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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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des Tibeters hatte ihren Hunger gedämpft und so gewährte sie Selene die Ruhe, die sie brauchte. Der Löwe hatte sich in Rovens Innerem zusammengerollt, als würde er direkt neben der Sterblichen liegen und sie beschützen.
    Selenes Herz schlug mittlerweile wieder gleichmäßig und vermittelte Roven die Sicherheit, dass er sie allein lassen konnte. Sie würde es schon schaffen, den Tag über. Und es gab auch keine andere Möglichkeit.
    Er zwang sich, sie aus seinen Armen in die Decken zu hüllen und stand auf.
    „Wir sehen uns heut Abend, Naiya !“
    Roven teleportierte sich fort, den Blick auf seine schlafende Selene gerichtet.
    Nachdem der Akkadier in seinem Zimmer auf Avenstone Gestalt annahm, dauerte es nicht lange, bis er Jus Anwesenheit hinter sich spürte.
    „Du warst die ganze Nacht in London?“
    „Ich hatte etwas zu erledigen“, erwiderte Roven, ohne sich umzudrehen. Die Wahrheit. Auch wenn das, was er getan hatte, nicht zu seinen Aufgaben gehörte.
    Ju begann auf und ab zu gehen und sinnierte selbstgefällig vor sich her. „Ich kann spüren, dass dein Herz unregelmäßig schlägt. Dein Seelenband scheint den Rhythmus verloren zu haben. Solltest du deinen Pflichten nicht nachkommen, werde ich den Posten in London übernehmen. Die Erfüllung dieser Aufgabe erfordert Verstand und Kontrolle.“
    Wage es nicht!
    Roven drehte sich um und versuchte, ruhig zu bleiben. „Das ist nicht nötig, Mönch! Musst du nicht langsam mal auf deinen Berg zurück und die Schneeflocken zählen? Ich habe hier alles im Griff.“
    Ju blieb stehen und betrachtete ihn ausdruckslos. „Du belügst dich selbst“, sagte er mit der Ruhe eines Geistlichen. „Wir haben einen Bruder verloren und während wir versuchen, ihn zu finden, vergisst du den Zweck deines Daseins.“
    Rovens Wut wich der Erkenntnis, als er den schwarzen Iriden seines Bruders begegnete. Ja , er hatte recht. Und es war zu spät umzukehren. Roven hatte eine bestimmte Richtung eingeschlagen und sah sich einen Weg beschreiten, auf dem es kein Zurück mehr gab. Für ihn und Selene ging es nur noch vorwärts. Aus solch einer Verbindung konnte er sich nicht lossagen, ohne ihr zu schaden. Er würde eine andere Lösung finden. Und zu allererst musste er den Tibeter davon überzeugen, dass alles in bester Ordnung war.
    „Wir werden Lennart ausfindig machen und nach Hause bringen. Du kannst dich auf mich verlassen.“
    Plötzlich weiteten sich Jus Augen. „Du hast dich auf eine Sterbliche eingelassen?“
    Verdammt! Roven schüttelte innerlich den Kopf. Das hatte ja toll funktioniert.
    „Du kannst sie nicht beschützen und gleichzeitig deine Pflichten erfüllen“, fuhr der Tibeter fort, während Roven gedanklich auf die nächstgelegene Wand einschlug. „Du zerstörst das Leben, das du bewahren solltest. Hast ein Schicksal heraufbeschworen, das du nicht kontrollieren kannst.“ Jus Tonlage hatte sich tatsächlich erhöht. Man musste also nur seine innersten Werte erschüttern, um diesem Abbild von Selbstkontrolle etwas Leben einzuhauchen. „Dein Weg führt bergab. Loyalität ist eines der obersten Gebote. Doch du dienst nur dir selbst. Einem Bruder mit Verachtung zu begegnen, liegt mir fern. Aber bei dir fällt es mir schwer.“
    Ju kniff die Augen zusammen. Seine Kiefer wirkten ungewohnt angespannt.
    Roven wusste nicht, was er erwidern sollte. Er fühlte Hitze in seinen Wangen, aber er würde sich verdammt noch einmal nicht schämen. Nicht dafür! Nicht für Selene.
    Mit schweren Beinen schritt Ju die große Treppe hinunter. So viel Unzufriedenheit hatte er seit Ewigkeiten nicht verspürt. Er war weder fähig zu hassen noch zu verstehen. Dies waren nicht seine Probleme, keine Last erschwerte seine Schultern. Und doch konnte er das Bedürfnis, etwas unternehmen zu müssen, keineswegs ignorieren.
    Wo Rovens Pfad enden würde, wussten wohl nur die Schicksalsgötter. Und Ju trug nicht die Verantwortung für seinen Bruder oder dessen Taten. Aber er müsste ihn bei den Ahnen melden, wenn sich keine Besserung einstellte. Und das letzte Mal, als er einen Akkadier vor das Tribunal befördert hatte, hatte er es im Nachhinein bereut. Fürchterlich bereut.
    Jason stürmte aus der Kellertür und rief seine Aufmerksamkeit zurück in die Realität. Auf dem Mosaik der Muttergöttin kam er schlitternd zum Stehen und wedelte mit einem Ausdruck vor Jus Augen hin und her.
    „Ich hab es endlich gefunden“, rief er völlig außer Atem. „Hier steht es. War codiert, aber ich konnte es

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