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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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davon wäre es schwierig, unbemerkt zu bleiben, denn vor einer Nephilim konnte ich mich ebenso wenig unsichtbar machen wie vor meinesgleichen.
    Ich hatte gerade entschieden, mich wieder zu verdrücken, als unter mir die Haustür aufging und Stimmen laut wurden. Rasch zog ich mich hinter den Dachfirst zurück und lauschte den Worten, die unter dem Verandadach hervor an mein Ohr drangen.
    »Amber, ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht mit mir sprichst!«
    »Ich will aber nicht reden«, fauchte Amber. Ihre Stimme klang dumpf und durch das Vordach leicht verzerrt. »Kapier das endlich, Rachel!« Dann seufzte sie und fuhr ruhiger fort: »Es ist so viel passiert, und ich habe immer noch Mühe, alles zu verstehen – ganz zu schweigen davon, dass ich das alles noch lange nicht verarbeitet habe.«
    Es würde wohl auch noch eine ganze Weile dauern, bis sie verdaut hatte, was ihr vor ein paar Monaten zugestoßen war. Damals, als ich Rachel zum ersten Mal begegnet war. Für einen normalen Menschen ist die Existenz übersinnlicher Wesen nicht leicht zu verkraften. Wenn einem diese Wesen dann auch noch ans Leder wollen, macht das die Sache sicher nicht leichter. Dafür hielt sich Amber erstaunlich gut.
    »Ich brauche einfach ein wenig Zeit, okay?«
    Auf der Veranda erklangen Schritte, das Geräusch von Absätzen, die über die Holzbohlen klapperten. Wenn ich mich reckte, konnte ich Rachels dunklen Schopf unter mir auf dem Weg sehen, kurz darauf ihr Gesicht. Obwohl mein Blickwinkel alles andere als perfekt war, entging mir die Sorge nicht, die in ihren Zügen lag. Auf dem Kiesweg vor dem Haus hielt sie noch einmal inne. »Wenn etwas ist – egal was und egal wann –, ruf mich an. Versprich mir das.«
    Sie erhielt keine Antwort.
    »Amber?«
    »Ja. Versprochen.« Genauso aufrichtig musste es klingen, wenn ich behaupten würde, gerne ein Schutzengel zu sein.
    Rachel verharrte noch einen Moment. Sie öffnete den Mund und setzte dazu an, etwas sagen. Dann nickte sie, machte kehrt und ging, begleitet vom Schlagen der sich schließenden Tür, davon.
    Ich beobachtete, wie Rachel die Auffahrt verließ und die Straße hinunterging. Sobald sie außer Sicht war, würde ich von hier verschwinden. Zumindest war das mein Plan, bis ich eine weitere Präsenz spürte. Jemand von meinesgleichen. Nein, nicht ganz. Jemand, wie ich es bis vor Kurzem noch gewesen war. Ein Gefallener. Einer von Luzifers dunklen Engeln.
    Als ich den Kopf wandte, um nach dem Ursprung dieser anderen Präsenz zu suchen, materialisierte sich Shandrazielauf Ambers Garagendach. Der Kerl hatte es in den letzten tausend Jahren noch immer nicht geschafft, Geschmack zu entwickeln. In seiner engen schwarzen Lederhose, den Bikerboots und dem Shirt mit der Knopfleiste, das unter der Lederjacke hervorblitzte und einen Blick auf seine muskelbepackte Brust gewährte, sah er aus wie eine Mischung aus Biker, indianischem Stammeskrieger und Pornostar. Das glatte schwarze Haar, das ihm in einem Zopf bis auf den Hintern fiel, und das rote Bandana machten es nicht besser. Möglich, dass meine Meinung über sein Äußeres ein wenig von der Tatsache beeinflusst wurde, dass wir uns noch nie sonderlich freundschaftlich zugetan waren, doch das war mir egal. Allerdings brachte es mich zu der Frage, was er hier zu suchen hatte.
    Ich nickte ihm zu und setzte gerade dazu an, meine Frage auszusprechen, als sich Luzifer neben mir auf dem Dachfirst materialisierte. Da war es mir klar. Shandraziel war entweder hier, um als Luzifers Leibwächter zu fungieren, oder um ihm zur Hand zu gehen. Offenbar war er in den Monaten, die ich damit verbracht hatte, Schutzengel zu spielen, in Luzifers Gunst gestiegen. Shandraziel war schon immer eifersüchtig gewesen auf meine Position als Luzifers rechte Hand. Allein deshalb konnte er mich nicht ausstehen, und auch wenn wir uns sonst nur selten einig wurden, waren wir hier einer Meinung – unsere Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit.
    Luzifer betrachtete mich grinsend und lenkte so meine Aufmerksamkeit auf sich. Wie so oft trug er Jeans und ein einfaches T-Shirt, dazu ein Paar Turnschuhe. Sein blondes Haar war sorgfältig frisiert, und die hellgrauen Augen musterten mich eingehend. Es war wirklich erstaunlich, dass jemand wie er von den Menschen so sehr gefürchtet wurde. Sie kannten ihn eben nicht und ahnten nicht, dass sein Rufin erster Linie auf einer Schmutzkampagne der Gegenseite beruhte.
    »Was tust du hier, Morgenstern?« Nicht einmal von mir ließ er sich

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