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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Chance«, entgegnete Madeleine. »Die Raumaufsicht würde nicht einmal zulassen, daß wir die Versorgungsleitungen kappen, ganz zu schweigen von starten – jedenfalls nicht, solange dieses zivile Flugverbot in Kraft ist.«
    »Der Captain hat recht, Madeleine«, sagte Desmond per Datavis. »Wir sind nur noch zu dritt, und in unserem momentanen Zustand können wir nichts gegen Rawand und seine Besatzung ausrichten. Wir müssen aus dem System verschwinden.«
    »Vier«, sagte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. »Wir sind noch zu viert … O mein Gott, sie werden sich Erick schnappen!«
     
    Die Flüssigkeit in Ericks Innenohr bewegte sich und sandte eine Woge schwacher Nervenimpulse in sein schlafendes Gehirn. Die Bewegung war so sanft und leise, daß sie den ruhenden Verstand nicht zu wecken vermochte. Anders jedoch Ericks neurale Nanonik; das stets wache grundlegende Monitorprogramm bemerkte, daß die Bewegung mit einer konstanten Beschleunigung verknüpft war. Ericks ruhender Körper wurde transportiert. Das Beobachtungsprogramm aktivierte ein Stimulans.
    Ericks verschwommener Traum endete und wich den kontrastreichen Diagrammen eines persönlichen Situationsdisplays. Sekundäre Rückhalteblocks legten sich über seine Nervenbahnen und verhinderten jedes verräterische Zucken. Seine Augen blieben geschlossen, während er sich darüber klar zu werden versuchte, was zur Hölle mit ihm geschah.
    Das leise, ruhige Summen eines Motors. Das Trippeln von Füßen auf hartem Boden – ein Audio-Diskriminierungsprogramm ging in den Primärmodus: Zwei Fußpaare. Plus dem gleichmäßigen Atmen zweier Menschen. Konstante Lichtpulse auf den erweiterten Retinas hinter den geschlossenen Augenlidern signalisierten eine gleichförmige Bewegung, was durch die linearen Signale aus dem Innenohr unterstützt wurde, wahrscheinlich ein schnelles Gehtempo. Seine Haltung war eben: Er lag noch immer in seinem Krankenbett.
    Erick übermittelte eine allgemeine Positionsabfrage an den Netzprozessor und erhielt augenblicklich Antwort. Er befand sich in einem Korridor auf der dritten Ebene der Klinik; die Intensivstation der chirurgischen Abteilung lag bereits fünfzehn Meter hinter ihm. Erick bat um Zugang zum lokalen Beobachtungsnetz und lokalisierte eine Sicherheitskamera im Korridor. Er schaltete sich auf das optische Signal und blickte von oben durch ein Weitwinkelobjektiv auf sein Bett, das unter der Kamera hindurchglitt. Madeleine und Desmond gingen links und rechts neben dem Bett und unterstützten den Motor bei seiner Arbeit, indem sie eifrig schoben. Vor ihnen glitt eine Lifttür auf.
    Erick deaktivierte die Rückhalteblocks und öffnete die Augen. »Was, zur Hölle, geht hier vor?« fragte er Desmond per Datavis.
    Desmond drehte sich zu ihm um und blickte in ein wütendes Augenpaar, das ihn unter der grünen nanonischen Maske des Medipacks über Ericks Gesicht hervor anstarrte. Er brachte ein mühsames, verlegenes Grinsen hervor. »Tut uns leid, Erick; wir wollten dich nicht aufwecken, für den Fall, daß irgend jemand den Aufruhr bemerkt. Wir mußten dich aus der Intensivstation holen.«
    »Warum denn?«
    »Die Dechal liegt im Dock. Keine Sorge, wir glauben nicht, daß Hasan Rawand von unserer Anwesenheit weiß, und wir gedenken nicht, daran etwas zu ändern. André bearbeitet in diesem Augenblick seinen politischen Kontakt, um uns eine Startgenehmigung zu organisieren.«
    »Hoffentlich kriegt er es endlich einmal vernünftig geregelt«, murmelte Madeleine, während sie zu zweit Ericks sperriges Bett in den Aufzug manövrierten. »Aber schließlich ist es diesmal sein eigener Kopf, der in der Schlinge steckt, und nicht nur einer von uns.«
    Erick versuchte sich aufzurichten, doch die Medipacks waren zu hinderlich. Er konnte nur den Kopf ein wenig aus dem Kissen heben, und selbst diese einfache Bewegung strengte ihn über alle Maßen an. »Nein. Laßt mich hier. Geht allein.«
    Madeleine schob seinen Kopf sanft auf das Kissen zurück, während der Aufzug nach oben fuhr. »Sei nicht albern, Erick. Sie bringen dich um, wenn sie dich kriegen.«
    »Wir stehen diese Sache zusammen durch«, sagte Desmond, und seine Stimme war dunkel vor Mitgefühl und Kameradschaft. »Wir würden dich niemals im Stich lassen, Erick.«
    Eingehüllt in die schützenden und heilenden Medipacks war es Erick nicht einmal möglich, frustriert zu stöhnen.
    Er öffnete einen zweiten, gesicherten und verschlüsselten Kanal zum Büro der Konföderierten

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