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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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waren tiefe Risse zu sehen, und die Streben dahinter waren verbogen oder gebrochen.
    André konnte nicht einmal die Hälfte der Reparaturen finanzieren, ganz zu schweigen davon, ein neues Raumflugzeug zu kaufen. Es sei denn, er akzeptierte einen weiteren Auftrag als Söldnerschiff. Und diese Aussicht gefiel ihm nicht im geringsten, nicht nach Lalonde. Ich bin zu alt für diese Spielchen, dachte er. Ich hätte längst ein Vermögen machen und mich zur Ruhe setzen müssen. Wenn nicht diese Bastarde von Anglos mit ihren Transportkartellen gewesen wären, hätte ich es längst geschafft. Und Geld für die Reparaturen hätte ich auch.
    Wut verlieh ihm die Kraft, den letzten Riegel von der Ventilationseinheit zu zerbrechen, an der er gerade arbeitete; der kleine Plastikstern zerbrach unter dem Druck, und die Trümmer segelten in alle Richtungen. Das Plastik war bestürzend spröde geworden nach dem Hitzebombardement vom weißen Feuer der Besessenen und dem anschließenden eine Woche dauernden nackten Vakuum.
    »Hilf mir mal, Desmond«, sagte André per Datavis. Sie hatten die Lebenserhaltungssysteme der Messe deaktiviert, um die Apparat auseinanderzunehmen, was bedeutete, daß sie in Raumanzügen arbeiten mußten. Ohne anständige Luftzirkulation war der Gestank in dem kleinen Abteil unerträglich. Die Leichen waren längst entfernt, doch eine gewisse Menge an grausigen Überresten hatte sich während ihrer Flucht von Lalonde überall in der Messe verteilt.
    Desmond löste sich von dem elektrischen Schaltkreis für die Temperaturregelung, den er gerade überprüft hatte, und trieb herbei. Sie wuchteten das zylindrische Ventilatorgehäuse aus dem Schacht. Er war massiv mit Kleiderfetzen und spiralförmigen Fetzen von Nullthermschaum verstopft. André stocherte mit einem Drehmomentschlüssel im Grill herum und lockerte einen Teil der Kleidungsreste. Winzige Flocken von gefriergetrocknetem Blut stoben wie apathische Motten hervor.
    »Merde! Wir müssen es auseinandernehmen und saubermachen.«
    »Ach, komm schon, André. Du kannst dieses Ding nicht mehr benutzen. Der Motor wurde überlastet, als Erick die Atmosphäre abgelassen hat. Niemand weiß, was für interne Schäden die Spannungsspitzen verursacht haben.«
    »Schiffssysteme haben absurd hohe Sicherheitstoleranzen. Der Motor hält locker hundert Spannungsspitzen aus.«
    »Sicher, aber die Raumsicherheitsbehörde …«
    »Zur Hölle mit den Bastarden! Datengeile Bürokraten allesamt sind das. Keiner von denen hat auch nur die geringste Ahnung von praktischem Raumflug.«
    »Es gibt Systeme, bei denen man besser kein Risiko eingehen sollte.«
    »Vergiß nicht, Desmond, das hier ist mein Schiff. Mein Lebensunterhalt. Glaubst du im Ernst, ich würde das aufs Spiel setzen?«
    »Du meinst wohl, was von deinem Schiff noch übrig ist, wie?«
    »Was willst du damit sagen? Bin ich etwa verantwortlich für all die zurückkehrenden Seelen, die unsere Konföderation erobern wollen? Vielleicht ist es auch meine Schuld, daß die Erde ruiniert und die meridianische Flotte niemals zurückgekehrt ist?«
    »Du bist der Captain, André. Du hast uns nach Lalonde gebracht.«
    »Es war ein legitimer Regierungskontrakt. Ehrliches Geld.«
    »Hast du denn noch nie was von falschem Gold gehört, André?«
    Duchamps Antwort ging unter, denn in diesem Augenblick öffnete Madeleine die Deckenluke und zog sich an der brüchigen Kompositleiter in die Messe hinunter. »Hört mal, ihr beiden, ich habe gesehen … Igitt!« Sie schlug sich die Hand vor Mund und Nase, und ihre Augen tränten von den ungesunden Gerüchen, die schwer in der Luft lagen. Auf dem Deck darüber erklang ein Kontaminationsalarm von der Luftumwälzungsanlage. Die Deckenluke schloß sich automatisch. »Mein Gott, seid ihr denn immer noch nicht fertig damit?«
    »Non«, erwiderte André per Datavis.
    »Nun ja, spielt ja auch keine Rolle. Hört mal, ich habe gerade Harry Levine gesehen. Er war in einer Bar auf der zweiten Ebene. Ich bin direkt wieder verschwunden, und ich bin ziemlich sicher, daß er mich nicht entdeckt hat.«
    »Merde!« André befahl dem Bordrechner per Datavis, eine Verbindung zum Einwohnerregister herzustellen, und startete einen Suchalgorithmus. Zwei Sekunden später kam die Bestätigung. Die Dechal war seit zehn Tagen im Dock. Andrés Raumanzug wurde halbdurchlässig und transportierte den plötzlich ausbrechenden Schweiß seines Trägers nach draußen. »Wir müssen von hier weg. Augenblicklich.«
    »Keine

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