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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Gespräche, als die drei Männer eintraten. Nicht, daß viele Leute dort gewesen wären; höchstens vier oder fünf Patienten und vielleicht ein Dutzend Mitarbeiter. Gerald reagierte mit einem erschrockenen Blick auf die Aufmerksamkeit, die seinem Auftauchen beigemessen wurde. Er runzelte verwirrt die Stirn, als eine Frau mit orientalischen Gesichtszügen und leuchtend kupferrotem Haar ihn mitfühlend anlächelte.
    Jansen führte ihn rasch zu einer Sitzecke auf halbem Weg zwischen Theke und Panoramafenster und schob ihm einen Stuhl ins Kreuz. »Was möchten Sie gerne essen, Gerald?«
    »Hm … das gleiche wie Sie.«
    »Ich bringe Ihnen einen Salat«, sagte Kovak und wandte sich zur Theke um. Das war sein erster Fehler.
    Irgend etwas traf ihn mit voller Wucht im Rücken, und er wurde nach vorn geworfen und verlor das Gleichgewicht. Er stürzte schmerzhaft zu Boden, und automatische Gleichgewichtsroutinen schalteten sich zusammen mit einem Kampfprogramm in den Primärmodus. Er rollte glatt zur Seite und kam in einer fließenden Bewegung zurück auf die Beine.
    Gerald und der zweite Pfleger kämpften miteinander, und jeder versuchte, den anderen zu Boden zu werfen. Jansen wählte eine Option aus dem Menü seiner neuralen Nanonik. Er trat eineinhalb Schritte vor und verlagerte das Gleichgewicht. Ein Arm schwang in weitem Bogen herum. Der Schlag traf Gerald an der Schulter und warf ihn seitwärts. Bevor er das Gleichgewicht wiederfinden konnte, stolperte er über Jansens ausgestrecktes Bein. Er kippte hintenüber, und das Gewicht des anderen Pflegers beschleunigte seinen Sturz noch.
    Gerald schrie schmerzerfüllt auf, als er auf dem Ellbogen landete, doch das Geräusch erstickte unter der Masse des zweiten Pflegers. Dann hob er den Kopf und erblickte die Tür der Messe in kaum mehr als fünf Metern Entfernung. So nah!
    »Lassen Sie mich gehen«, bettelte er. »Sie ist meine Tochter! Ich muß sie retten!«
    »Halt die Schnauze, du Schwachkopf!« knurrte Jansen.
    »Das ist aber gar nicht nett.«
    Jansen wirbelte herum und sah die rothaarige Frau hinter sich stehen. »Äh … ich. Ja.« Die Schamröte stieg ihm ins Gesicht, und sie schien seine neurale Nanonik ebenfalls zu beeinträchtigen. »Es tut mir leid. Das war unprofessionell. Es ist nur … er ist so lästig.«
    »Sie sollten einmal zwanzig Jahre mit ihm verheiratet sein.«
    Auf Jansens Gesicht spiegelte sich höfliches Unverständnis. Die Frau gehörte nicht zu den Insassen der Abteilung, soviel stand fest. Sie trug einen schicken blauen Anzug, zivile Kleidung. Andererseits konnte Jansen Kovak sich auch nicht erinnern, sie zuvor unter den Mitarbeitern gesehen zu haben.
    Sie lächelte knapp, packte ihn an seinem Kittel und warf ihn sechs Meter durch die Luft. Jansen schrie, doch mehr wegen des Schrecks als aus Schmerz. Jedenfalls bis zu dem Augenblick, wo er auf dem Boden aufschlug. Der Aufprall war extrem heftig, und Pein durchflutete jeden einzelnen Nerv in seinem Körper. Seine neurale Nanonik hatte sich einfach deaktiviert.
    Der zweite Pfleger, der noch immer auf Gerald lag, stieß einen grunzenden Laut der Überraschung aus, bevor die Frau bei ihm war. Ihr Faustschlag ließ seinen Kiefer brechen, und Blut spritzte auf Geralds Haare.
    Doch zu diesem Zeitpunkt hatten die restlichen Mitarbeiter des Sanatoriums ihren Schreck überwunden und übermittelten einen Alarmkode an den Netzprozessor der Messe. Sirenen heulten auf. Ein Metallgitter glitt aus dem Boden und riegelte die offenen Balkontüren ab.
    Drei bullige Pfleger umringten die rothaarige Frau, als Gerald voller Staunen zu ihr hinaufblinzelte. Sie zwinkerte ihm zu, hob den Arm und deutete mit dem Finger zur Decke. Ein Ring aus weißem Feuer entzündete sich rings um ihr Handgelenk.
    »Scheiße!« brüllte der Anführer der drei Pfleger. Er fiel beinahe hin, als er seinen Schwung zu bremsen versuchte.
    »Das ist eine verdammte Besessene!«
    »Zurück! Los, nichts wie weg!«
    »Wo, zur Hölle, ist sie hergekommen?«
    »Los, mach weiter, Baby!« rief einer der Insassen jubelnd.
    Eine Rosette aus weißem Feuer explodierte in ihrer Hand und löste sich in Hunderte winziger Kugeln auf, die in Decke und Wände und Möbel fuhren. Funkenschauer stoben in alle Richtungen, und kleine Rauchpilze stiegen aus den Einschlagstellen auf. Flammen fraßen sich fest. Feueralarme gingen los und verstärkten den Lärm der ursprünglichen Sirenen noch.
    Dann erlosch schlagartig das Licht, und mit ihm trat Stille ein.
    »Komm mit,

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