Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Bernard Allsop beobachtete, wie der Schläger vor seinen Augen zur vollen Größe wuchs. Man benötigte nicht viel Phantasie, um zu erraten, was die dunklen Flecken am vorderen Ende bedeuteten.
    »Nein«, sagte Al Capone freundlich. »Ich will dich nicht auf den Arm nehmen.«
    »Heiliger Strohsack!« Er versuchte zu lachen. »Al Capone!«
    »Ja.«
    »Heiliger Strohsack! Al Capone in meinem Wagen! Wenn das nichts ist!«
    »Das ist sicher was, ja.«
    »Ist mir eine Freude, Al. Mein Gott, ich meine das ehrlich. Eine große Freude. Zur Hölle, du warst der Beste! Absolute einsame Spitze. Das wußten alle! Ich hab’ in meiner Zeit selbst ein paar dunkle Geschäfte gemacht, nichts Großes, verstehst du, ein paar Überfälle, das war alles. Aber du, du hast eine ganze Stadt beherrscht! Heiliger Strohsack! Al Capone!« Er schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad und kicherte. »Verdammt, ich kann’s gar nicht abwarten, ihre Gesichter zu sehen, wenn ich mit dir hereinspaziere!«
    »Wo hereinspazieren, Bernard?«
    »Die Gruppe, Al. In die Gruppe. Hey, es stört dich doch hoffentlich nicht, wenn ich Al zu dir sage? Ich möchte dich nämlich nicht beleidigen, ganz bestimmt nicht. Wirklich nicht, Sir!«
    »Das geht schon in Ordnung, Bernard. Alle meine Freunde nennen mich Al.«
    »Deine Freunde. Yessssir!«
    »Was hat es eigentlich mit dieser Gruppe auf sich, Bernard? Was macht ihr so?«
    »Größer werden natürlich, was denn sonst? Mehr können wir im Augenblick nicht tun. Einheit bedeutet Stärke.«
    »Bist du Kommunist, Bernard?«
    »Hey! Ganz bestimmt nicht, Al! Ich bin Amerikaner. Ich hasse die dreckigen Roten!«
    »Klingt aber ganz so, als wärst du einer.«
    »Nein, das hast du völlig falsch verstanden, Al, ehrlich! Je mehr es von uns gibt, desto besser sind unsere Chancen, desto stärker sind wir. Wie bei einer Armee, Al. Ein ganzer Haufen Leute zusammen besitzt genügend Macht, um sich Gehör zu verschaffen. Das war es, was ich gemeint habe, Al. Ehrlich.«
    »Und was schwebt dieser Gruppe so vor, wenn sie erst groß und mächtig ist?«
    Bernard warf einen weiteren Seitenblick auf Al, diesmal mehr verwirrt als ängstlich. »Von hier verschwinden natürlich, Al! Was denn sonst?«
    »Ihr meint, ihr wollt die Stadt verlassen?«
    »Nein. Wir wollen den Planeten wegschaffen.« Er deutete mit dem Daumen senkrecht nach oben. »Weg von dort. Weg von diesem Himmel.«
    Al warf einen skeptischen Blick nach oben. Rechts und links jagten die Wolkenkratzer vorbei. Ihre Größe war inzwischen nicht mehr so einschüchternd wie noch kurze Zeit zuvor. Der azurblaue Himmel war übersät von den hellen Lichtpunkten von Raumschiffantrieben, wie Blitzlichter, die nicht zünden wollten. Der kleine Mond war nicht mehr zu sehen. »Warum?« fragte er ernst.
    »Verdammt, Al, kannst du es denn nicht spüren? Die Leere? Mann, es ist schrecklich! Dieses ganze riesige Nichts, das ununterbrochen versucht dich aufzusaugen und zu verschlingen!« Er schluckte und fuhr mit gesenkter Stimme fort. »Der Himmel ist wie das Jenseits, Al. Ganz genau wie das verdammte Jenseits. Wir müssen uns verstecken. Wir müssen zu einem Ort, wo wir niemals wieder sterben, irgendwohin, wo es nichts von dieser verfluchten Unendlichkeit gibt. Und keine leere Nacht.«
    »Jetzt klingst du wie ein Prediger, Bernard.«
    »Nun ja, vielleicht bin ich das ein ganz klein wenig. Ein kluger Mann weiß, wann er nachgeben muß. Es macht mir nichts, es dir zu sagen Al: Ich hab’ eine Scheiß-Angst vor dem Jenseits. Ich will nicht wieder dorthin zurück. Niemals, Sir!«
    »Und deswegen wollt ihr die Welt wegschaffen?«
    »Verdammt richtig!«
    »Das ist ein ziemlich ehrgeiziger Plan, den ihr da entwickelt habt, Bernard. Ich wünsche euch viel Glück. Wenn du mich bei der nächsten Kreuzung rauslassen könntest? Ich finde mich schon zurecht.«
    »Du meinst, du willst dich uns nicht anschließen und uns helfen?« fragte Bernard wie vor den Kopf gestoßen.
    »Nein.«
    »Aber du mußt es doch auch fühlen, Al! Selbst du! Wir alle fühlen es. Sie hören nicht auf, einen anzuflehen, all die anderen verlorenen Seelen. Hast du denn gar keine Angst, dorthin zurückzukehren?«
    »Nein, kann ich nicht behaupten. Es hat mir schon beim ersten Mal nichts ausgemacht.«
    »Nichts ausgemacht …! Heiliger Herr im Himmel, Al, du bist vielleicht ein harter Hurensohn!« Er legte den Kopf in den Nacken und stieß einen Rebellenschrei aus. »Hört euch das an, ihr Mütter! Al Capone hat keine Angst vor dem

Weitere Kostenlose Bücher