün verächtlich.
    »Ist das nicht ganz offensichtlich, Sir? Ich finde es schwierig zu begreifen, wie selbst ein Gentleman Eures Schlages dazu imstande sein kann, drei verängstigte Ladys zu bedrohen.«
    Der Mund des Mannes in Grün verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Ach ja, du hast also Schwierigkeiten mit dem Begreifen, wie?« Weißes Feuer schoß aus seinen Fingerspitzen und traf auf die blaue Jacke des Neuankömmlings, wo es zu breiten klammernden Bändern zerfloß. Doch der junge Mann stand gelassen da, als trüge er einen Schutzmantel aus undurchdringlichem Glas, während die Flammen wirkungslos über ihn leckten.
    Unbeeindruckt ob seines Fehlschlags ballte der Mann in Grün eine Faust und schlug zu. Doch er verfehlte seinen Gegner, der sich mit überraschender Geschwindigkeit duckte und dem Grünen seinerseits die Faust in den Leib hämmerte. Drei Rippen brachen von der Wucht des

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