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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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will, dann tut man es auf meine Weise. Man fängt oben an und arbeitet sich nach unten vor.« Al erhob sich und spazierte zu dem riesigen Panoramafenster. Er deutete mit seiner Zigarre auf die Straße tief unten. »Menschen kommen in das Stadthaus, Avvy. Arbeiter, Polizisten, Richter, Staatsanwälte, Ihre Mitarbeiter, Steuerbeamte. Sie alle. Genau diejenigen, die den Kampf gegen mich führen würden, wenn sie wüßten, was ich war. Ja. Sie kommen herein, aber sie gehen nicht mehr nach draußen zurück. Nicht, bevor wir nicht jeden einzelnen mit unserer kleinen Spezialbehandlung versorgt haben.« Al drehte sich um und bemerkte den entsetzten Blick des Bürgermeisters. »So ist das nun einmal, Avvy«, sagte er leise. »Meine Leute arbeiten sich im Augenblick vom Erdgeschoß aus nach oben. Sie kommen den ganzen Weg hinauf, bis hierher. Und mit ihnen all die Leute in ihren Büros, die normalerweise gegen mich kämpfen würden. Wollen Sie wissen warum? Sie werden diejenigen sein, die unseren kleinen Kreuzzug in die Welt hinaustragen. Stimmt’s, Jungs?«
    »Ganz genau, Al«, sagte Emmet Mordden. Er saß über einer Reihe Prozessorblöcke am Ende des Schreibtischs und überwachte von dort aus die Operation. »Die ersten zwölf Stockwerke gehören inzwischen uns. Und wir sind dabei, jeden zwischen dem dreizehnten und dem achtzehnten Stock zu konvertieren. Schätzungsweise sechseinhalbtausend Leute, Al, bis jetzt.«
    »Sehen Sie?« Al Capone vollführte eine umfassende Geste mit seiner Zigarre. »Es hat bereits angefangen, Avvy. Es gibt nichts, was Sie dagegen unternehmen könnten. Bis zum Mittag gehört mir die gesamte Stadtverwaltung. Genau wie in den alten Tagen, als ich Big Bill Thompson in der Tasche hatte. Und für morgen habe ich sogar noch größere Pläne, Avvy.«
    »Es wird nicht funktionieren«, flüsterte Bürgermeister Avram Harwood. »Es kann nicht funktionieren!«
    »Selbstverständlich wird es das, Avvy. Die ganze Sache ist … zurückgekehrte Seelen. Sie haben nicht alle Murmeln beisammen, jedenfalls der größte Teil. Kapiert? Es geht nicht nur darum, eine Organisation zu errichten. Scheiße. Wir können ehrlich sein miteinander hier drin, Sie und ich, Bürgermeister. Ich brauche eine ganz neue Regierung für New California. Ich brauche Leute, die mir beim Regieren helfen. Ich brauche Leute, damit die Maschinen in den Fabriken weiterarbeiten. Leute, damit die Lichter weiter brennen und das Wasser fließt und der Abfall von der Straße geschafft wird. Verflucht, wenn das alles vor die Hunde geht, dann werden meine Wähler kommen und mich erschießen, meinen Sie nicht, Avvy? Ich meine, das ist es schließlich, woran die Retros überhaupt nicht gedacht haben. Was geschieht hinterher? Schließlich muß irgend jemand dafür sorgen, daß alles weiter glatt läuft.«
    Al setzte sich auf die Lehne von Avram Harwoods Sessel und legte ihm freundschaftlich den Arm um die Schulter. »Und genau an dieser Stelle kommen Sie ins Spiel, Herr Bürgermeister. Viele Leute wollen die Stadt regieren. Jeder hier in diesem Raum will einer meiner Lieutenants sein. Aber es ist das alte Problem. Jeder sollte nur das tun, was er kann. Sicher sind sie eifrig bei der Sache, aber sie haben nicht die Begabung. Sie hingegen, mein Junge, Sie haben die nötigen Fähigkeiten. Was halten Sie davon? Der gleiche Job wie vorher, aber ein besseres Gehalt. Vergünstigungen. Das eine oder andere hübsche Ding an Ihrer Seite meinetwegen. Hm? Was sagen Sie, Bürgermeister? Avvy? Sagen Sie ja. Machen Sie mich glücklich.«
    »Niemals!«
    »Was? Was war das, Avvy? Ich glaube, ich höre nicht richtig.«
    »Ich sagte NIEMALS, Sie psychopathischer Freak!«
    Sehr langsam erhob sich Al von der Armlehne. »Ich frage. Ich begebe mich auf meine beschissenen Knie und bitte Sie, mir zu helfen. Ich bitte Sie, mein Freund zu sein. Sie, einen Klugscheißer, dem ich noch nie zuvor im Leben begegnet bin! Ich schütte Ihnen mein gottverdammtes Herz aus, ich verblute vor Ihnen auf dem Flur, und Sie sagen nein? Nein? Zu mir?« Drei Narben brannten heiß und hell auf seiner Wange. Die anderen Besessenen im Büro hatten sich in ein ängstliches Schweigen zurückgezogen.
    »Ist das Ihr letztes Wort, Avvy? Nein?«
    »Du hast es begriffen, Arschloch!« brüllte Avram Harwood unbesonnen. Irgend etwas in seinem Gehirn hatte sich Bahn gebrochen, eine irre Häme, daß es ihm gelungen war, seinen Gegner zu verblüffen. »Die Antwort lautet Niemals. Niemals! NIEMALS!«
    »Falsch.«

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