Seelengesaenge
beharrte Kate. »Allein der heutige Abend spielt die Ausgaben mehr als wieder ein. Und weil wir die exklusiven Distributionsrechte besitzen, werden sich die Profite der Collins-Gruppe vervierfachen.«
»Wenn es uns jemals gelingt, die Daten zu verteilen«, brummte Antonio.
»Sicher gelingt uns das. Hast du die Verordnung über das zivile Raumflugverbot nicht gelesen? Sie verbietet lediglich das Andocken, nicht den Abflug. Die Blackhawks können einfach innerhalb der Austrittszone eines Planeten bleiben und unseren lokalen Büros per Datavis eine Kopie übermitteln. Wir zahlen den Kommandanten ein wenig mehr, aber nicht die Welt, weil sie nichts verdienen, wenn sie auf ihren Simsen sitzen bleiben. Es wird funktionieren. Und anschließend werden wir alle die Karriereleiter nach oben fallen!«
»Was meinst du mit ›anschließend‹?« erkundigte sich Kelly.
»Ach, komm schon, Kelly.« Kate drückte ihr die Schulter. »Wir wissen, daß es schlimm war. Wir haben es alle selbst gespürt. Aber die Quarantäne wird die Besessenen daran hindern, sich weiter auszubreiten, und jetzt, da wir über das Problem Bescheid wissen, können die Streitkräfte etwas unternehmen, um sie einzusperren, falls es einen Ausbruchsversuch gibt. Sie haben nur deshalb auf Lalonde gewonnen, weil es so verdammt weit weg ist vom Schuß.«
»Ja, sicher.« Inzwischen funktionierte Kelly nur noch durch Stimulationsprogramme. Ein Programm gegen Müdigkeit summte melodisch in ihrem Kopf. »Die Galaxis zu retten ist ein Kinderspiel, jetzt, wo wir Bescheid wissen. Zur Hölle, schließlich sind es ja nur die Toten, gegen die wir antreten müssen.«
»Wenn du nicht mitmachen willst, Kelly, mußt du nur nein sagen«, sagte Antonio. Dann spielte er sein As aus: »Wir können auch eine andere Frau als Anchor nehmen. Kirstie McShane zum Beispiel.«
»Dieses Miststück!«
»Das heißt also, wir können nach Plan weitermachen, oder wie?«
»Ich möchte noch mehr über Pamiers und über Shaun Wallace bringen. Das ist die Art von Ereignissen, die den Menschen die Situation deutlicher macht.«
»Wallace ist deprimierend. Er hat während seines Interviews immer wieder gesagt, daß niemand die Besessenen schlagen kann.«
»Und das ist verdammt richtig! Shaun ist wichtig! Er sagt uns genau das, was wir wirklich wissen müssen, um gegen das Problem zu bestehen.«
»Und das wäre?«
»Tod. Jeder muß einmal sterben, Antonio. Selbst du.«
»Nein, Kelly! Ich kann diese Einstellung nicht billigen. Das ist genauso schlecht wie diese verdammten Tyrathca und ihre Zeremonie von einem schlafenden Gott, die du aufgenommen hast.«
»Ich hätte niemals zulassen dürfen, daß du sie herausschneidest. Niemand hatte vorher auch nur die leiseste Ahnung, daß die Tyrathca eine Religion besitzen!«
»Xeno-Bräuche sind in einer Zeit wie dieser wohl kaum von Bedeutung.«
»Kelly, wir können deine Tyrathca-Aufzeichnung immer noch in einer späteren Dokumentation bringen«, sagte Kate. »Im Augenblick müssen wir diesen Bericht fertigstellen. Meine Güte, du bist in dreißig Minuten auf Sendung!«
»Wenn du mich bei Laune halten willst, dann laß wenigstens mein Interview mit Shaun drin!«
»Wir haben die Hälfte«, sagte Antonio. »Sämtliche wichtigen Punkte kommen vor.«
»Wohl kaum. Sieh mal, wir müssen den Leuten klar machen, was Possession wirklich bedeutet, was sich hinter dem Akt verbirgt«, entgegnete Kelly. »Bis jetzt haben die meisten Bürger der Konföderation nichts weiter darüber erfahren als diese erbärmliche offizielle Warnung durch die Versammlung! Das ist viel zu abstrakt, ein Problem einer anderen Welt. Die Menschen müssen wissen, daß es nicht so einfach ist, daß sich hinter diesem Desaster mehr verbirgt als nur physische Sicherheit. Wir müssen uns auch mit den philosophischen Problemen beschäftigen.«
Antonio zuckte zusammen und preßte die Hand an die Stirn.
»Ihr kapiert es einfach nicht, wie?« erregte sich Kelly. Sie winkte in Richtung der Holoschirme mit den verdammenden Bildern. »Habt ihr nichts von alledem gesehen? Begreift ihr denn nicht? Wir müssen das hier den Leuten zeigen! Ich bin es, die das für euch tun kann! Nicht Kirstie Spatzenhirn McShane! Ich war dort, ich mache es echter als jeder, der nur die Sens-O-Vis-Aufzeichnungen gesehen hat.«
Antonio starrte auf den Holoschirm, wo Pat Halahan gerade durch die qualmenden Ruinen von Pamiers lief und seine bizarren Angreifer in Fetzen schoß. »Na großartig. Genau das, was uns
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