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Seelenglanz

Seelenglanz

Titel: Seelenglanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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später saßen die beiden Frauen in Akashiels Wohnzimmer auf der Couch und unterhielten sich. Amber entschuldigte sich bei Rachel, dass sie sie vor ein paar Tagen so rüde abgewiesen hatte, und versuchte ihr zu erklären, dass sie im Augenblick einfach Zeit brauchte. Amber mochte tot sein, wenn ein Mensch jedoch seine Seele verkauft hatte, benahm er sich in der Zeit, während der er nicht die Befehle seines Lenkers ausführte, wie der Mensch, der er einmal gewesen war. Mit allen Gefühlen und Erinnerungen. Das war der Teil, den ich schon immer gruselig gefunden hatte. Diese Menschen wussten nicht einmal, dass sie nicht länger am Leben waren – sie fühlten sich fremdgesteuert, ohne dass sie darüber hätten sprechen oder etwas dagegen hätten unternehmen können, doch solange sie nicht gelenkt wurden, führten sie einfach das Leben weiter, das sie längst verloren hatten. So kam es auch, dass Rachel nichts bemerkte. Amber sprach über ihre Gefühle und über ihre Sorgen, so wie sie es vermutlich all die Jahre getan hatte, seit sie sich kannten.
    Akashiel, der zu einer Besprechung gerufen worden war (vermutlich die Besprechung, in der Japhael beschlossen hatte, mich einem anderen Bewährungshelfer zuzuteilen), verabschiedete sich von den beiden und ließ sie allein zurück. Er war noch nicht lange fort, als Amber sich mitder billigen Ausrede entschuldigte, zur Toilette zu müssen. Während Rachel ahnungslos im Wohnzimmer saß, sah ich durch Ambers Augen, wie sie dem Gang folgte und, statt zum Badezimmer zu gehen, in Akashiels Arbeitszimmer schlüpfte.
    Er hatte sein Laptop nicht heruntergefahren, und es dauerte es nicht lange, bis Amber – jetzt wieder von Shandraziel gelenkt – sich zu einer Datei vorgearbeitet hatte und diese per E-Mail verschickte. Es war die Adressliste der Nephilim. Mit ein paar Klicks verwischte Amber ihre Spuren und kehrte nach einem kleinen Umweg übers Badezimmer zu Rachel zurück.
    So hatte Shandraziel also die Nephilim aufgespürt.
    Kaum hatte Amber ihm besorgt, was er wollte, gab er die Kontrolle über sie auf. Bis zu dem Augenblick, in dem er ihrer erneut bedurfte, war sie wieder Herrin über sich selbst. Sie mochte nicht über das sprechen können, was sie getan hatte oder was mit ihr passiert war, das hieß jedoch nicht, dass sie es nicht wusste und nicht versuchte, dagegen anzugehen.
    Amber war so sehr in Panik, dass einer der Engel herausfinden könnte, was sie getan hatte, dass sie – kaum zu Hause angekommen – ihren Koffer packte und zum Flughafen fuhr. Sie war auf der Flucht vor dem Zorn der Schutzengel, ohne zu ahnen, dass es für sie kein Entkommen mehr gab.
    Ich zog mich im selben Moment aus Ambers Geist zurück, in dem der letzte Funke ihrer Seele erlosch, und stand auf. Sofort geriet ich ins Taumeln und wäre gestürzt, wenn Jules nicht nach meinem Arm gegriffen hätte. Solange ich in Ambers Erinnerungen war, hatte ich meinen eigenen Körper weit genug hinter mir gelassen, um dem Schmerz zu entkommen, der mich jetzt mit voller Wucht wieder einholte.
    Eine Hand in die Seite gepresst löste ich mich aus Jules’Griff und ging zum Wagen. Als ich auf der Fahrerseite einsteigen wollte, trat sie mir in den Weg.
    »Du glaubst nicht im Ernst, dass ich dich fahren lasse.«
    Da ich nicht diskutieren wollte und obendrein zugeben musste, dass ich vermutlich wirklich nicht fahrtauglich war, stieg ich auf der Beifahrerseite ein und überließ ihr das Steuer.
    »Was hast du gesehen?«, fragte sie, als wir den Parkplatz hinter uns ließen.
    Ich beschrieb ihr, was ich aus Ambers Erinnerungen erfahren hatte. Nachdem ich fertig war, legte ich den Kopf zurück und schloss die Augen. Die Verletzung war schlimmer, als ich mir eingestehen wollte, und sie heilte langsamer, als ich es mir wünschte.
    Verdammte Eisklinge!
    Erstaunlich, dass es mir kaum etwas ausmachte, von einem riesigen Bus überrollt zu werden, während eine kleine Klinge von meinesgleichen solchen Schaden anrichtete.
    »Okay, lass mich das mal zusammenfassen, um zu sehen, ob ich das verstehe«, durchbrach sie die Stille. »Diese Amber hat also ihre Seele verkauft und Shandraziel hat sie umgebracht, um sofort darüber verfügen zu können. Die Frau, die ich niedergeschlagen habe, war eigentlich längst tot und ist nur noch herumgelaufen, weil … Ja warum?«
    Ich öffnete die Augen wieder. »Weil ihrem Körper die Seele entnommen und durch eine Essenz ersetzt wurde, die ihren Körper mit Leben – oder wie auch immer man das

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