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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Endlich Regen. Sie hätte ihn früher gebraucht. Beerdigungen sollten generell nur bei Niederschlag stattfinden. Selenes Augen brannten und ihre Kehle schien wie zugeschnürt. Sie zitterte, hatte eines der Couchkissen umklammert. Mühsam entkrampfte sie sich. Die plötzliche Entspannung irritierte ihre Arme. Sie wollten sich wieder um das Kissen legen, aber Selene zwang sie zur Seite. Sie schluckte den Kloß hinunter, blinzelte ein paar Mal und versuchte sich zu besinnen. Atme!
    Es fühlte sich an, als würde ihr Herz von Dunkelheit umschlossen werden. Als würde es schrumpfen, bis nichts mehr übrig blieb. Schwachsinn! Ich muss mich nur ablenken!
    Die Fernbedienung landete wie von allein in ihrer Hand und schaltete den alten Apparat ein. Gewohnt flackerndes Licht zog Selene in den Bann und scheuchte ihre Gedanken fort. Sie legte sich auf die Couch und schlang sich eine Decke um den Leib. Selene versuchte sich auf die flimmernden Bilder zu konzentrieren, was immer sie ihr auch zeigen wollten. Tränen sammelten sich am untersten Winkel des Lides und drohten bei jedem Wimpernschlag überzulaufen. Kein Grund zur Sorge. Das passierte immer, wenn sie liegend fernsah.
    Und mit der Anspannung des ganzen Tages in ihren Knochen verfiel sie in einen unruhigen Schlaf.
    Aus der Kälte wurde Wärme. Weiche Erde grub sich zwischen ihre Zehen, ein saftiger Blütenduft erfüllte Selenes Sinne, kitzelte wie eine zarte Brise über ihre Haut hinweg und lud sie ein, sich fallenzulassen.
    Sie wollte laufen. Egal wohin. Nur laufen.
    Ein Schritt folgte dem anderen, bis ihre Füße kraftvoll in der Erde versanken, der Wind durch ihr Haar jagte und die Bäume wie ein Wall an ihr vorbeizogen. Freiheit! , schrie ihr Herz. Endlich frei.
    Der Waldboden verschwand unter einem Nebelmeer und führte sie weiter in die Ferne, fort von der Realität. Selene rannte durch einen Blütenregen, hinein in das Licht, das ihr von vorn entgegen strahlte. An diesem Ort gab es keine Trauer. Niemanden, der sie allein ließ oder von ihr verlangte, dass sie sich verabschieden sollte.
    Sie wurde langsamer und kam zum Stehen. Ein Tor baute sich vor ihr auf – meterhohes Holz in eiserne Scharniere gehangen. Was auch immer sich dahinter verbarg, war geschützt vor der Außenwelt – oder die Außenwelt vor dem Inhalt. Selene würde es herausfinden. Sie legte ihre Hand an den silbernen Türknauf, die Pforte glitt lautlos auf. Eine würzige Brise drang durch den Spalt und lockte Selene ins Innere.
    Als sie den Holzboden betrat, wich die Dunkelheit zurück. Eine riesige Eingangshalle mit einer über drei Meter hohen Decke offenbarte sich. Die Wände waren mit nachtblauen und goldenen Stoffen behangen und wurden von altertümlichen Laternen erhellt. Geradeaus befand sich eine breite Treppe. Direkt davor ragte ein beeindruckender Kronleuchter von der Decke. Sein Lichtschein richtete sich auf ein Mosaik am Fuße der Stufen. Selene trat näher heran und ging in die Hocke. Sie erkannte saphirblaue Steine, die das Abbild eines Tieres einrahmten. Es glich einem Löwen, hatte jedoch Hörner und längeres Fell, eher wie ein Wolf. Der Anmut des Tieres wohnte eine unterschwellige Drohung bei. Je länger Selene das Wesen betrachtete, desto stärker schien seine Macht sie zu fesseln. Plötzlich kroch kalte Luft über ihren Nacken und ließ ihr Herz verkrampfen – vor Panik. Von einem auf den anderen Moment war der Frieden verschwunden, verdrängt vom Tod. Eine dunkelrote Flut stürzte die Treppen hinunter. Selene war unfähig, sich zu bewegen. Sie sah das Meer aus Blut auf sich zurasen und wusste, dass sie nicht fliehen konnte.
    Sie würde ertrinken.
    Schottland, Avenstone
    Roven schreckte hoch. Die Atmung ging stoßweise und beeinflusste seine Konzentration. Schweiß klebte an seinem Rücken. Seidenlaken und Bettwäsche waren zerwühlt, der Stoff um ihn herum zerrissen. Hatte er schlecht geträumt? Roven konnte sich nicht erinnern. Durch seinen Kopf jagte nur ein schriller Schmerz, als ob er seine Ohren einem zu hohen Ton ausgesetzt hätte. Er fuhr sich mit der Hand durchs hellblonde Haar und betrachtete seine zitternden Pranken.
    Verdammt! Rovens Augen sandten weißes Licht aus und verliehen seiner Haut einen diffusen Glanz. Was hatte ihn derart aufgeregt, dass sein Körper so reagierte? Was zum Teufel hatte er geträumt? Doch da war nichts. Keine Erinnerung. Nur dieser klirrende Nachhall blieb zurück. Roven sah sich in seinem Schlafgemach um, alles wie gewohnt. Die Rollläden

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