Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Geschwungene Alkoven reihten sich entlang den Seiten, in denen runde Fenster aus graviertem Glas eingelassen waren, ein jedes nach einer anderen Blume geformt. Trophäen hingen hoch an der Wand, juwelenbesetzte Bildnisse von Phantasiegestalten, aus Jade geschnitzte Drachen mit Intarsien aus Rubinen, Einhörner aus Alabaster und Smaragd, Kobolde aus Onyx und Diamanten, Meerjungfrauen aus Aquamarin und Saphiren.
    Höflinge und Staatsbedienstete eilten hin und her, und das Geräusch ihrer Schritte wurde von den dicken chinesischen Teppichen vollkommen verschluckt. Der Duke marschierte schräg durch den Saal, und alles sprang aus seinem Weg. Ralph mußte sich beeilen, um mit ihm mitzuhalten.
    Eine große Doppeltür öffnete sich in eine Bibliothek von überschaubareren Dimensionen. Von dort aus wurde Ralph weiter in ein geschmackvolles, eichengetäfeltes Arbeitszimmer geführt. Ein echtes Holzfeuer brannte munter knisternd in einem großen Kamin, und die frostgerahmten französischen Fenster boten einen Ausblick auf einen kleinen, von Mauern und Gebäuden gerahmten Garten mit uralten Kastanienbäumen. Fünf kleinere Kinder tollten über den Rasen. Sie trugen dicke bunte Mäntel und wollene Bommelmützen gegen die Kälte, und ihre Hände steckten in ledernen Fäustlingen. Sie warfen Stöcke und Steine in die Kronen der alten Bäume hinauf in dem Versuch, die stachligen Kastanien herunterzuholen. Vor dem Kaminfeuer stand König Alastair und rieb sich über den Flammen die Hände. Über einem hochlehnigen Ledersessel hing ein unförmiger Kamelhaarmantel, und feuchte Fußabdrücke auf dem Teppich verrieten, daß er gerade aus dem Garten nach drinnen gekommen war.
    »Guten Tag, Mister Hiltch.«
    Ralph nahm Haltung an. »Euer Majestät!«
    Trotz der Tatsache, daß sein König vor ihm stand, starrte Ralph offenen Mundes auf das Ölgemälde an der Wand. Es war die Mona Lisa – was ganz und gar unmöglich war. Der französische Staat von GovCentral würde niemals gestatten, daß dieses Werk die Arkologie von Paris verließ. Andererseits – würde der König von Kulu sich wirklich eine Kopie an die Wand seines Arbeitszimmers hängen?
    »Ich habe den Bericht studiert, der mich mit Ihrem Schiff erreicht hat, Mister Hiltch«, sagte der König. »Sie haben ein paar arbeitsreiche Wochen hinter sich. Ich kann verstehen, warum meine Schwester Ihren Rat so hoch eingeschätzt hat. Ich kann nur hoffen, daß alle meine ESA-Offiziere so effizient und begabt sind. Sie machen der ESA alle Ehre.«
    »Danke sehr, Euer Majestät!«
    Der Duke schloß die Tür des Arbeitszimmers, während der König einen eisernen Schürhaken nahm und damit im Feuer stocherte.
    »Stehen Sie doch bequem, Mister Hiltch«, sagte Alastair. Er stellte den Schürhaken zurück und ließ sich in einem der Ledersessel nieder, die den Kaminvorleger umringten. »Das sind meine Enkelkinder dort draußen.« Ein Finger deutete auf das Fenster und den Garten dahinter. »Ich habe sie hier im Palast, während ihr Vater mit der Königlichen Navy unterwegs ist. Hier ist es am sichersten für sie. Außerdem ist es gut, sie bei mir zu haben. Der Knabe dort in dem blauen Mantel, der von seiner Schwester herumgeschubst wird – das ist Edward, Ihr zukünftiger König, Mister Hiltch. Obwohl ich bezweifle, daß Sie noch unter uns weilen, wenn er den Thron besteigt. So Gott will, dauert das nämlich noch wenigstens ein Jahrhundert.«
    »Ich hoffe doch, Euer Majestät.«
    »Natürlich tun Sie das, Mister Hiltch. Natürlich. Nehmen Sie doch Platz. Ich dachte, wir machen ein formloses Treffen daraus; ich ahne, daß Sie einen umstrittenen Vorschlag unterbreiten wollen. Auf diese Weise … nun ja, wenn er zu umstritten ist, hat diese Unterhaltung niemals stattgefunden. Die Monarchie darf schließlich nicht in Streitfragen verwickelt werden, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich nicht«, sagte der Duke mit einem milden Lächeln, während er sich zwischen Ralph und den König setzte.
    Ein Unterhändler? Oder ein Puffer? überlegte Ralph. Er saß im dritten Sessel, ein wenig erleichtert, daß er nicht mehr zu den beiden Männern aufblicken mußte. Beide waren wenigstens einen halben Kopf größer als er (ein weiteres genetisches Erbe der Saldanas). »Ich verstehe, Eure Majestät.«
    »Guter Mann. Also fangen wir an: Was für eine kleine heiße Sauerei wirft die gute Kirsten mir diesmal in den Schoß?«
    Ralph erhöhte die Stärke seines Beruhigungsprogramms ein wenig und machte sich daran zu

Weitere Kostenlose Bücher