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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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drittklassigen Horrorfilm.
    »Shandraziel.«
    »Ah, immerhin kein so großer Trottel, dass du nicht weißt, mit wem du es zu tun hast.«
    Ich trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Warum gibst du dein Opfer nicht frei und zeigst dich?«
    In dem Augenblick, in dem er hier auftauchte, würde ich ihm seinen verdammten Schädel spalten.
    Shandraziel gab ein hallendes Gelächter von sich. »Für wie dumm hältst du mich?«
    »Du weißt doch, nur das Universum und deine Dummheit sind unendlich.« Solange Shandraziel Ambers Körper lenkte, konnte er sich weder hierherversetzen noch mir gefährlich werden. Allerdings bestand die Gefahr, dass er seine Handlanger schickte. Und Jules saß draußen im Wagen, ohne zu ahnen, was hier vor sich ging. Ich musste zu ihr.
    Doch dafür musste ich erst an Amber vorbei.
    Auch wenn Shandraziel sie als Werkzeug benutzte und durch sie sprach, konnte ich sie nicht einfach in Stückeschlagen. Solange Shandraziel sie lenkte, war sie stärker als gewöhnlich – nicht so stark wie ein Engel oder ein Gefallener, aber stark genug, um mich zu zwingen, hart gegen sie anzugehen. Wenn es mir jedoch gelänge, Shandraziel dazu zu bewegen, dass er sich aus ihr zurückzog und sich mir stellte, würde mir das die nötige Zeit verschaffen, die ich brauchte. Amber wäre für einen Moment benommen und würde nichts mitbekommen, und auch Shandraziel würde ein paar Sekunden brauchen, um seinen Geist von der Seele zu lösen, die er kontrollierte, und sich hierherzuversetzen. Sekunden, die ausreichen würden, zu Jules zu gelangen und mit ihr zu verschwinden. Ich würde uns zu Akashiel versetzen und ihm auftragen, jemanden zu schicken, der Amber hier herausholte.
    »Warum hörst du nicht auf, dich hinter der armen Seele dieses Mädchens zu verstecken, und stellst dich mir?«, schlug ich vor. »Lass es uns zu Ende bringen, hier und jetzt.«
    Wieder lachte er, und allmählich gingen mir seine kindischen Halleffekte gehörig auf die Nerven. »Gib dir keine Mühe, Kyriel. Ich weiß, was du vorhast. Du spielst auf Zeit, doch das wird dir nicht helfen. Dieses Mal nicht.«
    Ich zuckte die Schultern, als würde es mich nicht interessieren. »Und du bist feige, aber das ist nichts Neues.«
    »Die gute Amber hier ist sowieso verloren«, fuhr Shandraziel fort. »Aber weißt du, was das Beste ist? Du wirst deinen Freunden erklären müssen, warum du sie getötet hast.«
    Was redete er da für einen Schwachsinn? Amber mochte mit Shandraziel in ihr stärker sein als gewöhnlich, doch sie war noch lange nicht stark genug, dass ich sie nicht mit einem gezielten Schlag außer Gefecht setzen konnte. Ich würde ihr wehtun, aber ganz sicher würde sie das nicht umbringen.
    Ich gab meine absichtlich lässige Haltung auf und balltedie Hände zu Fäusten, bereit, ihr eins zwischen die Augen zu verpassen, als ich begriff, wie sehr ich mich geirrt hatte. Im selben Moment, in dem ich zum Schlag ausholte, materialisierte sich in Ambers Hand ein Eisdolch.
    Eine Waffe der Gefallenen!
    Wie zur Hölle war das möglich?
    Meine Faust raste auf ihr Gesicht zu, und durch den erhobenen Arm öffnete ich meine Deckung und bot ihr meinen Körper als Ziel. Ich riss meinen Arm herum und nutzte die Drehung, um zu verhindern, dass die Klinge mein Herz durchbohrte. Eis grub sich in meine Seite, biss sich durch Haut und Muskeln in mein Fleisch und riss eine tiefe Wunde. Überrascht vom Schmerz, der sich explosionsartig in meinem Körper ausbreitete, taumelte ich zurück. Amber setzte sofort nach. Sie trat mir mit ihrem spitzen Absatz vor die Brust. Ich verlor endgültig das Gleichgewicht und fiel. Sofort war sie über mir, den Arm erhoben, die Klinge auf mein Herz gerichtet.
    Es würde nicht genügen, Amber einfach auszuschalten – nicht, solange Shandraziels Kraft in ihr floss. Wenn ich verhindern wollte, dass sie mich erledigte, musste ich zu drastischeren Maßnahmen greifen.
    Da begriff ich plötzlich, dass sich ein entscheidender Fehler in meine Überlegungen geschlichen hatte und jeder Versuch, Amber zu schonen, ohnehin sinnlos war. Shandraziel hatte das Kommando über ihren Körper übernommen. Rachel mochte Amber ins Leben zurückgeholt haben, doch sie war keine Nephilim, sondern noch immer ein Mensch. Um die Seele eines Menschen zu lenken …
    Amber war längst tot.
    Ich rollte mich zur Seite, bekam ein Knie auf den Boden und wollte aufspringen, als ich einen Schatten über Amber aufwachsen sah. Ein dumpfer Schlag,

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