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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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stillen schwor, nicht auf die Toilette zu gehen, bis sie sicher auf einem Planeten gelandet waren.
    Genevieve schoß ihr entgegen und umarmte sie, sobald Louise durch die Deckenluke geglitten kam. Fletcher lächelte sie freundlich an.
    »Ist das nicht einfach wunderbar?« rief Louises kleine Schwester aufgeregt. Sie schwebte mit den Zehen sechs Zoll über dem Boden und drehte sich um die eigene Achse wie eine Ballerina. Ihre beiden Pferdeschwänze standen waagerecht vom Kopf ab. Als sie die Arme weit ausbreitete, verringerte sich ihre Geschwindigkeit. Ein rascher Stoß mit den Zehenspitzen, zu schnell, um mit dem Auge zu folgen, und sie jagte zur Decke hinauf und packte im letzten Augenblick einen Haltegriff, um ihre Bewegung aufzufangen. Verzückte Augen lachten Louise an. »Ich wette mit dir, daß ich sieben Salti schaffe, bevor ich auf dem Boden ankomme.«
    »Wahrscheinlich, ja«, sagte Louise müde.
    »Oh!« Genevieves Gesicht zeigte augenblicklich Zerknirschung. Sie schwebte zum Boden zurück, bis sie auf gleicher Höhe mit ihrer Schwester war. »Es tut mir leid, Louise. Wie geht es dir?«
    »Im Augenblick ganz gut. Und es ist Zeit, zu Bett zu gehen.«
    »Louise!«
    »Auf der Stelle.«
    »Also schön.«
    Endron hielt dem Mädchen einen Trinkballon hin. »Hier, das ist Trinkschokolade. Probier mal, ich wette, es schmeckt dir!«
    Genevieve nahm den Ballon und saugte eifrig an dem Nippel.
    »Habt Ihr Euch erholt, Lady Louise?« erkundigte sich Fletcher.
    »Ja, danke sehr, Fletcher.«
    Sie blickten sich einen langen Augenblick an, ohne zu bemerken, daß Endron sie beobachtete.
    Eines der Instrumentenpaneele gab einen leisen Warnton von sich.
    Endron verzog das Gesicht und schwebte zu der Konsole, wo er sich auf einem StikPad verankerte. »Minderwertiger Mist!« brummte er.
    Fletcher schnitt eine verlegene Grimasse. »Ich kann es nicht verhindern!« flüsterte er.
    »Nicht Ihre Schuld, Fletcher«, flüsterte sie genauso leise zurück. »Machen Sie sich keine Sorgen. Das Schiff funktioniert schließlich noch.«
    »Jawohl, Lady Louise.«
    »Das war lecker!« verkündete Genevieve. Sie hielt den leeren Trinkballon hoch und rülpste prompt.
    »Gen!«
    »’tschuldigung.«
    Endron zeigte ihnen, wie die Einrichtung der Kabinen zu bedienen war, und mit seiner Hilfe brachte sie Genevieve schließlich zu Bett, einem stark gepolsterten Schlafsack, der am Decksboden haftete. Louise schob das Haar ihrer Schwester in die Kapuze und küßte sie auf die Stirn. Genevieve lächelte schläfrig und schloß noch in der gleichen Sekunde die Augen.
    »Sie wird wenigstens acht Stunden schlafen, nachdem sie das Sedativum getrunken hat«, sagte Endron und hielt den leeren Trinkballon hoch. »Und wenn sie wieder aufwacht, wird sie alles andere als hyperaktiv sein. Furay hat mir berichtet, wie aufgedreht sie sich benommen hat, nachdem Sie an Bord des Raumflugzeugs gekommen sind. Das waren die verspäteten Auswirkungen auf das Feuer im Hangar. Auf gewisse Weise ist diese Art von Überreaktion genauso schlimm wie ein depressives Trauma.«
    »Ich verstehe.« Es gab nichts mehr hinzuzufügen. Louise warf einen letzten Blick zurück auf Genevieve, bevor sich die Tür schloß. Eine ganze Nacht lang würde es keine Besessenen geben, keinen Roberto und ganz sicher keinen Quinn Dexter.
    Ich habe getan, was ich versprochen habe, dachte Louise. Danke, lieber Gott.
    Trotz ihrer Müdigkeit lächelte sie stolz. Sie war nicht mehr länger die wertlose, verhätschelte Landbesitzerstochter, für die Carmitha ein paar Tage zuvor soviel Verachtung empfunden hatte. Ich schätze, ich bin ein wenig erwachsener geworden.
    »Ihr solltet Euch jetzt ebenfalls ausruhen, Lady Louise«, sagte Fletcher.
    Sie gähnte. »Ich denke, Sie haben recht. Gehen Sie auch ins Bett?«
    Zum ersten Mal zeigten Fletchers bedächtige Gesichtszüge so etwas wie Unbekümmertheit. »Ich denke, ich werde noch ein wenig verweilen, Lady Louise.« Er deutete auf einen Holoschirm, der die Bilder einer Außenbordkamera zeigte. Wolkenübersäte Landschaft rollte unter ihnen vorbei, pastellfarbenes Grün und Braun und Blau, erleuchtet von Dukes strahlender Helligkeit. »Es geschieht nicht sehr häufig, daß ein sterblicher Mensch die Gelegenheit erhält, die Welt über die Schulter eines Engels hinweg zu betrachten.«
    »Gute Nacht, Fletcher.«
    »Gute Nacht, Lady Louise. Möge der Herr Eure Träume vor Dunkelheit behüten.«
     
    Louise fand keine Zeit zum Träumen. Eine Hand auf ihrer Schulter

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