Seelengesaenge
sind wir damit beschäftigt, ein Interface zwischen unserer Verkehrspolizei und dem strategischen Verteidigungskommando hochzuziehen. Das gestattet uns, die Sensoren der Satelliten im niedrigen Orbit zur Kontrolle einzusetzen und sämtliche Fahrzeuge zu erfassen und zu identifizieren, die sich auf Nebenstrecken bewegen. Wir können die Bordrechner per Datavis-Befehl zum Halten bringen. Manuell gesteuerte Fahrzeuge müssen wir allerdings mit Streifenwagen anhalten.« Sie winkte wenig überzeugt. »Soweit wenigstens die Theorie. Die Operation benötigt unglaublich viel Rechenzeit, die wir im Augenblick nicht erübrigen können. Wenn wir nicht sehr vorsichtig sind, gehen uns rasch die Ressourcen aus.«
»Ich dachte immer, so etwas wäre heutzutage nicht mehr möglich«, warf Warren Aspinal mit sanftem Spott in der Stimme ein.
Diana blieb ernst. »Unter normalen Umständen, ja. Aber was wir hier versuchen, dafür gibt es keinen Präzedenzfall.« Sie zuckte unsicher die Schultern und blickte die anderen der Reihe nach an. »Meine Gruppe verfügt über drei KI’s im Kellergeschoß sowie zwei in der Universität, die gegenwärtig versuchen, sämtliche Prozessoren in der gesamten Stadt gleichzeitig zu überwachen. Es ist eine Weiterentwicklung von Admiral Farquars Methode, den Virus mit Hilfe der von ihm erzeugten elektronischen Störungen aufzuspüren. Wir haben alle gesehen, wie sie sich in Adkinsons Flugzeug ausgewirkt haben, also wissen wir ungefähr, worauf wir zu achten haben. Im Prinzip müssen wir nichts weiter tun als den größten Korrelationsversuch durchführen, den die Geschichte je gesehen hat. Wir finden heraus, welche Prozessoren im Verlauf der letzten acht Stunden unter Fehlfunktionen litten und notieren Zeit und geographische Position. Falls mehrere voneinander unabhängige Prozessoren in ein und der gleichen Gegend zur gleichen Zeit Störungen hatten, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß sie durch einen Virusträger verursacht wurden.«
»Jeden Prozessor?« fragte Vicky Keogh.
»Jeden einzelnen, ja.« Einen kurzen Augenblick lang huschte ein jugendliches Grinsen über Dianas nüchternes Gesicht. »Angefangen bei Netzprozessoren bis hin zu den Timern für die Straßenbeleuchtung, über AV-Projektoren, automatische Türen, Verkaufsautomaten, Mechanoiden, persönliche Kommunikatorblocks, Haushaltsmanagementblocks, einfach alle.«
»Und das funktioniert?« erkundigte sich Ralph.
»Ich wüßte keinen Grund warum nicht. Wie bereits erwähnt gibt es höchstenfalls ein Kapazitätsproblem, und die KI’s sind nicht imstande, die Korrelationen innerhalb des von uns gesetzten Zeitrahmens herzustellen. Doch sobald das Programm läuft, müßte es uns mit dem elektronischen Äquivalent von Fußstapfen in neuem Schnee beliefern.«
»Und was dann?« fragte Warren Aspinal leise. »Das ist nämlich der Grund, aus dem Sie wirklich hier unten bei uns sind, Ralph. Was fangen wir mit diesen Leuten an, nachdem wir sie gefunden haben? Vergessen Sie nicht, daß auch eine politische Dimension ins Spiel kommt, wenn wir jedesmal die Verteidigungsplattformen einsetzen, sobald wir einen der Infizierten entdeckt haben. Ich will ja gar nicht die Notwendigkeit bestreiten, Adkinsons Maschine zu eliminieren, und die Bürger werden sicherlich einer Meinung mit uns sein, daß wir von Gewalt Gebrauch machen, um der Bedrohung ein Ende zu bereiten, aber irgendwann müssen wir uns eine Methode ausdenken, wie wir den Virus beseitigen können, ohne das Opfer zu verletzen oder zu töten. Nicht einmal die Prinzessin kann ewig so weitermachen, nicht, wenn die Vernichtungsmittel gegen die Bürger des Königreichs gerichtet sind.«
»Wir arbeiten daran«, sagte Admiral Farquar. »Gerald Skibbow durchläuft gegenwärtig eine Persönlichkeitsextraktion. Wenn es uns gelingt herauszufinden, wie er infiziert und wie er den Virus wieder los wurde, sollten wir imstande sein, eine Lösung zu entwickeln, irgendeine Art von Gegenmaßnahme.«
»Und wie lange kann das dauern?« erkundigte sich Leonard DeVille.
»Das wissen wir nicht«, erwiderte Admiral Farquar. »Skibbow ist nicht sehr stark. Wir müssen ganz vorsichtig arbeiten.«
»Wenn unsere Vorbereitungen überhaupt zu etwas nütze sein sollen«, warf Landon McCullock ein, »dann müssen wir die beiden Botschaftsangehörigen heute nacht oder spätestens morgen früh einfangen, und nicht nur sie, sondern jeden, der mit ihnen in Kontakt gekommen ist. Die Situation kann ganz leicht außer
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