SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
entschlüsseln. Ein Akkadier namens Jafar hat den Zettel ins Netz gestellt.“
Der Araber?
Jafar Masaad war ein weiterer Akkadier, der Ishtars Benimmschule nicht besucht hatte. Scheinbar sollte Jus Besuch auf Avenstone eine weitaus wichtigere Bedeutung erhalten. Etwas Großes musste bevorstehen, wenn sich solche Zufälle aneinanderreihten. Irgendjemand wollte ihn auf die Probe stellen.
„Soll ich mit ihm Kontakt aufnehmen?“, fragte Jason, nachdem Ju nichts erwidert hatte.
„Er würde dir nicht antworten. Ich übernehme das.“ Ju schritt die letzte Stufe hinunter und nahm Jason den Ausdruck ab. „Roven befindet sich in seinem Zimmer.“ Das sollte genügen, damit der Junge nach seinem Herren sah.
Auch wenn Ju selbst aus sogenannten Freundschaften nicht schöpfen konnte, wusste er, dass es Akkadier gab, die auf so etwas Wert legten und die darin Halt fanden. Vielleicht war es genau dieser Halt, der Roven momentan fehlte.
„Alles klar“, antwortete der Junge und sprintete die Stufen hinauf.
Das zaghafte Klopfen an der Tür ließ Roven vom Bett auffahren. Jason polterte hinein, ohne seine Antwort abzuwarten.
„Hey Großer. Du warst die ganze Nacht feiern und nimmst mich nicht mit? Hattest wohl Angst, ich mach dir Konkurrenz, wie?! Wolltest die ganzen hübschen Schnecken wieder für dich allein haben.“
Roven musste unweigerlich schmunzeln, während Jason eine Augenbraue hob und ihn strafend musterte, sich auf dem Türgriff abstützte und ein Bein hinter das andere stellte.
„Ich war nicht feiern, Kleiner. Und wenn, dann würde ich dich nicht mitnehmen, weil wir zwei unter diesem Begriff etwas gänzlich Verschiedenes verstehen“, gab Roven mit einem Augenzwinkern zurück.
„Ha! Dass ich nicht lache. Bei deiner Statur kriegt doch jede Angst. Und die kommen dann zu mir, um sich auszuweinen“, grinste er und nickte zustimmend, als würde er Roven damit überzeugen können. „Naja, gab es denn sonst noch irgendetwas Aufregendes in London?“
Ja, und du ahnst gar nicht, was , dachte Roven und konnte es doch nicht aussprechen. Wenigstens vor Jason wollte er sein Gesicht wahren.
„Nein, alles relativ normal.“
„Naja, wollte dir auch eigentlich bloß erzählen, dass wir jetzt wissen, von wem der Zettel gescannt wurde.“
„Und?“
„Ein Typ namens Jafar. Kennst du ihn?“
„Nein, sagt mir nichts.“
„Dein japanischer Kumpel meinte, er würde ihn aufsuchen und mit ihm sprechen.“
Sehr gut. Dafür würde Ju mindestens eine Nacht abwesend sein. „Dass du den Mönch für meinen japanischen Kumpel hältst, erzähl ihm lieber nicht.“
Jason zuckte mit den Schultern. „Der nimmt mich eh nicht ernst. Also was soll’s?“
„Ich denke, er weiß deine Hilfe durchaus zu schätzen. Aber Ju ist nun mal kein Blumenkind.“
„Im Gegensatz zu dir!“, grinste Jason. „Wie geht’s dir eigentlich?“ Das Lächeln in seinen Augen verschwand ganz plötzlich und Roven ahnte, dass der Junge sich mehr sorgte, als er es zugeben würde.
„Besser!“ Der Akkadier klopfte sich bestätigend auf seinen Bauch.
„Gut, gut. Aber gegen eine ordentliche Mahlzeit hättest du doch sicher nichts einzuwenden, oder?“
„Du bietest dich an?“, fragte Roven und grinste so breit, dass Jason seine Fänge sehen konnte.
„Sehr witzig! Ich dachte da eigentlich eher an etwas anderes. Zum Beispiel ein ganzes Schwein nur für mich allein.“ Jasons Magen knurrte. „Mann, ich bin die ganze Nacht nicht aus dem Keller rausgekommen.“
„Schwein? Hört sich gut an. Du isst ein Steak und ich den Rest“, erwiderte Roven grinsend.
„Alles klar. Dann sag ich Grandpa Bescheid. Der wird sich freuen, dass er mal wieder was Richtiges kochen darf.“
Gegen Mittag trafen sie sich im Esszimmer und begutachteten, was Adam in der Kürze gezaubert hatte. Einen bestimmt sechspfündigen Schweinebraten, umrandet von Bohnen und Mischgemüse, dazu Salzkartoffeln, Kroketten und zwei Saucieren gefüllt mit cremiger, dunkler Sauce.
Jason nahm rechts vom Tischende Platz und bewaffnete sich mit Messer und Gabel. Roven setzte sich notgedrungen ans Kopfende – der einzige Platz, der noch gedeckt war. Und kurz bevor der Junge sich auf die Köstlichkeiten stürzen konnte, kam Adam mit einem Tranchiermesser aus der Küche und warf seinem Enkel einen vielsagenden Blick zu. Jason ließ sein Besteck sinken und wartete in übertrieben manierlicher Körperhaltung ab.
„Mein Herr. Wie schön, dass ihr am Mahl teilhabt“, freute sich der
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