Seelengesaenge
Unverständnis herab. »Gottverdammt, wo zur Hölle bin ich hier gelandet?« fragte Alphonse Capone laut.
Ombeys Rotation hatte den Kontinent Xingu mitten auf die Nachtseite vorrücken lassen, als der Atmosphärenflieger der Königlichen Navy von Kulu mit Ralph Hiltch an Bord über die Außenbezirke von Pasto City jagte. Die Stadt lag an der Westküste Xingus und war im Verlauf einer hundertjährigen kontrollierten Entwicklung aus dem Seehafen Falling Jumbo hervorgegangen. Das umliegende Land war flach und eben, wie geschaffen zur Gründung einer Stadt, und es bereitete den ehrgeizigen Planern nur minimale Probleme. Die meisten Bezirke waren geometrisch angeordnet, und Wohngebiete wechselten sich ab mit ausgedehnten Parks und weitläufigen Geschäftsvierteln. Die wenigen Hügel, die es in der Gegend gab, waren von den reicheren Bewohnern in Beschlag genommen worden; dort hatten sie ihre Herrenhäuser und Schlösser erbauen lassen.
Ralph klinkte sich in die Sensorbündel des Fliegers ein und warf einen Blick auf die Gebäude, die inmitten riesiger, pechschwarzer Grundstücke in Seen aus Licht getaucht waren.
Schmale hell erleuchtete Straßen wanden sich durch die Hügel und bildeten die einzigen Kurven mitten in dem Gitterwerk brillanter orangefarbener Linien, das sich unter ihm ausdehnte. Pasto sah wunderbar straff und funktional aus, ein großartiges Symbol des ökonomischen Erfolgs von Kulu. Wie ein Verdienstorden, den irgendein Riese auf die Brust des Planeten geheftet hatte.
Irgendwo dort unten, inmitten der glitzernden organisierten Architektur und der menschlichen Dynamik, befanden sich Wesen, die das gesamte Werk zum Einsturz bringen konnten. Wahrscheinlich innerhalb von Tagen, ganz sicher jedoch in weniger als einer Woche.
Cathal Fitzgerald steuerte den Flieger auf das große, massive Gebäude zu, in dem das Hauptquartier der Polizei von Xingu untergebracht war. Sie landeten auf dem Dach, am Ende einer Reihe kleiner pfeilförmiger Überschallmaschinen.
Zwei Leute warteten am Fuß der Rampe auf Ralph. Landon McCullock, der Polizeichef, ein kräftiger Siebzigjähriger von beinahe zwei Metern Körpergröße mit dichtem, kurzgeschnittenem rötlichem Haar, trug eine mitternachtsblaue Uniform mit mehreren silbernen Streifen auf dem rechten Arm. Neben ihm stand Diana Tiernan, die Leiterin der technischen Abteilung des Polizeihauptquartiers, eine zerbrechlich wirkende, ältliche Frau, die neben ihrem Vorgesetzen fast zwergenhaft wirkte – ein Kontrast, der ihr gelehrtes Äußeres noch zu betonen schien.
»Ich bin froh, daß Sie gekommen sind«, begann Landon, während er Ralph die Hand schüttelte. »Es war bestimmt keine leichte Entscheidung für Sie, dieser Seuche erneut gegenüberzutreten. Die Datenflek, die ich von Admiral Farquar erhielt, hat mir einen häßlichen Schrecken versetzt. Meine Leute sind nicht gerade passend ausgerüstet, um sich einer solchen Gefahr zu stellen.«
»Wer ist das schon?« erwiderte Ralph eine Spur zu sarkastisch. »Aber wir sind auf Lalonde mit ihnen fertig geworden, und wir gedenken, es hier ein wenig besser zu machen.«
»Ich bin wirklich froh, das zu hören«, sagte Landon bärbeißig. Er nickte den anderen ESA-Agenten kurz zu, als sie die Treppe hinunter kamen. Will und Dean schleppten ihre Kampfausrüstung in zwei sperrigen Säcken mit sich. Als Landon die beiden G66er erkannte, verzog er den Mund zu einem bewundernden Lächeln. »Ist schon eine Weile her, daß ich auf dieser Seite einer Operation mitgearbeitet habe«, murmelte er.
»Gibt es Neuigkeiten über das abgeschossene Flugzeug?« erkundigte sich Ralph, während sie gemeinsam zu dem wartenden Lift gingen.
»Es gibt keine Überlebenden, falls es das ist, was Sie hören wollen«, sagte Diana Tiernan. Sie musterte Ralph mit einem neugierigen Blick. »Das war es doch, was Sie hören wollten?«
»Es sind zähe Bastarde«, sagte Will knapp.
Sie zuckte die Schultern. »Ich habe eine Aufzeichnung von Adkinsons Datavis gesehen. Diese Fähigkeit, Energie zu manipulieren, wie wir es bei Savion Kerwin beobachten konnten, scheint mir sehr außergewöhnlich zu sein.«
»Er hat nicht ein Zehntel von dem gezeigt, wozu er imstande ist«, sagte Ralph.
Die Aufzugstüren schlossen sich, und sie fuhren ins Kommandozentrum hinunter. Es war ein fensterloser Raum, der das halbe Stockwerk einnahm, und er war so ausgestattet, daß von hier aus jeder nur denkbare Notfall gemanagt werden konnte, von einem Flugzeugabsturz mitten
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