SEELENGOLD - Die Chroniken der Akkadier (Gesamtausgabe)
Sorgen beseitigen.
Plötzlich zuckten seine Ohren und sein Instinkt schlug Alarm.
Eine Bedrohung.
Rovens Sinne horchten in jede Himmelsrichtung. Jemand war hier, in seinem Heim. Jemand, den er nicht kannte.
Er küsste Selene auf die Wange, stand auf und zog sich eine Jogginghose über.
Auf dem Flur wurde das Grummeln in seinem Magen deutlicher. Roven hörte zwei männliche Stimmen in der Eingangshalle. Naham knurrte. Sie entwickelte ein ausgeprägtes Territorialverhalten und Selene war der Auslöser dafür.
„Roven!“ Jus Stimme. Bei seiner Begleitung musste es sich um Jafar handeln.
Na toll!
In seinem Heim wimmelte es von Akkadiern.
Er teleportierte sich hinunter und stand zwei finster dreinblickenden Brüdern gegenüber. Jus leicht zurückweichendes Kopfzucken erinnerte Roven an ihre Auseinandersetzung vom Abend zuvor.
„Es geht dir besser“, stellte der Tibeter überrascht fest.
Und er hatte recht. Roven fühlte sich stärker als je zuvor, spürte eine außergewöhnlich ruhige Macht in sich und war klaren Verstandes.
„Du … hast dich verändert.“ Ju runzelte die Stirn.
Roven begann sich zu amüsieren. Wie gern er ihm von den Freuden der letzten Stunden berichten würde, nur um sein schockiertes Gesicht zu sehen.
„Da seid ihr also“, sagte er stattdessen.
Die Augen des Arabers zitterten. Sein Kiefer mahlte angestrengt. Die Hände krampften immer wieder und seine Atmung ging schnell. Eine tickende Zeitbombe. Es war die Bestie, die unter seiner Haut tobte. Und sie stellte eine Gefahr für Selene dar.
„Und du bist …“ Roven erwartete, dass er sich vorstellte. Doch der Araber schwieg. Seine Bestie hatte ihn im Griff, wahrscheinlich noch mehr, als es Rovens getan hatte, bevor Selene sie zähmte.
Er wollte zurück zu ihr, vermisste sie.
„Jafar“, erwiderte Ju und holte ihn aus seinen Gedanken zurück. „Er ist zur Unterstützung hier. Unser Bruder teilte mir mit, dass es sich beim Übermittler der Nachricht aus Island um … Danica handelt.“
Rovens Blut gefror zu Eis. Sie lebte.
„Das darf doch nicht wahr sein!“ All die Jahre. „Sie hat die ganze Zeit in Gefangenschaft verbracht? In Island? Das heißt, Assora hat zwei unserer Art in ihrer Gewalt?“ Er schüttelte den Kopf und sein Verstand begann zu arbeiten. Sie würden in die Schlacht ziehen. Schon bald. Und er müsste seine Gefährtin allein lassen.
Als Roven grimmig aufblickte, starrte Ju ihn prüfend an, als ob er damit eine Antwort auf die Frage bekäme, was Roven verändert hatte. Der Tibeter war sicher überzeugt gewesen, dass sein Bruder sich innerhalb eines Tages das eigene Fleisch zerfetzt hätte, oder irgendeinen Menschen oder was auch immer.
„So wie es aussieht, naht tatsächlich ein Krieg“, sagte Ju heiser. „Ich werde Noah kontaktieren und die Ahnen entscheiden lassen, was zu tun ist.“
Der Tibeter verschwand.
Roven bot Jafar erst gar nicht an, sich wie zu Hause zu fühlen. Was auch immer das bei dem Araber auslösen könnte, er wollte es nicht provozieren.
„Ich rieche einen Menschen.“ Jafar richtete seine Nase auf die obere Etage aus.
Roven riss die Augen auf und teleportierte sich in weniger als einem Augenzwinkern vor den Akkadier. Jafar wich gleichzeitig zurück und fauchte ihn an. Er glich einem Tier, das man in einen Käfig gesperrt hatte, und Roven kochte innerlich.
„Wage es nicht, auch nur in ihre Nähe zu kommen, Akkadier. Du bist hier Gast, aber auch nur, solange ich das dulde!“, knurrte er zurechtweisend. „Wenn du Nahrung brauchst – im Kühlschrank findest du Schweineblut.“
„Deine Hure interessiert mich nicht“, spie Jafar ihn an.
Rovens Pranke schloss sich um den Hals des Bruders und donnerte ihn gegen das Eingangstor, ehe er reagieren konnte. Jafars Iriskreise blitzten gefährlich auf. Doch Roven konnte er damit nicht einschüchtern.
„Nenn sie noch einmal … Hure und ich reiße dir die Eingeweide raus!“
Jafar verzog keine Miene und wich seinem Blick nicht aus. Aber nur zwei Sekunden später teleportierte er sich aus Rovens Griff hinaus und fort von Avenstone.
Mit einem Fluch donnerte Rovens Faust gegen das alte Holz des Tores, doch seine Wut flachte ab, sobald er an Selene dachte. Unglaublich, wie sehr ihn das beruhigte.
Alles, was er in diesem Moment tun wollte, war, zu ihr zurückzukehren und sie die ganze Nacht zu lieben. Er musste die Zeit nutzen, die ihnen blieb.
Sein Bett war leer, als er oben ankam. Selene hatte sich eine der dunkelblauen Decken um
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