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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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weckte sie vorher.
    Sie blinzelte wegen der Helligkeit, die durch die Tür fiel. Als sie versuchte, sich zu bewegen, wurde sie von der Enge des Schlafsacks daran gehindert.
    »Was ist denn?« stöhnte sie.
    Fletchers Gesicht war nur wenige Zoll von dem ihren entfernt; auf seiner Stirn zeigten sich düstere Sorgenfalten. »Ich bitte um Verzeihung, Lady Louise, aber unter den Besatzungsmitgliedern herrscht einige Aufregung. Ich dachte, ich sollte Euch lieber informieren.«
    »Sind sie etwa bereits an Bord?« rief Louise voller Bestürzung.
    »Wer?«
    »Die Besessenen!«
    »Nein, Lady Louise. Ich darf Euch versichern, daß uns keinerlei Gefahr droht.«
    »Was dann?«
    »Ich denke, sie sind auf einem anderen Schiff.«
    »In Ordnung, ich komme.« Ihre Hand tastete umher, bis sie den Griff des Verschlusses im Innern des Schlafsacks gefunden hatte. Sie drehte ihn um neunzig Grad, und das poröse Gewebe teilte sich der Länge nach. Hastig zog sie sich an und band das Haar zu einem schmucklosen Pferdeschwanz zusammen, bevor sie in die winzige Messe hinausschwebte.
    Fletcher zeigte ihr den Weg zur Brücke. Er schwamm durch die Niedergänge, mit denen die Lebenserhaltungskapseln verbunden waren, und durch schwach erleuchtete Decks, die noch beengter wirkten als ihre winzige Messe. Der erste Blick auf die Brücke erinnerte Louise an die Familienkrypta der Kavanaghs unter der Kapelle des Herrenhauses: ein düsterer Raum mit länglichen Kristallen, die wie Kerzen auf den Instrumentenkonsolen saßen und Wellen von grünem und rotem Licht über die Wände sandten. Maschinen, gerippte Rohre und Plastikkabel bildeten ein unentwirrbares Labyrinth auf den Schottenwänden. Den größten Anteil zum Eindruck trugen jedoch die vier Besatzungsmitglieder bei, die mit reglosen Gliedern und geschlossenen Augen auf ihren massiven Beschleunigungsliegen lagen. Ein dünnes Netz mit sechseckigen Maschen spannte sich über sie und preßte sie in die Polsterung.
    Furay und Endron kannte Louise bereits, doch Kommandantin Layia und Tilia, die Energieknotenspezialistin der Far Realm, sah sie zum ersten Mal. Endron hatte recht gehabt; die übrigen Marsianer besaßen genau die gleiche Physiognomie wie er. Der Unterschied zwischen den Geschlechtern war minimal; Louise war nicht sicher, ob die beiden Frauen Brüste besaßen. Auf diesen gewaltigen Brustkörben hätten sie absurd gewirkt.
    »Und was jetzt?« wandte sie sich an Fletcher.
    »Ich bin nicht sicher; ihre Ruhe verbietet jegliche Störung.«
    »Sie schlafen nicht, Fletcher, sie stehen per Datavis mit dem Bordrechner in Verbindung. Joshua hat mir erzählt, wie es auf der Brücke eines Raumschiffs aussieht. Hm, ich erklär’s Ihnen später.« Louise errötete ein wenig. Fletcher war zu einem so starken Fixpunkt in ihrem Leben geworden, daß sie Mühe hatte, sich zu vergegenwärtigen, was er eigentlich war. Sie hangelte sich an ein paar Haltegriffen zu Furays Liege und tippte ihm vorsichtig auf die Schulter. Irgendwie traute sie sich nicht, die anderen zu stören; sie verspürte eine unbestimmte kindliche Furcht vor der Art und Weise, wie diese fremdartigen Menschen reagierten.
    Furay schlug verärgert die Augen auf. »Oh, Sie sind das.«
    »Entschuldigen Sie bitte. Ich wollte nur fragen, was geschieht.«
    »Ja. Sicher. Warten Sie.« Das Netz schälte sich zurück und rollte sich zusammen, um im Rand des Liegenpolsters zu verschwinden. Furay drückte sich ab und drehte sich langsam in die Vertikale. Er verankerte sich vor Louise auf einem StikPad. »Nichts Gutes, fürchte ich. Die kommandierende Admiralin des Navy-Geschwaders hat alle Schiffe in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, nur eine Stufe unter Gefechtsalarm.«
    »Admiralin?« fragte Fletcher überrascht. »Euer Admiral ist eine Lady?«
    Furay fuhr ungerührt fort: »Die Tantu ist aus unserem Kommunikationsnetz herausgefallen. Sie reagiert nicht mehr auf unsere Rufe. Die Admiralin fürchtet, das Schiff könnte gekidnappt worden sein. Anscheinend hat es ein paar Minuten nach dem Andocken des Raumflugzeugs eine verstümmelte Nachricht gegeben, und dann nichts mehr.«
    Louise warf Fletcher einen schuldbewußten Blick zu, den dieser gelassen erwiderte. Furay bemerkte den Austausch. »Das Raumflugzeug der Tantu ist zehn Minuten nach uns von Bennet Field gestartet. Fällt Ihnen vielleicht etwas dazu ein?«
    »Die Rebellen waren uns dicht auf den Fersen«, sagte Louise rasch. »Vielleicht sind sie an Bord des anderen Raumflugzeugs gegangen?«
    »Und

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