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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Glas mit einer Dicke von wenigstens fünf Zentimetern ließ das Innere der Limousine aquariengrün erscheinen. Im Fond saß ein einzelner Mann und winkte der Menge fröhlich zu.
    Die Stadt war außer Rand und Band. Al grinse mit der Zigarre im Mund und zeigte ihnen den aufgerichteten Daumen. Meine Güte, das war wie in den guten alten Tagen, als er noch in genau diesem kugelsicheren Cadillac durch die Straßen gefahren war und Fußgänger mit offenen Mündern hereingestarrt hatten. Damals in Chicago hatten alle gewußt, daß ein Prinz der Stadt vorbeigefahren war. Und heute in San Angeles wußten sie es gottverdammt wieder!
    Vor dem Rathaus kam der Cadillac zum Halten. Ein lächelnder Dwight Salerno eilte die Treppen herab und öffnete den Schlag.
    »Schön, dich wieder bei uns zu haben, Al. Wir haben dich vermißt.«
    Al küßte ihn auf beide Wangen, dann drehte er sich nach der ekstatischen Menge um und verschränkte die Hände über dem Kopf wie ein Preisboxer über einem niedergeschlagenen Gegner. Sie brüllten voller Anerkennung. Weiße Blitze zuckten in Kaskaden über die Straße, als hätte Zeus persönlich ein Feuerwerk zum Unabhängigkeitstag veranstaltet.
    »Ich liebe euch alle!« rief Al der gesichtslosen Masse von Schwachköpfen zu. »Wenn wir zusammenhalten, wird uns keine verdammte Konföderation daran hindern, das zu tun, was uns beliebt.«
    Sie konnten seine Worte nicht hören, nicht einmal die, die in der vordersten Reihe standen. Doch die Bedeutung war unmißverständlich genug. Der tosende Beifall nahm an Stärke zu.
    Al winkte noch immer heftig mit einer Hand, während er sich abwandte und die Stufen zum Rathaus hinaufeilte. Laß sie stehen, solange sie noch mehr von dir wollen, hatte Jezzibella ihm geraten.
    Die Konferenz wurde in der Lobby abgehalten, einer gewaltigen vierstöckigen Halle, die mehr als die Hälfte der Fläche des Erdgeschosses einnahm. Eine Avenue aus riesigen Palmen, die nach kalifornischen Originalen geklont waren, reichte vom Eingang bis zu dem großen Empfangsschalter. Ihre speziellen Sonnenlichtröhren leuchteten nur in gedämpftem Weiß, und der Lehm in den großen Kübeln war ausgetrocknet. Überall waren andere Anzeichen von Vernachlässigung und hastigen Aufräumarbeiten zu erkennen: deaktivierte Reinigungsmechanoiden lagen aufgereiht an einer Wand, die Türen der Notausgänge waren verschwunden, Abfallhaufen in stillstehende Aufzugskabinen gefegt worden.
    Der Empfangsschalter war völlig freigeräumt und dahinter eine Reihe von Stühlen aufgestellt worden. Al saß in der Mitte, und zwei seiner Lieutenants zu den Seiten rechts und links. Sein Stuhl stand ein wenig erhöht. Er beobachtete gelassen, wie die nervösen Reporter hereingeführt und vor dem Empfangsschalter aufgereiht wurden. Als Ruhe eingekehrt war, erhob er sich von seinem Sitz.
    »Mein Name ist Al Capone, und vermutlich werden Sie sich alle fragen, aus welchem Grund ich Sie habe kommen lassen«, begann er und kicherte. Hier und dort bemerkte er ein Grinsen. Sie hatten Schiß. »Also gut, ich werd’s Ihnen sagen: Sie sind hier, weil ich will, daß die gesamte Konföderation erfährt, was in dieser Ecke der Milchstraße vor sich geht. Wenn die Konföderation Bescheid weiß und verstanden hat, erspart das jedem von uns eine ganze Wagenladung Kummer.« Er nahm seinen grauen Fedora ab und legte ihn vorsichtig auf die polierte Tischplatte. »Es ist eigentlich ganz einfach. Meine Organisation beherrscht das gesamte System von New California. Wir halten die Ordnung auf dem Planeten und den Asteroidensiedlungen aufrecht, ohne Ausnahmen. Wir sind nicht darauf aus, irgend jemandem Schaden zuzufügen, und wir benutzen unsere Schlagkraft nur, um die Dinge nach Kräften in Fluß zu halten, genau wie jede andere Regierung auch.«
    »Haben Sie die edenitischen Habitate ebenfalls übernommen?« fragte ein Reporter. Der Rest zuckte zusammen in der Erwartung, daß Patricia Mangano ihn strafen würde. Doch es geschah nicht, obwohl Patricia alles andere als zufrieden aussah.
    »Du bist ein Schlaumeier, was, Freund?« gestand Al mit einem widerwilligen Grinsen. »Nein, wir haben die edenitischen Habitate nicht übernommen. Wir könnten es. Ich könnte es. Aber ich werde es nicht tun. Und weißt du auch warum? Weil wir ungefähr gleich stark sind, darum. Wir könnten uns gegenseitig jede Menge Schaden zufügen, wenn es jemals zum Kampf käme. Zuviel Schaden. Und das will ich nicht. Ich will nicht, daß die Leute wegen eines

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