Seelengesaenge
Fenster auf seine spielenden Enkelkinder. »Ich kann nur hoffen, daß der Herrgott uns eines Tages seine Gnade erweist. Doch wenden wir uns den Problemen zu, die auf der Hand liegen: die Befreiung von Mortonridge und die politischen Auswirkungen unserer Bitte an die Edeniten, uns zu Hilfe zu kommen. Simon?«
Der Duke nahm sich Zeit, bevor er antwortete. »Wie Sie gesagt haben, Sir, die heutige Situation ist wohl kaum mit damals zu vergleichen, zur Zeit der Gründung Kulus durch Richard Saldana. Allerdings haben vier Jahrhunderte der Dissonanz die Positionen verhärten lassen, insbesondere bei dem durchschnittlichen Bürger von Kulu. Die Edeniten werden zwar nicht als Dämonen betrachtet, doch man ist ihnen auch nicht freundlich gesonnen. Natürlich stimmt es, was Mister Hiltch zu bedenken gegeben hat; in Kriegszeiten finden sich Alliierte an Orten, wo man sie niemals erwartet hätte. Ich denke nicht, daß eine Allianz mit Eden zu diesem Zeitpunkt der Monarchie Schaden zufügen würde. Und ganz ohne Zweifel würde ein erfolgreicher Feldzug zur Befreiung von Mortonridge Ihre Entscheidung im Nachhinein rechtfertigen. Immer vorausgesetzt natürlich, die Edeniten erklären sich einverstanden, uns zu helfen.«
»Das werden sie, Simon. Wir mögen sie zwar zum Nutzen der Öffentlichkeit vor den Kopf stoßen, aber sie sind gewiß nicht dumm. Und ganz gewiß nicht unehrenhaft. Wenn sie erst sehen, daß meine Bitte aufrichtig ist, werden sie auch reagieren.«
»Die Edeniten, vielleicht. Aber die Lady Ruin? Ich kann kaum glauben, daß die Prinzessin vorgeschlagen hat, daß wir Ione Saldana um die DNS-Sequenz der Serjeants von Tranquility bitten sollen, ganz gleich, wie gut sie sich als Soldaten machen würden.«
Der König lachte trocken auf. »Ach, komm schon, Simon! Wo bleibt dein Optimismus? Du solltest von allen eigentlich am besten wissen, wie entgegenkommend Ione ist, wenn es um die wirklich wichtigen Probleme für unsere Konföderation geht. Sie hat ihre politische Zuverlässigkeit mehr als einmal bewiesen, beispielsweise in der Affäre Mzu, und außerdem gehört sie zur Familie. Es würde mir weitaus weniger Magenschmerzen bereiten, sie um Hilfe zu bitten als die Edeniten.«
»Ja, Sir«, sagte der Duke schwer.
Alastair gab einen gespielt bestürzten Laut von sich. »Mach dir nichts daraus, Simon, schließlich ist es dein Job, statt meiner paranoid zu sein.« Er wandte sich wieder Ralph zu. »Trotzdem, es bleibt meine Entscheidung, Mister Hiltch. Wie immer.«
Ralph bemühte sich, Entschlossenheit zu zeigen. Es war ein außergewöhnliches Erlebnis, der Ausübung von Macht auf einer so hohen Ebene beizuwohnen. Die Gedanken und Worte, die in diesem Raum formuliert wurden, betrafen Hunderte von Welten, vielleicht sogar das Schicksal der gesamten Konföderation. Er hätte den König am liebsten angeschrien, ja zu sagen und daß die Entscheidung auf der Hand lag. Ja. JA! Sag es, verdammt!
»Ich werde anordnen, das Projekt zu beginnen«, sagte Alastair. »Das ist für den Augenblick alles. Wir werden die Edeniten fragen, ob sie uns helfen. Lord Mountjoy kann bei ihrem Botschafter am Hof ein wenig vorfühlen, dafür eignet er sich am besten. Sie, Mister Hiltch, begeben sich unverzüglich zur Admiralität und beginnen mit einer detaillierten taktischen Analyse der Befreiung von Mortonridge. Finden Sie heraus, ob es wirklich möglich ist. Wenn ich sehe, daß diese beiden prinzipiellen Faktoren herangereift sind, werde ich den Vorschlag meinem Sicherheitsrat unterbreiten.«
»Danke sehr, Euer Majestät.«
»Dafür bin ich da, Mister Hiltch.« Sein staatsmännisches Lächeln wich einem gerissenen Grinsen. »Und Ralph – ich denke, Sie können Ihr Beruhigungsprogramm jetzt deaktivieren.«
»Mein Gott, was hat er denn nun schon wieder vor?« murmelte der Oberpfleger Jansen Kovak, als er die Deckensensoren von Gerald Skibbows Zimmer aktivierte. Sämtliche Insassen der medizinischen Abteilung wurden regelmäßig überprüft; schwierige Fälle wie Gerald Skibbow sogar alle zwanzig Minuten.
Der Raum war bescheiden möbliert: ein einzelnes Bett und ein tiefer Sessel waren aus dem Boden gefahren, bereit, sich augenblicklich wieder zurückzuziehen, falls der Bewohner des Zimmers versuchte, sich daran zu verletzen. Sämtliche Dienste waren stimmgesteuert. Es gab nichts, woran man sich hätte festhalten können, keine losen Gegenstände lagen herum, die eine Faust hätten beschweren können.
Gerald kniete neben seinem Bett wie
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