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SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)

Titel: SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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einem fremden Wesen gegenüber nicht haben dürfte. Er küsste ihre Stirn und streichelte ihren Rücken. Und die Stille zwischen ihnen sagte mehr, als es Worte je gekonnt hätten.

Kapitel 16
    Selene stand am Abgrund eines Berges und blickte auf ein weit entferntes Loch. Eine milchige Eisschicht hatte sich auf dessen Oberfläche gebildet. Sie befand sich in Schottland. Doch die Farben hatten sich geändert. Statt in winterlichem Grau pulsierte die Landschaft in vielfältigsten Pastelltönen. Goldweiße Flocken schneiten vom Himmel herab und deckten die Umgebung und Selenes nackten Körper zu.
    Noch immer summte er.
    Die Wunde am Hals sandte einen angenehmen Schmerz aus. Und obwohl es mittlerw eile Winter war, fror sie nicht …
    Nicht mehr.
    Seit längerem.
    Sie hatte sich verändert. Irgendetwas war mit ihr geschehen. Doch der Traum enthüllte es nicht.
    Selenes rechte Hand wurde von einer feuchten Nase angestup st und durch warmes Fell nach oben gedrückt. Sie schaute zur Seite in die weißglühenden Augen und erkannte seine Seele sofort.
    Siehst du wirklich so aus? , dachte Selene und lächelte.
    Neben ihr stand ein gehörnter Löwe, sein Kopf gleichauf mit ihren Schultern. Doch von Gefahr war keine Spur. Selene verbarg ihre Hände in seiner langen Mähne und kraulte ihn. Der Löwe schnurrte.
    Rovens Bestie war unfassbar schön. Ihr Fell besaß eine schwarzblaue Schattierung und ließ trotz der Länge jeden Muskel darunter erkennen. Das Weiß ihrer Augen wirkte sanft und kein bisschen bedrohlich. G oldene Sprenkel funkelten in der Iris und die Pupillen hatten sich zu Schlitzen verengt. Ein Schatten rahmte die Lider ein und verlief ins nachtblaue Schwarz ihres Fells, als hätte ein Maler dieses seidig schimmernde Haarkleid mit einem Pinsel geschaffen. Ihre kräftigen Hörner erweckten den Eindruck, sie wären aus antikem Gold gemeißelt. Und auf der dunklen Schnauze glänzten winzig kleine Partikel in gelblichem Metall.
    Sie strahlte Stärke und Weisheit in solcher Intensität aus, dass Selene jede nur erdenkliche Angst genommen wurde. Als ob es für dieses Tier ein Leichtes wäre, die ganze Welt mit einem Augenzwinkern zu beschützen.
    Das Ungetüm schmiegte seinen riesigen Kopf in Selenes Arme.
    Und da konnte sie es fühlen.
    Drei Seelen.
    Zwei Herzen.
    Eine Liebe.
    Eine vollkommene Einheit – unzerstörbar und untrennbar, wie vom Schicksal verbunden.
    Das Tier leckte an Selenes Hals entlang und entlockte ihr ein herzhaftes Lachen, sie erwiderte die zärtliche Geste mit einem Kuss auf den Nasenrücken des Löwen.
    Die Szene wechselte und Selene rannte. Bei jedem Schritt versanken ihre Füße im Schnee und wirbelten Goldstaub hinter ihr auf. Sie war unglaublich schnell, jagte über die schneebedeckte Landschaft hinweg. Rovens Bestie lief neben ihr her und überwand mit jedem Sprung mehrere Meter.
    Plötzlich saß Selene auf dem Rücken des Tieres und spürte die geschmeidigen Bewegungen der Muskeln unter sich . Ihr Rhythmus stimmte sich auf einander ab, als wären sie zu einem Körper verschmolzen.
    Sie suchten die Freiheit, suchten den Wind und fanden das alles im Gleichklang ihrer Herzen.
    Roven schmiegte seinen menschlichen Körper an Selenes Rücken und atmete ihren Duft ein. Sie zuckte im Schlaf.
    Er genoss es, bei ihr zu liegen, und war dankbar für den Frieden in seinem Inneren.
    Kein Hunger.
    Kein Brüllen.
    Nichts.
    Ihr Blut hatte den Durst der Bestie schlagartig gestillt und ihr Körper auch den Hunger seiner menschlichen Seele befriedigt.
    Mit erschreckender Geduld hatte das Tier in ihm abgewartet, seine Beute beobachtet. Naham wusste, dass sie endlich bekommen würde, wonach sie seit ihrer ersten Begegnung verlangte. Und Selene auf diese Art und Weise zu besitzen, hatte Roven beinahe den Verstand geraubt.
    Verdammt noch mal …
    Er kannte sie erst seit wenigen Tagen und brauchte ihre Nähe wie die Luft zum Atmen. Das hier ging über ein körperliches Verlangen hinaus, hatte nichts mit akkadischem Hunger zu tun. Roven bezweifelte, dass er diese Gefühle bei einer anderen Frau empfinden würde. Allein der Gedanke bereitete ihm Unbehagen.
    Unvorstellbar.
    Der Akkadier hatte sich verliebt – in einen Menschen. Die Götter mochten ihm gnädig sein. Er liebte Selene. Mit Haut und Haar. Mit beiden Seelen und seinem ganzen Herzen.
    Sie musste es sein. Solan – seine Gefährtin.
    Und sie war sterblich.
    Es hätte ihn beunruhigen sollen. Doch die tiefe Befriedigung blieb. Als würde Selenes Blut sämtliche

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