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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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Erinnerung scheint zu alt –“
    „Danica!“, rief Jafar entsetzt. „Dass du das nicht mehr weißt!“
    „Bei Annelha ! Wie konnte ich das vergessen? Natürlich. Sie ist es.“ Ihr bildhübsches Gesicht tauchte in Jus Kopf auf – eine engelsgleiche Bestie voller Kraft und Anmut. „Sie ist in Island?“
    „Island, … ja“, sagte Jafar gedehnt. Sein Blick richtete sich ins Leere.
    Ju fuhr mit den Fingern über die blutige Schrift. „Sie ist nicht die Einzige, die dort gefangen gehalten wird. Wir haben Lennart vor ein paar Tagen an die Königin verloren und hoffen, dass er noch da ist.“ Bei der Vorstellung, dass Assora gleich zwei ihrer Art gefangen hielt, schloss sich die Hand des Tibeters fester um die Tierhaut. Als er es bemerkte, lockerte er den Griff und sah zu Jafar auf. „Und Danica hat dir diese Nachricht geschickt?“
    Jafar kniff die Augen zusammen. „Kannst du dir etwa nicht vorstellen, dass sie jemandem wie mir vertraut?“, knurrte er und wendete den Blick wieder ab. „Sie war zu geschwächt, um sich zu teleportieren. Einen Gegenstand zu schicken, gelingt nur weiblichen Akkadiern. Die Vorstellung, dass ihre Flucht durch einen Taryk verhindert wurde, macht mich wütend. Und ich kann ihr keine Hilfe sein, wenn ich wütend bin.“
    „Wir werden versuchen, sie zu retten.“
    „Wir?“ Jafar schnaufte. „Sag bloß, du schaffst das nicht allein.“
    Ju ignorierte seine Provokation. „Es gibt viele Akkadier, die einen Bruder retten würden. Und wenn wir dazu in den Krieg ziehen müssen, dann soll es so sein. Vielleicht willst du dich anschließen – wenn nicht für Lennart, dann vielleicht für Danica.“
    Selene erwachte in Dunkelheit, doch es musste bereits Tag sein. In der gesamten Burg waren diese Rollläden angebracht, die die Sonne tagsüber aussperrten und kein Licht hindurch ließen. Zumindest ein paar Sagen über bluttrinkende Geschöpfe schienen zu stimmen. Sie fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und atmete seinen Duft ein. Genau. Er hatte sie zu Bett getragen. Und allein dieses Aroma genügte, um die Sehnsucht in ihr zu wecken. Selene warf sich zurück auf das Kissen und zog die Decke über den Kopf.
    Sie befürchtete, seiner Anziehungskraft nicht mehr lange widerstehen zu können. Bei der Vorstellung, mit ihm zusammen zu sein, hämmerte ihr Herz vor Aufregung. Doch gleichzeitig bezweifelte sie, dass er außer dem Blutdurst überhaupt ein Verlangen nach ihr verspürte. Selene vermisste seine Nähe, wann immer er nicht bei ihr war. Und sie hatte Angst, sich in diesem Gefühl, in dieser Sucht zu verlieren – vor allem, wenn sie nie gestillt würde.
    Seitdem sie auf Avenstone angekommen war, verblassten die Erinnerungen an ihr eigentliches Leben. Die Beerdigung lag erst vier Tage zurück. Doch der Schmerz, diese unbeschreibliche Qual, hatte nachgelassen – warum auch immer. Selene wagte es nicht, sich darüber zu freuen. Sie setzte sich auf, nahm das Handy vom Nachttisch und wählte Julias Nummer. Sollte ihre Freundin das Chaos in Selenes Wohnung entdecken, würde sie in Erklärungsnot geraten.
    „Hey Süße!“
    Selene atmete erleichtert auf, als sie Julias Stimme hörte.
    Sie erklärte ihrer Freundin, dass sie zur Erholung ein paar Tage aufs Land gefahren wäre und Julia sich keine Sorgen zu machen brauchte. Sie würde hier zu einem Arzt gehen und sich untersuchen lassen.
    Julia wirkte skeptisch. Sie gehörte zu den Menschen, denen man nur schwer etwas vormachen konnte, die jede Schwankung in der Stimme wahrnahmen und jede Lüge erkannten. Doch heute ließ sie sich besänftigen. „Ich bin immer für dich da, wenn du mich brauchst.“
    „Das weiß ich doch.“ Selenes Gewissen meldete sich.
    „Hab dich lieb, Süße“, seufzte Julia.
    „Ich dich auch.“ Selene legte beschämt auf. Sie hatte den einen Menschen belogen, der ihr als Einziger Halt im Leben gab.
    Nachdem sie geduscht und Frühstück gegessen hatte, begleitete Selene Adam bei seinen Besorgungen ins nahegelegene Dorf. Er fuhr einmal in der Woche nach Evanton, um alles einzukaufen, was die Männer zum Leben brauchten.
    In einem anthrazitfarbenen Vauxhall Zafira verließen sie die Garagen neben dem Hauptgebäude der Burg und fuhren die lange Auffahrt hinunter. Avenstone zu verlassen fiel Selene schwerer als erwartet. Irgendwie übte dieser Ort eine anziehende Wirkung auf sie aus. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie auch sehr gut, warum. Sie drehte sich um und warf einen Blick aus der Heckscheibe

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