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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich sonst noch geändert haben in dieser neuen Welt?
    Er blieb stehen und drehte sich zu den Polizisten um, und die versilberten Thompsons schimmerten in seinen Händen. Dann – verdammte Scheiße! Zwei weitere Einsatzwagen verließen die Straße und hielten direkt auf Al zu. Auf den Rückseiten öffneten sich große Platten, und Monster sprangen heraus. Sie waren nicht Mensch, nicht Tier … vielleicht Maschinentiere? Was auch immer, sie sahen nicht aus, als verstünden sie Spaß. Fette, stumpf glänzende Metalleiber, aus denen gedrungene Waffenläufe ragten, und viel zu viele Beine, wie aus Gummi, ohne Knie oder Knöchel.
    Überfallmechanoiden, sagte Lovegrove in Capones Schädel, und in der mentalen Stimme schwang Aufregung mit. Lovegrove war offensichtlich überzeugt, daß die Metalldinger Al schlagen würden.
    »Elektrisch?« fragte Al.
    Ja.
    »Gut.« Er starrte auf das erste der Ungetüme und wandte seinen ersten Zauberspruch an.
    Alson Loemer, Sergeant der Streifenpolizei, rechnete bereits fest mit seiner Beförderung, als er am Tatort eintraf. Loemer war geradezu entzückt gewesen, als seine neurale Nanonik den Lagebericht von der zuständigen Wache empfangen hatte. Mit seiner fremdartigen Kleidung sah der Mann tatsächlich wie ein Retro aus. Diese Bande von Gangstern in historischen Kostümen führte die Polizei seit inzwischen drei Tagen an der Nase herum. Sie sabotierte die Systeme der Stadt mit irgendeiner neuen Art von Waffe und mit elektromagnetischen Störfeldern und hatte auch andere kriminelle Handlungen begangen. Den meisten Beamten waren mittlerweile Gerüchte zu Ohren gekommen, daß Menschen entführt wurden, einfach des Nachts von der Straße verschwanden und nicht wieder auftauchten. Und bisher war nicht ein einziger Retro dingfest gemacht worden. Die Nachrichtenagenturen jagten körbeweise ungezügelte Spekulationen über das Datavis-Netz: eine religiöse Gruppierung, eine Bande außerplanetarer Söldner und noch gewagtere Vermutungen. Der Bürgermeister stand kurz vor dem Durchdrehen und übte gewaltigen Druck auf seinen Polizeichef aus. Ein unbekannter Nachrichtendienst war auf der Bildfläche erschienen und hatte seine Leute auf den Polizeirevieren verteilt, aber sie wußten auch nicht mehr als die Streifenbeamten.
    Und jetzt würde er, Sergeant Alson Loemer, einen von diesen Lutschern festnageln.
    Er steuerte den Streifenwagen über die eingefahrene Barriere und auf den Bürgersteig. Der Krim war direkt vor ihm und rannte auf den Uorestone Tower zu. Loemer hatte zwei weitere Streifenwagen bei sich, die den Krim jetzt in die Zange nahmen. Er lud seine beiden Überfallmechanoiden aus und aktivierte per Datavis ihre Isolations- und Verhaftungsroutinen.
    Das war der Augenblick, in dem die Prozessoren des Streifenwagens verrückt spielten. Das Fahrzeug machte einen Satz und beschleunigte. Die Frontsensoren zeigten Loemer erschrockene Passanten, die sich panisch zur Seite warfen und in Sicherheit zu flüchten versuchten; einer der Überfallmechanoiden wankte vorbei und schoß wild in die Menge. Loemer versuchte den Fahrprozessor per Datavis abzuschalten, vergebens.
    Dann nahm der Retro die Streifenwagen unter Feuer. Was auch immer das für eine Waffe war, sie fraß sich durch die Panzerung wie ein heißes Messer durch Butter und zerschmolz Achsen und Radnaben. Kugellager kreischten in dem typischen und unverkennbaren Geräusch, das die unmittelbar bevorstehende Zerstörung ankündigte. Loemers Faust krachte auf den manuellen Sicherungshebel, der die Energiezufuhr unterbrach.
    Der Streifenwagen geriet ins Schleudern, prallte von der Straßenbarriere zurück und schlitterte gegen einen der Regree-Bäume in den großen Kübeln. Der interne Kollisionsalarm schrillte los und betäubte den benommenen Loemer noch mehr, dann wurde die Luke des Notausstiegs abgesprengt. Loemers Sitzkugel glitt auf Teleskopschienen zur Seite. Die dicken Sicherheitsgurte im Innern der transparenten Kugel lösten sich. Er prallte heulend mit den Knien auf den Bürgersteig, während ringsum die Hölle in Form explodierender Überladungsmunition tobte. Seine neurale Nanonik war außerstande, einen Deaktivierungsbefehl an die durchgedrehten Überfallmechanoiden abzusetzen. Das letzte, was er noch sah, war der Regree-Baum, der wie in Zeitlupe direkt auf ihn kippte.
    Selbst Al kam nicht ungeschoren davon. Die irre Schadenfreude, die ihn überkommen hatte, als er die schlitternden Streifenwagen beobachtete, war nur von kurzer

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