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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Augen seiner Halbgöttin brannten vor Hoffnung. „Ich weiß, was ich verlange, aber du musst dem Schicksal eine Chance geben!“ Und Rovens Gedanken überschlugen sich, zogen ihre Kreise immer dichter um Selene, ihren Körper und ihr Blut.

Kapitel 14
    Jafars Behausung lag zwischen zahllosen Dünen versteckt, ragte kaum aus dem Boden und sah den Sandmassen zum Verwechseln ähnlich. Ju fühlte ein Brennen auf dem Rücken, einen letzten Versuch der Sonne, Naham ans Tageslicht zu locken. Doch er schaffte es rechtzeitig und konnte sich ins schützende Dunkel zurückziehen. Der Eingang stand offen. Sein Bruder musste allein leben und keine Diener besitzen, die in Gefahr geraten könnten.
    Der Tibeter schloss die Holztür hinter sich und stieg eine Steintreppe hinab, die von Krallenspuren zerfurcht war. Totenstille umgab ihn. Und die Dunkelheit nahm überhand, je tiefer er kam. Doch Ju fiel es leicht, seine Augen auf die nachtschwarze Umgebung einzustellen. Und nach mehr als fünfzig Stufen fühlte der Tibeter ein Seelenband in seiner Umgebung – einen Akkadier, mehr Tier als Mensch.
    „Jafar!“ Jus heisere Stimme wurde von den Erdmassen geschluckt. Er schritt die letzte Stufe hinab und betrachtete das Erdloch, so gut es die Dunkelheit erlaubte. „Ich ersuche ein Gespräch!“
    Ein weißes Augenpaar blinzelte neben ihm, kurz bevor ihn eine Bestie mit voller Wucht auf den Rücken warf. Speichel troff von den gefletschten Fängen auf ihn nieder, goldene Krallen gruben sich in sein Fleisch und aus den Augen sprach blankes Chaos. Einzig Jus Hände, die er gegen den Brustkorb gestemmt hatte, schienen das Tier davon abzuhalten, sich an ihm satt zu fressen.
    Es kam nicht oft vor, dass der Dynast an seinen Kräften zweifelte. Doch er wusste nicht, wie viel von Jafars Menschlichkeit noch übrig war. Eine Bestie mit körperlicher Gewalt zurückzudrängen, würde ihren Hunger schüren und Ju selbst in Gefahr bringen.
    Er warf das Tier durch eine mentale Welle nach hinten, hielt es mit einer unsichtbaren Barriere auf Abstand und sprang wieder auf die Füße. Die Wut, die aus Jafars Bestie herausbrüllte, ließ Erdbrocken von der Decke fallen und die Temperatur in dem kühlen Bau schlagartig ansteigen. Das schneeweiße Tier sprang immer wieder gegen die Mauer aus Luft, brüllte und rammte die Klauen in die unsichtbare Wand.
    „Jafar, wenn deine zweite Seele mich hören kann, dann wisse, dass es nicht mein Wunsch als dein Bruder ist, gegen dich zu kämpfen. Wir brauchen deine Hilfe und deinen klaren Verstand.“ Ju zog die Kopie des blutbeschrifteten Zettels aus Island hervor und hielt sie der wutschnaubenden Bestie vor die Nase. „Du hast das Original. Und ich muss wissen, wer es dir geschickt hat.“
    Jafar kniff die Augen zusammen und wendete sich grunzend ab. Der Löwe schüttelte den riesenhaften Kopf, dann den Körper, und drehte sich schließlich zurück zu Ju. Die weißen Iriden verloren ihren Schein und erloschen zu einem Haselnussbraun. Als das Tier zitternd zu Boden sank, zog der Tibeter seine Kräfte zurück.
    Der Körper der Bestie verschwamm in einem goldbunten Regen, das Fell verschwand unter dunkelbrauner Haut und entblößte einen nackten Mann. Er keuchte und kam nur langsam zu sich. Schwarzes Haar klebte in seinem Gesicht.
    Jafar richtete sich auf und stand dem Tibeter gegenüber, den Körper noch immer leicht gebeugt, als wäre es Tage her, dass er menschliche Gestalt annahm. Das Abbild der Bestie, das sich gebieterisch um seinen Hals schlang, schillerte in pulsierenden Farben. Seine Stimme zitterte, dennoch gelang es ihm, seinen Worten die gewohnte Härte zu verleihen.
    „Mir nach!“, forderte er Ju auf Arabisch auf. Unter Brüdern spielte die Sprache keine Rolle.
    Jafar schleppte sich in die linke Erdspalte. Ju folgte ihm durch die Dunkelheit, bis sie eine Metalltür erreichten. Der Raum, der sich dahinter verbarg, hatte mit der primitiven Höhle nichts mehr gemein. Hochmoderne Technik reichte von einer Ecke des Raumes bis zur anderen – darunter zig Monitore, auf denen die unterschiedlichsten Überwachungssysteme liefen. Jason wäre begeistert.
    Der Araber nahm am Schreibtisch Platz und durchsuchte eine Schublade. Als er Ju das Original der Nachricht zeigte, huschte ein Blitzen durch seine Augen.
    „Du kennst die Handschrift?“ Seine Stimmbänder waren durch die Wandlung noch immer gereizt. Ju betrachtete die mit Blut beschmutzte Tierhaut und versuchte erneut, die Schrift zu erkennen. „Meine

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