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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Augen aufreißen, als der massive Knabe ihn mit breitem Grinsen anstarrte und durch die Brücke auf ihn zugeschwebt kam.
     
    Alkad Mzu schaltete sich mit Hilfe des Bordrechners auf die Sensoren der Samaku auf. Die empfangenen Bilder erzeugten milde Bestürzung in ihr. Wegen dem da sollen wir Krieg geführt haben? Dafür ist meine Heimatwelt gestorben? Das da? Heilige Mutter Gottes!
    Wie alle Raumschiffe, die im System materialisierten, war auch die Samaku in einer sicheren Distanz von fünfhunderttausend Kilometern oberhalb der Ebene der Ekliptik herausgekommen. Der Stern namens Tunja war ein Roter Zwerg, Kategorie M-4. Hell genug aus einer Entfernung von vierzig Millionen Kilometern, aber kaum so blendend wie eine G-Sonne, das Zentralgestirn der meisten terrakompatiblen Welten. Von Alkads exzellentem Aussichtspunkt aus schwebte sie genau im Zentrum einer weiten Scheibe grauer Partikel, die einen Durchmesser von mehr als zweihundert Millionen Kilometern besaß.
    Der innere Bereich der Scheibe, der sich bis auf einen Radius von drei Millionen Kilometern um die Sonne herumzog, war eine fast leere Zone, wo der konstante Ansturm der Sonnenwinde die kleineren Partikel davongeblasen und nur noch durch die Gravitation gehaltene Brocken und Asteroidenfragmente übrig gelassen hatte. Ihre Oberflächen waren von der unablässigen Hitze glattgeschmolzen, und sie glitzerten purpurn und rot wie ein Schwarm Edelsteine, der von den taifunartigen Protuberanzen des Roten Zwergs ausgestoßen worden war. Weiter draußen wurde die Scheibe dichter, undurchsichtiger und nahm nach und nach die Form von dichtem, körnigem Nebel an, hellrot am inneren Saum, bis nach neunzig Millionen Kilometern nur noch ein tiefes Scharlachrot geblieben war. Unzählige spitze Schatten überzogen das Gebilde, erzeugt von den größeren Brocken aus Fels und Metall, die sich durch den ewigen Nebel und Staub bewegten.
    In einer derartigen Umgebung war kein terrakompatibler Planet denkbar. Das Sternensystem war leer bis auf einen einzelnen Gasriesen, Duida, in einer Entfernung von hundertachtundzwanzig Millionen Kilometern. Ein paar junge edenitische Habitate kreisten im Orbit um den Gasriesen, doch ansonsten lag der Schwerpunkt menschlicher Besiedlung über die riesige Scheibe verstreut.
    Eine so große Staubscheibe traf man normalerweise nur dort an, wo ein neuer Stern entstand, doch Tunja war mehr als drei Milliarden Jahre alt. Die Planetologen der Konföderation vermuteten, daß der Rote Zwerg durch eine gigantische Kollision zwischen einem Planeten und einem sehr großen interstellaren Meteoriten entstanden war, eine Theorie, die geeignet schien, gleichzeitig die Existenz der Dorados zu erklären: dreihundertsiebenundachtzig große bis sehr große Asteroiden, die zu fast einhundert Prozent aus Metall bestanden. Zwei Drittel von ihnen besaßen annähernd Kugelform und ließen darauf schließen, daß es sich um geschmolzenes Kernmaterial handelte, das bei der hypothetischen Kollision ins All geschleudert worden war. Wie auch immer, derartig reiche Erzvorkommen waren ein ökonomisch immens wertvoller Rohstoff für jede Regierung, die darüber die Kontrolle besaß. Wertvoll genug, um einen Krieg zu führen.
    »Die Raumflugkontrolle von Ayacucho verweigert uns die Landeerlaubnis«, meldete Kommandant Randol. »Sie sagen, die Dorados seien für den zivilen Raumverkehr gesperrt, und wir müßten zu unserem Herkunftshafen zurückkehren.«
    Alkad klinkte sich aus den Sensorbildern aus und starrte über die Brücke hinweg zu Randol. Der Kommandant der Samaku schnitt eine diplomatisch-entschuldigende Grimasse und zuckte die Schultern.
    »Ist das je zuvor schon einmal geschehen?« erkundigte sich Alkad.
    »Nein. Nicht, daß wir schon einmal in den Dorados gewesen wären, aber mir ist nichts dergleichen zu Ohren gekommen.«
    Ich habe nicht so lange gewartet und bin von so weit her gekommen, um mich von einem verdammten Bürokraten wieder wegschicken zu lassen, dachte Alkad. »Lassen Sie mich mit ihnen reden«, verlangte sie.
    Randol machte eine einladende Handbewegung. »Meinetwegen.« Der Bordrechner der Samaku öffnete einen Kanal zur zivilen Verkehrskontrollstelle des Ayacucho-Asteroiden.
    »Hier spricht Makabi von der Einwanderungsbehörde. Kann ich Ihnen helfen?«
    »Mein Name lautet Daphnie Kigano«, antwortete Alkad per Datavis und ignorierte den verwirrten Blick von Randol angesichts des Namens. »Ich bin Bürgerin der Dorados, und ich wünsche anzudocken.

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